Am dritten Tag der Baiersbronn Classic waren die Motorräder an der Reihe: in diesem Jahr insgesamt 66 Motorräder, davon elf Gespanne. Die älteste Maschine war über 100 Jahre alt.
Traditionsgemäß findet im Rahmen der Baiersbronn Classic der „Ruhestein Bergpreis für Motorräder“ statt: eine Gleichmäßigkeitsprüfung für Klassiker bis Baujahr 1975. Die Motorräder starten am historischen Originalstartplatz im Baiersbronner Obertal. Dort, wo am 21. Juli 1946 das Ruhestein-Bergrennen erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg Motorsportgeschichte schrieb. Im nächsten Jahr feiert das Rennen sein 80-jähriges Bestehen. Schon jetzt planen die Verantwortlichen, das Event entsprechend in Szene zu setzen.
Bereits früh herrschte am letzten Tag der Classic Trubel im Fahrerlager der Motorräder. Ecke Möhrle hatte die Rennleitung im zweiten Jahr inne und gab den Teilnehmern die letzten Anweisungen: „Ihr dürft die Startnummer behalten. Das ist die gute Nachricht.“ Es sei eine Spaßveranstaltung und kein Rennen, mahnte er die Teilnehmer, sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten.
Renntag gleicht einem Familienausflug
Die Stimmung war gut, die große Motorradfamilie vereint, es wurde gescherzt und gefachsimpelt. Für Familie Broß glich der Renntag einem Familienausflug. Gleich drei Familienmitglieder waren am Start. Vater Andreas, der bis auf ein Rennen immer dabei war, sprach von einer super Veranstaltung. „Alte Motorräder sind unser Hobby und die ganze Familie zieht mit.“
Mit dabei waren seine Kinder Tina und Luis Broß, die ebenfalls begeisterte Motorradfans sind und mit ihren liebevoll gepflegten Zweirädern auch an den Wochenenden unterwegs sind. „Jeder fährt Motorrad bei uns in der Familie. Wir sind hier dabei, weil es einfach ein schöner Tag im Jahr ist“, sagte Tina Broß. Mit den Startnummern 59, 60 und 62 starteten die Familienmitglieder fast im Team, dabei fuhr Luis Broß das älteste Motorrad der Familie – eine NSU 301 T aus dem Jahr 1929.
Die älteste Maschine
Nur noch zwei ältere Zweiräder waren am Start. Lutz Degenkolb aus Alpirsbach – ein alter Bekannter, der schon bei fast allen Classic-Fahrten dabei war und immer auf wechselnden Motorrädern startete – ging dieses Jahr mit der Startnummer 65 und der ältesten Maschine, einer Triumph 500 Trusty aus dem Jahr 1912, an den Start.
Die Rarität mit Riemenantrieb hatte er von einem Sammler aus dem Harz erworben. „Das Motorrad hat keine Gangschaltung. Es ist schon anspruchsvoll, so eine Maschine zu fahren“, erklärte er.
Eine Axt für den Fall der Fälle im Rucksack
Kurios war auch sein Rucksackinhalt, den er auf die Strecke mitnahm: eine Axt, um Harz aus der Baumrinde zu schlagen, falls der Riemenantrieb streikt. „Früher haben die Fahrer das Baumharz auf den Riemen aufgetragen, um so eine bessere Haftung zu haben“, erklärte Degenkolb. Er und lobte die Veranstaltung, aus der er schon einmal als Sieger hervorgegangen war, allerdings nicht auf einem Zweirad, sondern mit einem Gespann.
Rennleiter Ecke Möhrle zog ein zufriedenes Fazit: Mit insgesamt 66 Motorrädern, davon elf Gespanne, die am Start waren, sei das Starterfeld mehr als ausgefüllt gewesen. Eine Warteliste musste erstellt werden. Insgesamt waren 29 unterschiedliche Motorradmarken nach Obertal zur Classic gekommen.
Die Sieger
Den Sieg bei den Männern holte Jürgen Kienzle auf einer MZETS 250 aus dem Jahr 1972, bei den Frauen gewann Theresa Daneyko auf einer NSU Superlux aus dem Jahr 1955. Sieger bei den Gespannen wurden Robin Schneider und Matts Schäfer auf einem BMW R51/3 Gespann aus dem Jahr 1954.