Konzert: Keyboarder Martin Martino Gerschwitz rockt das "Schaukelpferd"

Keyboard, Gesang und Violine, nicht nur als Solo-Musiker, sondern auch mit Größen wie Iron Butterfly, John Bon Jovi, Walter Trout Band oder Eric Burdon & The Animals, davon erzählt die Vita von Martin Martino Gerschwitz. Im "Schaukelpferd" sorgte er für einen Gig der Extraklasse.

Baiersbronn. Seit mehr als 20 Jahren ist der Ausnahme-Keyboarder Gerschwitz solo unterwegs und tourt mehrmals im Jahr durch Deutschland. Große Konzerte mit über 100 000 Besuchern sind heute nicht mehr sein Ding, er spielt lieber vor kleinem Publikum und liebt dabei die "Hautnah-Atmosphäre" und die Begegnung mit den Gästen, so auch in Baiersbronn.

Diesmal trat der gebürtige Solinger Martin Martino Gerschwitz, der seit mehr als 30 Jahren in den USA lebt und dort seinen musikalischen Traum verwirklicht hat, inmitten des laufenden Gaststättenbetriebs auf und brachte die Stimmung der Gäste zum Glühen. Titel wie "The House of the Rising Sun" oder der Beatles-Hit "Norwegian Wood" standen dabei ebenso auf seiner Set-Liste wie seine eigene Bar-Version der "Rhapsody in Blue" – von seinem Nicht-ganz-Namensvetter Gershwin. Dazwischen erzählte Martin Martino Gerschwitz aus seinem Leben und davon, welchen Weg sein Traum vom Musikerdasein in den USA genommen hatte. Dabei schilderte er auch so manch kuriose Story.

Nichts ausgelassen im Leben

Gerschwitz hat nichts ausgelassen in seinem Leben. Er sang eigene Songs mit Geschichten, die sein Leben schrieb, und hatte Lieder mitgebracht aus Zeiten, die er mit bekannten Rockgrößen auf Bühnen vor einem riesigen Publikum erlebt hat.

Im zweiten Set ging es los mit "Please don’t let me be Misunderstood" und Songs von Nina Simon und Van Halen. Dann erzählte Gerschwitz von seiner Zeit als Vorgruppe von Bon Jovi und wie er kurzfristig eingesprungen ist, als dessen Keyboarder erkrankte. Gerschwitz war mit Meat Loaf auf Tournee in den Emiraten und in Dubai und sang mit ihm vor 150 000 Leuten "Heaven can Wait".

Zwischen den Erzählungen spielte er das Mozart-Rondo "Alla turca" und auch ein bisschen "Kleine Nachtmusik" sowie aus der Feder von Johann Sebastian Bach die "Toccata in d-Moll". Spätestens jetzt konnten die Gäste sich von Gerschwitz’ klassischer Klavierausbildung überzeugen, ein begnadeter Vollblutmusiker, der neben dem Klavier auch die Violine virtuos beherrscht und auch die amerikanische Nationalhymne zum Besten gab.

Immer wieder spielte er Songs aus seiner Feder und seinen Alben wie "You’re Never too Old" oder "Sometimes isn’t Always" mit Geschichten, die sein Leben schrieb, und genoss dabei den Austausch mit dem begeisterten Publikum. Gerschwitz ist noch mehrere Wochen deutschlandweit auf Tour, bevor er wieder zurück nach Kalifornien fliegt. "Im November komme ich wieder nach Deutschland", kündigte er an.

Bei seinem Auftritt in Baiersbronn stand auch "In-A-Gadda-Da-Vida" auf dem Programm, der Song mit dem die legendäre Psychedelic-Rock-Band "Iron Butterfly", mit der er als Keyboarder und Sänger unterwegs war, berühmt wurde. Das sollte der Abschluss-Song des sympathischen Musikers werden, doch das Publikum ließ ihn nach der Zugabe "Backyard full of Friends" noch nicht ziehen. Auf Wunsch folgten "A whiter Shade of Pale" und "Imagine" von John Lennon. Heftige Beifallsstürme begleiteten Gerschwitz von der Bühne.

Kurz vor Mitternacht ruhten die Musikinstrumente, und Gerschwitz nahm sich noch Zeit für die Gäste. Unter ihnen war auch ein früherer Mitschüler, der mit Gerschwitz Abitur gemacht und eigens zu diesem Abend einen weiten Anfahrtsweg auf sich genommen hat.