Noch am Montag rauchten die Trümmer des rund 230 Jahre alten Gebäudes. Foto: dpa

Feuerwehrkommandant: "Es kann jederzeit noch mal losgehen." Nachlöscharbeiten dauern an. Mit Video

Baiersbronn-Tonbach - Der Brand im historischen Trakt der "Traube Tonbach", der auch das Drei-Sterne-Restaurant "Schwarzwaldstube" und das Ein-Sterne-Restaurant "Köhlerstube" zerstört hat, hielt ein Großaufgebot der Feuerwehr mehr als 30 Stunden lang auf Trab. Es entstand Millionenschaden, Menschen wurden nicht verletzt. 

Noch am Montag rauchten die Trümmer des rund 230 Jahre alten Gebäudes, das durch die "Schwarzwaldstube" international einen Namen hat. Zum vorerst letzten Mal züngelten die Flammen um 5.30 Uhr noch einmal hoch, mehr als 26 Stunden nach Ausbruch des Feuers. "Es kann jederzeit noch mal losgehen", so Martin Frey, Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Baiersbronn.

Flammen lodern erneut auf

Die Nachlöscharbeiten und die Brandwache dauern auch den gesamten Montag über noch an, bis in den späten Nachmittag hinein. Für die Einsatzkräfte ist es eine enorme Belastung, allein schon durch die Dauer, aber auch die Kälte. Im Schichtbetrieb lösten sich die Kräfte ab. "Gegen 22 Uhr am Sonntag haben wir die Hälfte der Mannschaft abgelöst, und dann noch einmal um 4 Uhr morgens", so Frey. Er ging am Montagmorgen davon aus, dass die letzte Abteilung abends gegen 22 Uhr abgezogen werden könne.

Aus seiner Sicht hat der Einsatz sehr gut funktioniert. Rund 150 Feuerwehrleute aus der Gesamtgemeinde waren vor Ort, dazu zwei Fahrzeuge mit ihren Besatzungen aus Freudenstadt und Waldachtal. Unter anderem von drei Drehleitern aus wurde der Großbrand bekämpft. Die Abteilungen Schönmünzach und Obertal blieben außen vor, um den Grundschutz in der Gemeinde sicherzustellen und bei Bedarf zu anderen Notfällen ausrücken zu können.

Einsatz im Schichtbetrieb

Die Feuerwehr in der Gesamtgemeinde mit etwa 15.800 Einwohnern verfügt über rund 280 Kräfte und viel Erfahrung. "Brände dieser Größenordnung hatten wir schon mehrere", so Frey, der seit 14 Jahren Kommandant ist. Auch übe die Feuerwehr regelmäßig im engen Tonbachtal mit seinen großen Hotelkomplexen und seiner Sackgassen-Situation. Das habe sich jetzt ausgezahlt.

Auch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen habe sehr gut funktioniert. Mit dabei waren der Rettungsdienst mit weiteren 50 Kräften der Rot-Kreuz-Ortsvereine Schönmünzach, Freudenstadt, Dornstetten, Loßburg und Wittendorf sowie Notarzt, ferner die Bergwacht Obertal und Kreisbrandmeister Frank Jahraus. Medizinische Versorgung war glücklicherweise nicht notwendig. Laut Mitteilung des Polizeipräsidiums Nordschwarzwald gab es keine Verletzten. Eine Erstinformation, wonach eine Person eine Rauchgasvergiftung erlitten habe, habe sich als nicht zutreffend herausgestellt. Vorsorglich seien in der Nacht 63 Menschen über einen Flur aus dem angrenzenden Hotelgebäude evakuiert worden, darunter die Urlauber aus dem Gästehaus "Kohlwald" mit seinen 23 Zimmern.

Zu retten war der historische Trakt der "Traube Tonbach" nicht mehr. Der Alarm wurde am Sonntagmorgen um 3.08 Uhr ausgelöst, vom Brandmeldesystem. Als die ersten Kräfte eintrafen, quoll bereits schwarzer Rauch aus dem Gebäude. Laut Frey sei das Gebäude kurz darauf in Vollbrand gestanden. Das Löschwasser sei dem örtlichen Netz entnommen und aus dem Tonbach gepumpt worden. Laut Kommandant hätte das Wassernetz alleine nicht ausgereicht, um die Versorgung sicherzustellen. "In der Akutphase wurden 5000 Liter pro Minute benötigt", so Frey.

Polizei, Kreisbrandmeister, Bürgermeister Michael Ruf und die Inhaberfamilie der "Traube Tonbach" lobten die Arbeit der Feuerwehr als rasch und professionell. "Wir möchten uns von Herzen für das schnelle Eingreifen der Einsatzkräfte und die große Anteilnahme von unseren Gästen und vielen Mitarbeitern, die heute Nacht vor Ort im Hotel mit uns ausgeharrt haben, bedanken", so Hotelinhaber Heiner Finkbeiner. "Das Allerwichtigste ist, dass niemand verletzt wurde".

Qualmwolke weit zu sehen

Glücklicherweise beherberge das historische Stammhaus keine Gästezimmer und sei nachts ungenutzt. Das Haupthaus des Luxushotels auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit dem Großteil der Gästezimmer und Suiten, der Lobby, dem Hauptrestaurant Silberberg sowie dem Spa und Ressort wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen. Wegen des starken Rauchs wurden die angrenzenden Bewohner dazu aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der Qualm zog teils talwärts und war bereits von der Murg aus zu sehen. Die Gäste des evakuierten Hoteltrakts konnten ihre Zimmer wieder beziehen, so die Polizei am Montag.

Wie groß der Schaden ist, lässt sich im Moment nicht beziffern. Auf jeden Fall geht er in die Millionen. Vernichtet wurden insgesamt drei Restaurants, die Wäscherei und mehrere Büros von Angestellten. Am Montagmorgen trafen Vertreter der Versicherung vor Ort ein. Noch unklar ist die Ursache des Brandes. Unbestätigten Informationen zufolge soll das Feuer im Küchenbereich ausgebrochen sein. Laut Polizei werde ein Brandsachverständiger hinzugezogen, was bei Bränden dieser Größenordnung eine übliche Vorgehensweise sei. Allerdings sei es für den Experten bislang aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen, die Brandruine zu betreten. Im Verlauf des Montags solle neu bewertet werden, ob es möglich sei, die Untersuchungen am direkten Brandort aufzunehmen.

Französisches TV vor Ort

Das öffentliche Interesse an dem Unglück war durch die internationale Bekanntheit des Hauses - die "Schwarzwaldstube" ist seit mehr als 25 Jahren mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet - enorm. Zeitweise zehn Fernsehteams waren zeitgleich vor Ort, darunter ein Sender aus Frankreich. Auch in der Gastronomie-Branche war die Anteilnahme groß. Die Kollegen von den Hotels Bareiss und Tanne versorgten die Einsatzkräfte mit Essen und Getränken. Der Parkplatz Heckenteich war voll mit Zaungästen, die die Einsatzkräfte jedoch nicht an der Arbeit behinderten. Ohnehin war der Brandort abgeriegelt. Kommunalpolitik sowie Vertreter von Gastronomie und Hotellerie reagierten mit Betroffenheit auf das Unglück.

Ersatz soll her

Hotelchef Heiner Finkbeiner will für das Restaurant schnell einen Ersatz anbieten. "Wir werden eine Zwischenlösung finden, in der wir auf hohem Niveau kochen", sagte er am Montag. Es solle eine Interimslösung sein. Wenn alles nach Plan laufe, könne bereits übernächste Woche die Brandruine des rund 230 Jahre alten Stammhauses des Hotels Traube Tonbach in Schwarzwald abgerissen werden.

"Wir werden dort Neues aufbauen, wieder mit einem Top-Restaurant und wieder mit einer Bauernstube", sagte Finkbeiner.

Der Unternehmenschef sprach von einer bereits wieder sehr guten und optimistischen Stimmung bei den Mitarbeitern. Er berichtete von zahlreichen Gäste-Reaktionen aus dem In- und Ausland. "Es hilft nicht, aber es berührt einen und treibt einen zum Weitermachen."