Hermann, Britta und Hannes Bareiss machen auf die Nöte des Gastgewerbes aufmerksam. Foto: Hotel Bareiss

Hoteliersfamilie will Fokus auf die Sorgen der gebeutelten Hotellerie und Gastronomie lenken.

Baiersbronn-Mitteltal - Freude über den Neustart auf der einen Seite, drängende Sorgen auf der anderen: Hannes Bareiss, Juniorchef des Hotels Bareiss, sieht die Branche noch mitten in der Krise. Und deshalb macht sich die Hoteliersfamilie stark für die Hotellerie und Gastronomie.

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72 Tage lang – vom 18. März bis zum 29. Mai – war das Hotel Bareiss, eines der führenden Ferienresorts in Europa, geschlossen, inklusive der Restaurants in den Hotels. "Pfingsten war eigentlich gut gebucht, aber nicht sehr gut und nicht vergleichbar mit den Vorjahren", sagt Hannes Bareiss. Denn zum einen seien die Menschen zum Teil noch verunsichert, zum anderen seien da die zahlreichen Auflagen.

Brief an Landesvater und Bundeskanzlerin

Er, seine Frau Britta und sein Vater Hermann wollen die Lage der Branche in den Fokus rücken. Sie seien überzeugt, dass die geltenden Auflagen richtig sind, aber wollten auf die Probleme der Branche aufmerksam machen. Für die hatte sich die Familie schon zu Beginn der Krise eingesetzt, auch weil sie darum gebeten worden war.

Am Tag nach der Anordnung der Landesregierung zum Shutdown hatte sich die Hoteliersfamilie in einem Brief unter anderem an Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Mitglieder der Landesregierung und an den Bundesbeauftragten für Tourismus und Mittelstand gewandt und sich dafür eingesetzt "für unserer Branche so schnell und so unbürokratisch wie möglich alle wirtschafts- und finanzpolitischen Mittel und Möglichkeiten freizusetzen, diese Überlebenskrise zu überstehen".

Mit Respekt für die getroffenen Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie und zur gesundheitlichen Prävention hätten sie später in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel mit größtem Nachdruck um eine Perspektive für die Branche gebeten, ihre Betriebe wieder öffnen zu können, informieren Hermann, Hannes und Britta Bareiss in einem Schreiben die Presse.

Von zielführenden Gesprächen und tatbereiter Hilfe, "für die wir allen in aller Hinsicht dankbar sind", schreibt die Familie an die Presse gewandt über den Austausch mit Freunden, Kollegen, Medien und mit Politikern in der Region, im Land und im Bund.

Dankbarkeit und Respekt zollt die Familie auch der Kanzlerin und allen Entscheidungsverantwortlichen in dem Schreiben an sie Anfang Mai. Die Hoteliersfamilie geht dabei unter anderem auf die entlastenden Maßnahmen wie die Erhöhung des Kurzarbeitergelds und die Herabsetzung der Mehrwertsteuer ein. Doch die Luft werde mit jedem Tag der Ungewissheit und des Nichts-tun-Könnens dünner, hieß es in dem Brief, datiert Anfang Mai. "Unser unternehmerisches Engagement ist daran gebunden, ohne dass es eine Alternative dazu gibt, unsere Betriebe wieder zu öffnen und Geld zu verdienen", heißt es in dem Schreiben weiter. Es gehe für die Betriebe um Sein oder Nichtsein, um Existieren-Können oder Nicht-mehr-Existieren. Dabei wird in dem Schreiben ebenfalls angesprochen, wie dramatisch die Lage auch für die Mitarbeiter ist. Das völlige Fehlen einer Perspektive sei wirtschaftlich eine Katastrophe und menschlich demoralisierend.

Und die Familie wirbt in ihrem Brief, der zu einer Zeit geschrieben wurde, als noch nicht klar war, wann es wieder losgehen kann, um Vertrauen in die Branche, wenn es um das Umsetzen von Auflagen für die Sicherheit und Gesundheit geht.

Aufwand für Betriebe ist enorm

Seit 29. Mai dürfen die Beherbergungsbetriebe zwar wieder öffnen, doch die Krise ist für sie damit nicht ausgestanden. So hätten einige Hotels zu diesem Termin noch nicht geöffnet, da die Bäder und Wellnessanlagen, noch nicht genutzt werden durften, sagt Britta Bareiss. Seit 6. Juni dürften diese Bereiche zwar wieder geöffnet werden, aber unter zahlreichen Auflagen, ergänzt ihr Mann. So dürfe zum Beispiel die Dampfsauna nicht betrieben werden, und auch die zugelassene Personenzahl ist begrenzt.

Neben einem erheblichen Aufwand für die Infrastruktur – von Plexiglastrennscheiben für Büfetts oder die Rezeption bis zu Markierungen am Boden – erhöhe sich durch die Auflagen auch der Personaleinsatz im Verhältnis zu den Gästen stark, angefangen von Mitarbeitern als Türsteher, um die Personalien aufzunehmen, bis zu erhöhtem Personalaufwand durch das Wegfallen von Selbstbedienungsbüfetts.

Die schon durch die lange Schließzeit gebeutelte Branche arbeite jetzt also mit mehr Personal bei weniger Tischen. "Wir stecken noch mitten in der Krise, durch die Öffnung ist sie noch lange nicht beendet", sagt Hannes Bareiss. Die Maßnahmen und Hilfen für Gastronomie und Hotellerie müssten nachgebessert werden, zum Beispiel durch das Strecken von Krediten und die Umsetzung von Soforthilfen vom Staat. Ansonsten sei es für manche ein Bankrott auf Raten. "Wir wollen nicht jammern, aber dazu beitragen, dass die Hotel- und Gastrobranche nicht vergessen wird", betont er. Das sei auch das Anliegen im Brief an die Kanzlerin gewesen. Denn die Branche stehe ja auch für ein Stück Lebensfreude. Natürlich seien er, seine Familie, die Mitarbeiter und die Kollegen anderer Häuser froh, dass es nun wieder losgegangen sei, stellt Bareiss fest: "Wir freuen uns riesig." Und seine Frau fügt hinzu, dass auch die Gäste, von denen sie in der Zeit der Schließung viel positives Feedback erhalten hätten, voll mitziehen bei der Einhaltung der Auflagen. Hannes Bareiss sagt: "Grundsätzlich sind wir positiv eingestellt. Für uns gibt es nur einen Weg, der geht nach vorne."