Andreas Theurer Foto: Michel Foto: Schwarzwälder-Bote

Früherer Pfarrer von Göttelfingen nimmt Stellung zum Baiersbronner Forum der evangelischen Gemeinden

Baiersbronn/Seewald. Andreas Theurer lässt die Aussagen des Mössinger Theologen Klaus W. Müller nicht unkommentiert. Müller hatte beim Baiersbronner Forum der evangelischen Gemeinden im Murgtal unter dem Motto "Warum wir evangelisch bleiben!" einen Vortrag gehalten (wir berichteten).

Theurer, der frühere Pfarrer in Seewald-Göttelfingen, der zum katholischen Glauben übergetreten ist und ein Buch mit dem Titel "Warum werden wir nicht katholisch?" veröffentlicht hat, setzt sich in einer Stellungnahme mit der Veranstaltung auseinander.

"Endlich einmal wurde seitens der evangelischen Kirche im Bezirk die inhaltliche Auseinandersetzung mit meinen kritischen Anfragen aufgenommen, wenn auch nur in Form einseitiger Polemik – wenigstens soweit der Bericht es erkennen lässt", schreibt Theurer, der inzwischen in Augsburg lebt und arbeitet. "Umso schöner ist es, dass Müller meine Argumentation (unabsichtlich) bestätigte, indem er das typisch Protestantische so klar auf den Punkt brachte: Luther beschließt, jede Bibelstelle danach zu gewichten, wieweit sie (seiner Meinung nach!) ›Christum treibet‹." Und da hakt Theurer ein und fragt, warum das aber ausgerechnet Luther oder gar jeder einzelne seiner Nachfolger für sich entscheiden dürfe. Das sei genau die Heraushebung (griechisch: Häresie), die den Protestantismus so offensichtlich auf Abwege bringe.

Zur Frage Müllers, wie Theurer alle kirchlichen Handlungen eines evangelischen Pfarrers vollziehen konnte, die er jetzt als unwirksam bezeichne, erklärt Theurer, dass in diesem Zusammenhang nur das Abendmahl strittig sei. Das andere evangelische Sakrament, die Taufe, werde nicht in Frage gestellt. Theurer: "Deswegen bin ich ja gegangen, weil ich das protestantische Abendmahl nicht mehr für das halte, wofür es ausgegeben wird. Seit urkirchlicher Zeit war das nahezu immer und überall Konsens in der Kirche, dass eine Eucharistie ohne geweihten Priester keine ist. Dieser Konsens wurde erst von den Reformatoren verlassen. Ich bin nun zu ihm zurückgekehrt."

Zweifel hegt Theurer daran, dass sich seine Pfarrerskollegen allesamt durch sein Buch diffamiert sehen, weil er Pfarrershandlungen von ihnen als ungültig erklärt. Zum einen betont er nochmals, dass es dabei nicht um "alle Pfarrershandlungen" in der evangelischen Kirche geht, zum anderen erklärt er, dass sich diese Pfarrer dann auch von jedem gläubigen Katholiken oder Orthodoxen angegriffen fühlen müssten: "Erstaunlich wäre es allemal, wenn studierte Theologen erst durch mich erfahren hätten, dass ihre Abendmahlsfeiern von den ursprünglichen Kirchen noch nie anerkannt wurden."

Die Chance zu einer echten Auseinandersetzung mit jenen Fragen, die ihn schließlich zur Konversion bewegten, scheine nicht genutzt worden zu sein, so der frühere lutherische Pfarrer. Wahrscheinlich sei es bei dieser Veranstaltung auch gar nicht um einen ehrlichen Dialog gegangen, "sondern nur um eine Demonstration, dass der Theurer irren muss, damit im Kirchenbezirk die Welt wieder in Ordnung ist. Wer dann jetzt zufrieden ist, der soll es halt sein."