Die Fütterung steht an: Da lassen sich die Tiere von Jan Meirle (Bild oben rechts) und Wolfgang Eitel nicht zweimal bitten. Fotos: Hebel Foto: Hebel

Tiere: Wildgehege sind für Jung und Alt ein Anziehungspunkt / Ehrenamtliche Helfer im Einsatz

Kaum nähert sich Wolfgang Eitel mit dem Auto dem Sankenbach-Gehege, spitzen die Tiere die Ohren und bewegen sich zielstrebig Richtung Futterhütte. Eitel betreut das Gehege in seiner Freizeit und kennt die Tiere schon seit Jahren.

Baiersbronn. Von den sechs Wildgehegen auf Baiersbronner Gemarkung gehören zwei der Gemeinde Baiersbronn: das Gehege im Sankenbachtal und das im Ellbachtal in Mitteltal. Seit Beginn des Jahres bewirtschaftet die Gemeinde diese beiden Wildgehege, für die zuvor das Kreisforstamt Freudenstadt zuständig war, selbst. Die anderen Gehege werden von verschiedenen Betreibern unterhalten.

Im Zuge der neuen Zuständigkeiten ist seit dem 1. Januar 2019 Jan Meirle als stellvertretender Forstbereichsleiter neben seinen Aufgaben für den Wald auch für die beiden Gehege verantwortlich. Unterstützt wird er durch "je eine gute Seele pro Gehege" – im Sankenbachtal kümmert sich Förster Wolfgang Eitel ehrenamtlich um die Tiere, im Ellbachtal Helmut Schmidt. Insgesamt 25 000 Euro lässt die Gemeinde sich die Wildgehege im Jahr kosten.

Das Wildgehege im Sankenbachtal bietet mit einer Größe von zweieinhalb Hektar neun Tieren ein Zuhause. Unter den Tieren ist auch ein ausgewachsener Hirsch, den Wolfgang Eitel Wuschel nennt. Momentan werde der Hirsch häufig von einem kleinen Spießer herausgefordert, sagt Wolfgang Eitel. Das junge Tier hat zurzeit einen entscheidenden Vorteil: Der Hirsch hat vor kurzem sein Geweih abgeworfen.

Als Spießer bezeichnet man die einjährigen, männlichen Tiere, die in den Gehegen in der Regel vor der Brunftzeit entnommen werden müssten, da es sonst zu Konkurrenzverhalten unter den Hirschen kommen würde, erklärt Eitel. Dabei werde versucht, die Tiere möglichst an andere Gehege zu vermitteln. Doch manchmal klappe das leider nicht. Überhaupt müsse regelmäßig dezimiert werden, ergänzt Meirle. Es kämen jedes Jahr neue Kälber auf die Welt, aber die Größe des Geheges lasse nur eine gewisse Zahl an Tieren zu, und Rotwild könne bis zu 18 Jahre alt werden.

Bei den Tieren im Sankenbachgehege handle es sich ausschließlich um Rotwild, wie auch in den meisten anderen Gehegen, sagt Meirle. Eine Ausnahme bilde das Wildgehege Eulengrund in Mitteltal, in dem auch Damwild lebe. Zudem gebe es zwei Rehe im Ellbachgehege, die aber nur durch einen Zufall in das ansonsten aus Rotwild bestehende Rudel integriert worden seien. Zwei Rehkitze ohne Mutter, die gefunden worden waren, wurden im Gehege großgezogen. Helmut Schmidt, ehrenamtlich zuständig für das Gehege Ellbachtal, habe zu Beginn alle zwei Stunden nach den Kitzen gesehen, erzählt Meirle. Das Zusammenleben der zwei Rehe mit dem Rotwild funktioniere weitaus besser als erwartet. Im Allgemeinen werden die Tiere einmal jährlich vom Tierarzt untersucht und einmal täglich gefüttert. Im Gehege Sankenbach übernimmt das Wolfgang Eitel, Förster und Waldpädagoge. Nicht alle wollen allerdings sofort fressen. Der große Hirsch wolle immer zuerst gestreichelt werden, erzählt Eitel, der sich schon lange ehrenamtlich um die Tiere kümmert. Als Gras- und Raufutterfresser werde das Rotwild hauptsächlich mit Hafer, Mais, Heu und Karotten versorgt. Bei Fütterungen mit Grundschulklassen könne aber auch schon mal ein Stück Zuckerrübe herausspringen.

Führungen auf Anfrage

Im Sinne der Waldpädagogik hält Eitel es für wichtig, die Kinder an Natur und Tiere heranzuführen. Auf Nachfrage bietet er deshalb Führungen mit Fütterung für Grundschulklassen aus Baiersbronn an. Und im Rahmen des Kinderferienprogramms hat er schon bis zu 60 Kinder zum Wildgehege begleitet. Die Kinder seien immer begeistert bei der Sache, erzählt Eitel und, was ihn besonders freut: "Da hat man mal kein Handy in der Hand."

Ob Kinder oder Erwachsene, Einheimische oder Touristen – für alle sei die Begegnung mit den Tieren stets eine bereichernde Erfahrung. Auch viele Franzosen, vor allem aus dem Elsass, würden das Wildtiergehege besuchen, das so häufig zu einem Ort werde, an dem Menschen miteinander ins Gespräch kommen.

Besuche der Wildgehege sind das ganze Jahr über möglich. Dabei betont Jan Meirle, dass die Besucher auf das Füttern der Tiere verzichten sollten. Vor allem Brot sei nicht geeignet.