Das Bauteam aus Deutschland zusammen mit den afrikanischen Helfern. Foto: Klumpp Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Handwerker leisten in Burundi ganze Arbeit / Männer bauen überdimensionalen Ofen für Waisenhaus

Baiersbronn. "Als wir fertig waren mit Richtspruch und Zimmermannsklatsch und sie begonnen haben zu singen und zu trommeln, da sind uns schier die Tränen gekommen. Da war das Gefühl, Du bist jetzt in Afrika." Wenn der Baiersbronner Zimmermeister Ernst Schleh von der jüngsten Aktion des Vereins Helfende Hände in Burundi erzählt, dann schwingt jede Menge Emotion mit.

Es ist geschafft: Mit Spenden in Höhe von insgesamt 25 000 Euro, die unter Federführung der Zimmerei Schleh gesammelt worden waren, wurde für ein Waisenhaus in der burundischen Stadt Nyabiraba, in dem rund 60 Kinder leben, ein Küchen- und Waschhaus ermöglicht. Das Gebäude war schon vor der Reise der Truppe von Einheimischen selbst gebaut worden – finanziert mit den Spenden aus Deutschland. Nun folgte das Herzstück des Hauses – ein großer Ofen, von Handwerkern aus Baiersbronn und Waldkirch gebaut. Aber nicht nur beim Ofenbau machte sich die Truppe nützlich.

Neugierige Kinder als Zaungäste

Vier Personen gehörten zum Team der Ofenbauer: die Ofenbaumeister Christoph Steudinger aus Baiersbronn und Niklas Cybulla aus Waldkirch sowie die Zimmerleute Jonas Klumpp und Tobias Finkbeiner von der Zimmerei Schleh.

Das zweite Team waren quasi die Allrounder: Günter Seibold aus Waldachtal, Vorsitzender des Vereins Helfende Hände, sowie aus Baiersbronn der Bauhandwerker Fritz Kirschenmann, Mechaniker-Meister Karl-Friedrich Steudinger und Ernst Schleh. Ihre Aufgaben: die Wasserleitung vom Ofen zum Waschhaus im Nebenraum legen, Fliesen legen, Waschtische installieren und alles reparieren, was im Waisenhaus irgendwie kaputt war. Ebenfalls mit dabei: die Baiersbronner Fotografin Ulrike Klumpp.

Zwei Wochen haben die Arbeiten für den Ofen gedauert – oft beobachtet von einer ganzen Horde neugieriger Kinder. Aber es ist auch nicht einfach nur irgendein Ofen. Es sei kein Mercedes und auch kein BMW, sondern der Rolls-Royce unter den Öfen, habe Karl-Friedrich Steudinger gesagt, erzählt Ulrike Klumpp und lacht.

4,50 Meter breit und 1,30 Meter tief ist der mit Holz befeuerte Ofen, der nun die früheren primitiven Feuerstellen ersetzt. Er ist nicht nur zum Kochen da, sondern heizt mit der Abwärme zugleich Wasser in einem 350-Liter-Tank für das Waschaus im Nebenraum, in dem der Abwasch und die Wäsche gemacht werden können. "Die drei Herdplatten und die Ofentüren sind das einzige, was industriell gefertigt wurde", sagt Christoph Steudinger, alles andere sei gemauert. 800 Kilogramm allein an Mörtel, drei Tonnen Schamott-Steine und drei Tonnen Lehmziegel – grob geschätzt – hätten sie verbaut, der größte Ofen, an dem er je gearbeitet hat.

So ungewöhnlich der Ofen, so ungewöhnlich das zweite Richtfest für das Küchenhaus – diesmal mit deutscher Beteiligung, mit Richtspruch und Zimmermannsklatsch und mit dem Baiersbronner Feuerwehrlied Watsche-Wulle, das die Murgtäler nun auch in Burundi bekanntgemacht haben. Nach dem Lied hätten sie darum gebeten, dass auch die Afrikaner singen, erzählt Ulrike Klumpp. Und das taten sie dann auch, mit so viel Inbrunst, dass es selbst gestandenen Handwerkern die Gänsehaut über den Rücken trieb. Ulrike Klumpp, Christoph Steudinger und Ernst Schleh könnten wohl Seiten füllen mit dem, was sie und ihre Mitstreiter in Burundi erlebt haben. Steudinger erzählt von den Frauen, die den Ofensetzern die Schürzen gewaschen haben, und Ulrike Klumpp davon, wie eine von ihnen das erste Mal einen Wasserhahn im Waschhaus aufgedreht hat und ganz erstaunt war, dass heißes Wasser aus dem Hahn kommt.

Haben sie neben der Arbeit auch Zeit für ein bisschen Afrika-Tourismus gehabt? Ja, sie haben den Markt in Gitega besucht und die Royal Drummers of Burundi in Gishora, die auch schon auf Tournee in Europa waren und extra für die Gäste aus Deutschland eine Trommel-Vorstellung gegeben haben. Nochmal ein echtes Erlebnis – afrikanische Musik, "ein paar weiße Nasen und der Blick ins weite Land".

Die Helfer haben viel in Afrika zurückgelassen. Sie hoffen, dass es Früchte trägt, dass es dazu dient, das Leben in dem Waisenhaus leichter zu machen. Aber sie haben auch viel mitgenommen, Einblicke in ein Leben, das so ganz anders ist als das in Deutschland, Einblicke in ein Land, das geprägt ist von Armut und der instabilen innenpolitischen, wirtschaftlichen und kritischen menschenrechtlichen Lage. Was die Helfer besonders beeindruckt hat? Es sind die Menschen, zum Beispiel Pater Leopold, der das Kinderheim leitet und versucht, es immer ein bisschen besser zu machen. Oder der kleine Jesus, ein fröhlicher zweieinhalbjähriger Junge. Auf Fotos, die ihn mit sieben Monaten zeigen, seien seine Oberschenkel so dünn wie die Finger eines Mannes. Einer der Handwerkertruppe erwägt, für Jesus eine Patenschaft zu übernehmen.

Diese Menschen und ihre Schicksale sind es, die die Helfer antreiben. Wenn es gelinge, Menschen in Afrika dabei zu unterstützen, eine Heimat zu schaffen, in der sie leben können, dann blieben sie auch dort, stellt Schleh fest. Deshalb sei Entwicklungshilfe wichtig. "Entwicklungshilfe im Kleinen", nennt Ulrike Klumpp das. Gerade solche kleinen Aktionen trügen dazu bei, den Menschen Hoffnung zu geben.

Das Projekt Küchenhaus ist abgeschlossen, der Ofen ist fertig und funktioniert. Pater Leopold soll darauf achten, dass er auch in Zukunft nur mit trockenem Holz befeuert wird, damit er lange seinen Dienst tut.

Dass der überdimensionale Ofen gute Dienste leistet, haben die Handwerker selbst getestet und dabei zugleich gezeigt, dass Kochen hierzulande nicht unbedingt nur Frauensache ist. Zum Abschluss haben sie das ganze Waisenhaus bekocht, mit Nudeln, Erbsen und Möhren, mit Schwarzwälder Speck und burundischen Eiern.

Nächstes Ziel bereits ins Auge gefasst

Der Herd sei auch von den Frauen, die sich um die Kinder kümmern, gleich angenommen worden, erzählt Christoph Steudinger. Kurz vor der Abreise habe er noch einmal ins Küchenhaus geschaut. "Zwei Töpfe standen auf dem Ofen und haben vor sich hingebrodelt."

Das Kinderheim wollen die Helfer weiter unterstützen. Das nächste Ziel haben sie bereits ins Auge gefasst – ein Auto für Pater Leopold. Deshalb sind auch schon die nächsten Aktionen geplant.

Weitere Informationen: www.zimmerei-schleh.de