Eine Rolle voller Widersprüche: Angelika Mohr als Jeanne d’Arc. Foto: Kuhnert Foto: Schwarzwälder-Bote

Studiobühne wiederholt Vorjahres-Erfolg "Jeanne oder Die Lerche" / Weitere Vorstellungen

Von Hannes Kuhnert

Baiersbronn-Mitteltal. Es hat an Spannung und Dramatik eher noch gewonnen, das Baiersbronner Sommertheater mit dem Stück "Jeanne oder die Lerche" von Jean Anouilh.Am Wochenende wurde der Vorjahreserfolg der Neuen Studiobühne Baiersbronn bei Freilichtaufführungen in der Schramberger Grub noch einmal gespielt. Weitere Vorstellungen sind vom 23. bis 25. Juli.

Bei der Premierenvorstellung zeigte das gut 45-köpfige Ensemble aus Laienschauspielern eine lebendige, starke Gesamtleistung und bewies, dass es trotz einiger Neubesetzungen von Schlüsselrollen reifer und selbstbewusster geworden ist. Das trifft in erster Linie auf die junge Angelika Mohr zu, die in der Titelrolle eine Jeanne voller Widersprüche spielt: das fragende Mädchen, die gerissene Diplomatin, die Anführerin von Soldatenhorden oder das Opfer der Inquisition, verzagt und heldenhaft zugleich.

Das Bühnenstück um die Geschichte der Jeanne d’Arc, spielt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen. Dazu weiß Regisseur Joachim Wolf die Naturbühne der Schramberger Grub gut zu nutzen, in dem er das Spiel quasi auf eine Treppe stellt, von der aus die Akteure handeln. Dort können sich menschliche Regungen wie kindliche Zuversicht, Unverständnis, Machtgier, Intrigen, Draufgängertum und Patriotismus munter austoben ebenso wie die beklemmend engstirnigen Bekenntnisse zu einem menschenverachtenden Glauben.

Das alles wird vervollständigt durch Musikeinspielungen und eindrucksvolle Lieder von Sopranistin Heike Stoll-Dieterle. In das Spiel sind farbenfrohe Überraschungsmomente eingewoben: Der launische König etwa, das Rapper-Menuett des Hofstaats, das muntere Kartenspiel, die bärbeißigen Wächter und der eitle Beaudricourt, den die Jeanne so leicht um den Finger zu wickeln weiß. Sie geben dem ernsten Stoff, der zu Teilen auf Original-Protokollen aus der Inquisition beruht, eine zuversichtliche, heitere Note. Dies dankte das Premieren-Publikum denn auch mit herzlichem Beifall für die gesamte Theatermannschaft. Darin dürfen sich auch die Schützen in Mitteltal für ihre Bewirtung und den Shuttle-Dienst gern einbezogen fühlen. Schade nur, dass die beiden ersten Vorstellungen am Freitag und Samstag so dünn besucht waren.