Archäologen dokumentieren den zerstörten Brennofen der Glashütte im Buhlbachtal
Baiersbronn-Obertal. Der ehemalige Schmelzofen auf dem Gelände des Kulturparks Glashütte wurde von Archäologen im Auftrag des Landesdenkmalamts untersucht und dokumentiert. Ihr Gutachten wird Grundlage sein für die Entscheidung, was mit dem "Herz" der ehemaligen Glashütte geschieht."Das ist ein interessantes Ding", sagt Sören Frommer (43), freier Archäologe aus Tübingen, aufs Mittelalter und Glashütten spezialisiert. Mit Kollegin Julia Häußler ist er unter das Schutzdach gekrabbelt, das die "staubigen Brüder" über dem ausgegrabenen Brennofen, im September 2011 auf dem Gelände des Kulturparks Glashütte entdeckt, errichtet hatten.
Drei Tage lang säuberten und untersuchten die Spezialisten die Fundstelle und die Reste des gewaltigen Brennofens, der wohl noch mindestens drei Meter tief im Boden steckt, aufgebaut auf einem komplizierten System an Luftschächten.
Der Ofen war wohl insgesamt bis zu acht Meter hoch und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Glashütte geschlossen wurde, dem Erdboden gleich gemacht. "Es sieht fast so aus, als wäre das sehr behutsam geschehen, so als wollte man damals nicht ganz ausschließen, dass der Ofen noch einmal in Betrieb genommen wird", stellt Archäologe Frommer fest. Denn die Luftschlitze im Brennofen waren vorsichtig von Hand mit Steinplatten verfüllt.
Bei Grabarbeiten für Telefonkabel waren Arbeiter im September 2011 auf die Reste des Brennofens gestoßen. Dieser wurde zum Teil freigelegt. "Die Erschließung lief nicht gut", sagt Sören Frommer, der befürchtet, dass dabei manch archäologisch wertvolle Spur verloren ging. So hielt er sich dann auch nicht lange mit gründlicher Spurensuche in der Erde auf. Die Archäologen säuberten zunächst mit der Schaufel, dann mit der Kelle, schließlich mit dem Handbesen und dem Staubsauger die Reste des Ofens, dokumentierten sie fotografisch und legten penible Detailzeichnungen im Maßstab 1:20 mit Hilfe eines Pantografen an.
Es handelt sich – das war schon vorher bekannt – um einen so genannten Siemensschen Hafenofen mit Regenerationsfeuerung. Mit diesem wurden beim Verbrennen eines Gemischs aus Luft und Steinkohle-Gas Temperaturen bis zu 1400 Grad erreicht. Diese reichten aus, um das Gemenge aus Holzasche, Stein und Scherben zum Schmelzen zu bringen. Die Glasbläser arbeiteten direkt am oder auf dem Ofen. Die Archäologen entdeckten an der dem Gesteinsmahlhaus zugewandten Seite eine Besonderheit: eine offensichtlich an den Ofen angebaute Kühlkammer, in der die fertig geblasenen Flaschen und Glasprodukte sehr langsam abgekühlt wurden, gewärmt von der Abluft des Ofens.
Was geschieht nun mit dem alten Glashütten-Herz? An eine Lösung aus eigener Kraft wagt Dora-Luise Klumpp, Vorsitzende des Fördervereins Kulturpark Glashütte, gar nicht zu denken: "Wir haben ja auch noch den ›Löwen‹ und wissen nicht, wie der zu finanzieren ist", bringt sie das ehemalige Gasthaus auf dem Kulturpark-Areal in Erinnerung. Sie hofft beim Brennofen auf eine gemeinsame Entscheidung mit dem Landesdenkmalamt Karlsruhe, das den Archäologen Sören Frommer beauftragt hatte. Der mag auch keine Empfehlung abgeben: "Letztlich wird es auf die Frage hinauslaufen, ob man den Brennofen auf irgendeine Weise sichtbar und zugänglich macht oder ob man versucht, ihn zu konservieren", bleibt er diplomatisch. Zum Gelände der Glashütte aber meint er: "Man hat hier einen Schatz unter dem Boden. Die wahrscheinlich größte Glashütten-Anlage im Schwarzwald, die mit ihren vielfältigen Einrichtungen über 150 Jahre Geschichte geschrieben hat." Mit Ausgrabungen ließen sich seiner Meinung nach neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen. Dies aber sei mit "sehr viel Zeit und sehr viel Geld verbunden".