Autorin Sandra Hoffmann und ihr Kollege Walle Sayer aus Horb. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Literaturtage: Sandra Hoffmann erntet bei Lesung aus ihrem Roman "Paula" viel Applaus

Die mehrfach ausgezeichnete Autorin Sandra Hoffmann war zu Gast im Morlokhof in Mitteltal. Bei der Lesung der Literaturtage Nordschwarzwald las sie vor rund 70 Zuhörern aus ihrem Buch "Paula", ein Erinnerungsbuch über das Schweigen.

Baiersbronn-Mitteltal. Die Volkshochschule hatte die Lesung an den Morlokof in Mitteltal gebracht, ein Ort, der Historie und Vergangenheit ausstrahlt, passend zu den autobiografischen Zeilen, die Sandra Hoffmann ihrem Publikum präsentierte.

Schriftsteller Walle Sayer stellte die 1967 in Oberschwaben geborene Schriftstellerin Sandra Hoffmann und ihr Werk vor. Sie lebt als freie Autorin in München und hat mehrere Bücher geschrieben. Sandra Hoffmann arbeitete für den Rundfunk und für verschiedene Zeitungen. Die vielfach ausgezeichnete Autorin wurde 2018 mit dem Hans-Fallada-Preis geehrt. Ihr aktuelles Werk, das Kinderbuch "Das Leben spielt hier", wird in den nächsten Tagen bei Hanser erscheinen.

"So eine schöne Einführung habe ich noch kein einziges Mal bekommen", schwärmte Sandra Hoffmann nach den einfühlsamen Worten Walle Sayers. Das Erinnerungsbuch sei gelungen und arbeite die ganz persönliche Beziehung Sandra Hoffmanns zu ihrer Großmutter heraus, hatte Sayer vor der Lesung festgestellt.

"Hätte meine Großmutter nicht so durchdringend geschwiegen, wäre ich keine Schriftstellerin geworden", sagte Sandra Hoffmann vor der Lesung und baute damit die entsprechende Spannung beim Publikum auf. Ihre Großmutter Paula lebte 1915 in einem oberschwäbischen Dorf und machte stets ein Geheimnis daraus, wer der Vater ihrer Tochter ist. Dieses Geheimnis nahm sie mit ins Grab.

Ein Karton mit alten Familienfotos veranlasste ihre Enkelin, Sandra Hoffmann, zur Spurensuche nach ihren Wurzeln. Mit ihrer klaren Sprache, mit der sie eine Fülle von Bildern erschafft, verstand es Sandra Hoffmann, ihre Zuhörer in die Vergangenheit zu entführen. Sie skizzierte das Leben des heranwachsenden Mädchens, das sie selbst einst war, in einem Haus, in dem es sich nicht wohlfühlt. "Ein Haus, in dem in jeder Ritze das Schweigen lebt", ein Haus, "in dem nichts besser wird". Das hartnäckige Schweigen der Großmutter hat sie geprägt, und die Distanz, auch zu ihrer Mutter, lassen sie einsam und fremd erscheinen. Am Ende gab es viel Beifall, und die Autorin hatte beim Signieren ihrer Bücher am Büchertisch von Osiander einiges zu tun.