Die Gemeinde Baiersbronn will ein flächendeckendes Glasfasernetz anbieten – auch dort, "wo noch gar nichts liegt". Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Baiersbronn strebt Breitbandausbau bis in letzten Winkel an / 28 Millionen Euro veranschlagt

Baiersbronn. Bis in den letzten Winkel der Flächengemeinde Baiersbronn soll ein leistungsfähiges Breitbandnetz für schnelles Internet sorgen. Eine Firma stellte jetzt im Gemeinderat Pläne dazu vor.

Baiersbronn. Eine leistungsfähige Breitbandverkabelung steigert nicht nur die Lebensqualität im ländlichen Raum, sondern ist für die Betriebe und Unternehmen eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Bereits im März 2016 hatte die Gemeinde Baiersbronn beschlossen, sich an der vom Land geförderten Landkreisinitiative zur Planung innerörtlicher Höchstgeschwindigkeitsnetze zu beteiligen.

In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats waren Vertreter der Firma Rala NGN Germany aus Rodgau vor Ort, um die erarbeitete Struktur- und Mitverlegungsplanung vorzustellen. "Wir wollen ein flächendeckendes Glasfasernetz in der gesamten Gemeinde anbieten, auch die Stellen, wo noch gar nichts liegt, sollen angeschlossen werden", erklärte Bürgermeister Michael Ruf. Die Firma Rala habe die Aufgabe, eine Masterplanung für den Landkreis zu erstellen, dabei sollten alle Punkte erschlossen werden. Das sei der Unterschied zu einer kommerziellen Planung.

Für Baiersbronn soll zunächst einmal eine Konzeptplanung erstellt werden. Damit sei man in der Lage, bei Baumaßnahmen zielgerichtet Leerrohre zu verlegen und für diese Maßnahmen entsprechende Fördergelder zu beantragen. Die Detailplanung müsse dann separat beauftragt werden, erläuterte der Bürgermeister.

Viele extreme Außenlagen

Projektleiter Peter Falkenstein-Seifert erklärte die Eckpunkte. Die erste Phase mit der Aufarbeitung der Basisdaten und der Erstellung der Strukturplanung für Baiersbronn sei abgeschlossen. "Wir haben alle wichtigen Punkte erfasst, Baiersbronn hat viele extreme Außenlagen, das bedeutet lange Anbindungen und erhöhte Kosten", stellte Falkenstein-Seifert fest. Es sei noch nichts optimiert. Erste Zahlen für das Projekt konnte der Projektleiter dennoch präsentieren. Die Kosten des Gesamtprojekts bezifferte Falkenstein-Seifert auf rund 28 Millionen Euro, pro Anschluss würden rund 5000 Euro anfallen. Dies sei aber der angenommene Höchstbetrag für den Bau des Netzes, eine Kostenreduzierung sei durch die Verbindung mit anstehenden anderen Baumaßnahmen in der Gemeinde möglich. 1000 Kilometer Glasfaserkabel müssten eingezogen werden, dabei sei das Ziel ein Ausbau von 100 Prozent.

Auf Nachfrage bestätigte der Firmenvertreter, dass eine Förderquote für die sogenannten "weißen Flecken" von rund 60 bis 70 Prozent möglich sei. Bürgermeister Michael Ruf betonte, dass der letzte Schritt die Erstellung einer Prioritätenliste in Abstimmung mit den örtlichen Gremien sei, um so zu einem betriebsfähigen Netz zu kommen.

Gemeinderat Fritz Kalmbach (CDU) erkundigte sich nach den bisherigen Betreibern, denn teilweise gebe es Verträge. "Glasfaser hat ganz andere Möglichkeiten in Sachen Leistungsfähigkeit", antwortete Bürgermeister Michael Ruf. Peter Falkenstein-Seifert ergänzte, dass es sich um ein sogenanntes "Betreibermodell" handle, wie es derzeit für den gesamten Landkreis vorgesehen sei. Das passive Netz sei im Eigentum der Kommune und werde über die Jahre durch entsprechende Pachteinnahmen generiert.

Gemeinderat Erwin Zepf (CDU) forderte kurzfristige Lösungen. Fünf bis zehn Jahre seien zu lang, es müsse schneller gehen. "In den Bereichen ohne Anschluss, können sie heute nicht mal eine Wohnung vermieten", so Zepf. Auf Nachfrage von Christine Günter (FWV) teilte Matthias Nass von der Firma Rala mit, dass die von der Gemeinde verlegten Leerrohre teilweise genutzt werden könnten, jedoch weniger für das Anbinden einzelner Häuser.

Gemeinderat Karlheinz Nestle (FWV) fragte nach dem Zeitplan für den Bau des Backbonenetzes, dieser sollte parallel zum innerörtlichen Ausbau stattfinden. Der Zeitplan hänge von der Bewilligung der Förderanträge ab, geplant sei Ende 2018 Anfang 2019, so Nass. Gemeinderat Lutz Hermann (FDP/UBL) betonte, dass besonders die Gewerbetreibenden in der Gemeinde berücksichtigt werden müssten. "Das ist alles viel zu unkonkret, diese Summen kann die Gemeinde nicht stemmen, wie sieht es mit der Refinanzierung aus?", wollte Gemeinderat Ludwig Wäckers (BUB) wissen. Mit einer Refinanzierung rechne man in ländlichen Gemeinden in Zeiträumen von 15 bis 25 Jahren, so der Projektleiter. Einstimmig beschloss das Gremium der vorgestellten Breitbandkonzeptplanung zuzustimmen und beauftragte die Firma Rala mit der entsprechenden Mitverlegungsplanung.