Vorsichtig wird ein Balken angebohrt, um eine Holzprobe zu gewinnen. Foto: Seidt Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Der Klumppsche Hof in Heselbach: Historisches Gebäude nun sicher datiert

Der Klumppsche Hof gilt als einer der ältesten Bauernhöfe im oberen Murgtal. Jetzt wurde die Datierung, die sich am Haus befindet, durch eine Untersuchung des Gebälks bestätigt. Somit wurde ein weiterer Mosaikstein der Hausforschung im Nordschwarzwald hinzugefügt.

Baiersbronn-Heselbach. Der Klumppsche Hof ist einer der ehemaligen Lehenshöfe in Heselbach. Er liegt etwas unterhalb der Petruskiche mit ihrem romanischen Tympanon. Seine Lage auf einer Kuppe bietet nicht nur einen schönen Ausblick in die Umgebung, sondern man sieht auch rechtzeitig, ob sich Freunde oder gar Feinde dem Anwesen nähern. Auch von der Murg mit ihren sumpfigen Auen samt dem gefährlichen Hochwasser ist man hier oben weit genug entfernt. In der Nähe befindet sich eine Quelle, sodass auch die Wasserversorgung gesichert war.

Inschrift gibt Aufschluss über das Baujahr

Kein Wunder also, dass dieser Platz spätestens im Hochmittelalter besiedelt wurde. Der Lokalhistoriker Wilhelm Günter (1915 bis 2002) hat mit viel Akribie die Hofbesitzer erforscht und einen umfangreichen Stammbaum erstellt. Der älteste Familienname, den er mit Hilfe der Kirchenbücher herausfinden konnte, war Iltiß. Diese Familie lässt sich ab etwa 1580 bis 1666 auf dem Hof nachweisen. Danach kommen die Familien Frey, Finkbeiner, Rothfuß, Klumpp und wieder Finkbeiner. Der Name Klumppscher Hof hat sich aber bis heute gehalten und ist immer noch in Gebrauch.

Ein Nachweis für die Erbauungszeit des Gebäudes steht als Inschrift über der Stalltür und noch einmal über einem Fenster. Diese Jahreszahl wurde von Heimatforschern wie Albert Hiss oder Manfred Eimer als 1470 gelesen und auch so publiziert. Damit galt der Klumppsche Hof als ältester Bauernhof im Nordschwarzwald und darüber hinaus.

Der Zimmermann und Restaurator Stefan Seidt war fasziniert von der Vorstellung, dass hier der älteste Hof des ganzen Schwarzwalds stehen soll. Der bislang bekannte älteste Hof steht in Schluchsee-Fischbach und wird auf das Jahr 1499 datiert. Stefan Seidt wollte es nun genau wissen: Er nahm Kontakt mit den Besitzern auf und bekam die Erlaubnis, sich das Gebälk anzuschauen und auch fachmännisch untersuchen zu lassen. Der erste Eindruck der Balken im Dachstock war für ihn spannend: "So wie das aussah, hätte ich die Konstruktion auf das Jahr 1700 geschätzt, so plus minus 50 Jahre. Das Gebälk ist nahezu unversehrt, das Gebäude weist kaum Setzungen auf, und die Bauhölzer der gesamten Konstruktion sind bereits miteinander verzapft. Auch die Fachwerkwände im Inneren des Gebäudes sind nach der neuzeitlichen Abzimmerung errichtet." Die Verbindung zweier Holzbalken mittels Verzapfung kam erst um das Jahr 1500 in den Städten auf. In ländlichen Gebieten war immer noch die mittelalterliche Verblattung die übliche Konstruktionsweise. So ist zum Beispiel auf dem Seidtenhof, einer der Reichenbacher Höfe, die ganze Holzkonstruktion verblattet. Dieser Hof wird auf das Jahr 1555 datiert. Auch die Konstruktion des Rossberghofs in Schenkenzell-Kaltbrunn, der nachweislich 1805 erbaut wurde, ist noch komplett verblattet.

Um nun eine wissenschaftlich exakte Datierung zu bekommen, beauftragte Stefan Seidt ein Ingenieurbüro in Metzingen mit einer dendrochronologischen Untersuchung. Dabei werden Balken, bei denen noch die Baumkante erhalten ist, angebohrt. Und aufgrund der nun sichtbaren Jahresringe kann ganz genau festgestellt werden, wann das Holz für die Balken geschlagen wurde. Es wurden insgesamt fünf Proben an verschiedenen Stellen der Holzkonstruktion genommen. Dabei wurde festgestellt, dass alle Bäume im Winter 1569/1570 gefällt worden waren. Ein spektakuläres Ergebnis.

Doch wie passte das nun mit der Inschrift zusammen, die doch auf 1470 lauten sollte? Hier kam den Hausforschern nun eine andere Wissenschaft zu Hilfe, nämlich die der Inschriftenforschung. Im Jahr 2016 waren die zwei Bände "Die Inschriften des Landkreises Freudenstadt" erschienen. In diesem Werk werden auch die Inschriften des Klumppschen Hofes behandelt, und die Jahreszahl wurde als 1570 gelesen. Auch die Erforschung der Besitzerfamilien des Hofs von Wilhelm Günter geht nicht weiter zurück als bis zum Jahr 1580.

So steht nun fest, dass das Gebäude des Klumppschen Hofs im Jahr 1570 erbaut wurde und dass die komplette Holzkonstruktion des Gebäudes vom Erdgeschoss bis zum First noch im Original erhalten ist. Und noch etwas steht nun fest: Der Hof, der von seinen Besitzern liebevoll und mit großem Aufwand instandgehalten wird, ist eines der ersten gezapften Gebäude im oberen Murgtal.