Sackmann ist im neuen Michelin in die nächste Liga aufgestiegen. Lumpp und Wohlfahrt halten Spitzenplätze.
Baiersbronn - Über Baiersbronn strahlt jetzt noch ein Stern mehr. Aus dem Sieben-Sterne-Dorf ist eines mit acht geworden: Jörg Sackmann mit seinem Restaurant Schlossberg in Schwarzenberg macht’s möglich. Er erhielt gestern erstmals zwei Michelin-Sterne.Besser hätte der zweite Michelin-Stern für Aromenkünstler Jörg Sackmann kaum kommen können: Am Sonntag in einer Woche wird im Hotel Sackmann das Jubiläum "20 Jahre Gourmetrestaurant Schlossberg" gefeiert, bei dem neben dem Hausherrn und Kollegen wie dem Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt auch zum ersten Mal einer der beiden Söhne Sackmanns ganz offiziell mit am Herd steht – Nico Sackmann. Jetzt gibt es also noch einen Grund mehr, um zu feiern, nein sogar noch zwei Gründe mehr. Denn einer der Gastköche, Tohru Nakamura von Geisels Werneckhof in München, ist im neuen Michelin-Führer mit einem Stern ausgezeichnet.
Gestern Nachmittag gegen 16.30 Uhr: "Es ist unglaublich, es klingelt am laufenden Band, und auch zu Hause ist die Hölle lost", sagt Jörg Sackmann am Mobiltelefon kurz vor seinem Rückflug von Berlin. "Das ist die Krönung. Da bin ich ganz stolz drauf", freut er sich über den zweiten Stern. Der sei aber nicht nur ihm zu verdanken, sondern auch Küchenchef Thorsten Brodal und dem gesamten Küchenteam, dem Service und natürlich der Familie.
Sackmann wird schon seit Jahren, immer wenn es auf den November zugeht, als heißer Anwärter auf den zweiten Stern gehandelt. Das habe zugleich den Druck wachsen lassen, stellt er fest. Doch auch für ihn selbst war dieser zweite Stern immer ein Ziel. Beständig feilte er an seiner Küche. "Wir haben uns in den letzten Jahren immer mehr auf das Wesentliche konzentriert, mehr auf den Kern und die Armomen geachtet", erzählt er. In manchen Dingen sei weniger einfach mehr, da könnten es zum Beispiel mal nur vier oder fünf Komponenten auf dem Teller sein statt acht oder zehn.
"Man hat ja immer schon gehofft, ich war dann aber doch überrascht", sagt Sackmann, der schon am Dienstag erfahren hat, dass er es im neuen Michelin in die nächst höhere Liga geschafft hat. Er sieht den zweiten Stern als "Auszeichnung für unsere Arbeit". Jetzt gelte es nicht, etwas an dieser Arbeit zu verändern, sondern das noch zu perfektionieren. "Nicht stehen bleiben, weiterkommen, ist mein Credo."
"Wenn ich nach Hause komme, dann lassen wir die Korken knallen", hat sich Sackmann für sich, seine Familie und sein Team vorgenommen. Denn außer seiner Schwester, seiner Frau und seinem Vater wusste bis gestern mittag niemand im Haus, dass das "Schlossberg" nun zwei Sterne hat. Und auch seine Schwester hat gezeigt, dass sie Geheimnisse für sich behalten kann. Aber jetzt, da Waltraut Wagner es sagen darf, kann man sich ihr Lächeln schon am Telefon plastisch vorstellen: "Wir freuen uns alle total, es ist unglaublich." Jörg Sackmann freut sich aber nicht nur für sich selbst, sondern auch für Baiersbronn, das es nun auf acht Sterne bringt: "Für Baiersbronn ist das eine tolle Sache. Das ist von der Konstellation schon gigantisch." So sieht das auch Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf. Dass Baiersbronn nun statt wie bisher sieben acht Sterne hat, stärke das Image der Gemeinde als Gourmet-Hochburg. Baiersbronn sei damit nach wie vor in Baden-Württemberg und deutschlandweit an der Spitze.
"Ich freue mich unheimlich für Jörg Sackmann", sagt Ruf, der zugleich die große Leistung von Harald Wohlfahrt (Restaurant Schwarzwaldstube im Hotel Traube Tonbach) und Claus-Peter Lumpp (Restaurant Bareiss im Hotel Bareiss in Mitteltal) würdigt, die es wieder geschafft haben, ihre drei Sterne zu verteidigen. Auf diese Auszeichnung bringen es in ganz Deutschland nur elf Spitzenrestaurants.