Der neue "ET 1440 Coradia Continental" ist nicht nur für Eisenbahnfans ein echter Blickfang. Foto: Schwark

Mit dem Fahrplanwechsel ging die Zeit der reinen Stadtbahnen auf der Murgtalbahn zu Ende. Mit dem "ET 1440 Coradia Continental" der DB Regio verkehren wieder Züge im Regelbetrieb.

Freudenstadt - Alle zwei Stunden bieten die Züge eine direkte Verbindung vom Freudenstädter Hauptbahnhof zum Hauptbahnhof in Karlsruhe. Nur auf der Strecke von Karlsruhe nach Bondorf bei Herrenberg und zurück wird die Stadtbahn auch weiterhin alle zwei Stunden fahren – zumindest so lange, bis der Rastatter Eisenbahntunnel fertiggestellt ist. Ganz aus dem Blickfeld wird die Stadtbahn im Murgtal aber nicht verschwinden. Die AVG lässt sie weiterhin bis Forbach im Murgtal fahren.

So mancher Fahrgast hat sich nach dem Fahrplanwechsel wohl verwundert die Augen gerieben, als der ET 1440 in den Bahnhof einrollte. Ein Großteil der Fahrgäste war, das zeigte eine Umfrage, von der Fahrkultur des Zuges beeindruckt. Denn er verfügt über eine Klimaanlage und bietet einen WLAN-Empfang. An den Sitzen sind Steckdosen für PC oder Handy. Die fünfteilige Version des Zugs bietet Platz für 280 Fahrgäste und 32 Fahrräder. Der Zug verfügt außerdem über zwei Plätze für Rollstuhlfahrer. Über eine ausklappbare Rampe können Rollstühle bis zu einem Maximalgewicht von 350 Kilogramm rein und raus fahren.

Elektrotriebwagen rollt leise durchs Murgtal

Leise und ruhig rollt der Elektrotriebwagen durchs wildromantische Murgtal. Auf Teilabschnitten ist der von der DB Regio eingesetzte Zug sowohl im oberen als auch im unteren Murgtal mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometern unterwegs. Seine Höchstgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern erreicht er zwischen Rastatt und Karlsruhe.

Nach Karlsruhe in etwas mehr als einer Stunde

Reisende, die am Stadtbahnhof Freudenstadt einsteigen, erreichen Karlsruhe nach nur sieben Zwischenhalten in einer Fahrtzeit von einer Stunde und 13 Minuten. Vom Freudenstädter Hauptbahnhof aus sind es zehn Minuten mehr. Läuft der Betrieb normal, warten im Karlsruher Hauptbahnhof ICE-Verbindungen Richtung Hamburg und Berlin – teilweise sogar am gleichen Bahnsteig. Dennoch sollten Bahnreisende auf Sicherheit setzen und einen Zeitpuffer beim Umsteigen einplanen.

Am Anfang lief noch nicht alles rund

Anfangs lief nicht alles rund mit dem ET 1440. Technische Probleme und die Beschaffenheit der Strecke führten teilweise zu Verspätungen oder gar zu Zugausfällen. Doch trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten gehört dem von der Nahverkehrsgesellschaft Baden Württemberg angemieteten Elektrotriebwagen die Zukunft.

Weitere Änderung zum Fahrplanwechsel 2023

Ein weiterer Schritt in die Zukunft der regionalen Strecken wird der Fahrplanwechsel 2023 bringen. Ab diesem Zeitpunkt sollen batteriebetriebene Akku-Hybrid-Züge auf der Kinzigtalbahn verkehren. Auf Strecken mit Oberleitung (Offenburg bis Hausach) fährt der Zug dann mit Strom und kann so seine Batterien wieder aufladen. Zwischen Hausach und Freudenstadt Hauptbahnhof wird die Energie für den Antrieb von Akkus bezogen. Unter Strom sollen die Züge dann weiter zum Stadtbahnhof rollen.

Züge benötigen Steilstreckenzulassung

Da die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Stadtbahnhof recht steil ist, benötigen sämtliche Züge eine spezielle Steilstreckenzulassung. Das Personal wird turnusmäßig über die Besonderheit der Strecke geschult.

Drei Nächte lang Testfahrten

Baiersbronner Bürger und Anwohner der Steilstrecke Baiersbronn-Freudenstadt konnten vor kurzem bereits etwas Zukunftsluft schnuppern. Mit dem "Siemens Mireo ORT", einem Akku-Hybrid, wurden drei Nächte lang auf dieser Steilstrecke Testfahrten und Bremsversuche durchgeführt. Denn von dieser ganz neuen Konstruktion gibt es aktuell erst drei Versuchsfahrzeuge. Man darf gespannt sein, ob man diese zukunftsträchtige Konstruktion zum Fahrplanwechsel 2023 in Freudenstadt entdecken kann. Noch immer sind rund 39 Prozent der Strecken der Deutschen Bahn nicht elektrifiziert. Mit der direkten Verbindung in rund einer Stunde 31 Minuten zum Stuttgarter Hauptbahnhof bietet der Zug eine Alternative zur Fahrt mit dem Auto. Der Gare de l’Est (Ostbahnhof) in Paris ist mit Umsteigen in Offenburg und Straßburg in nur vier Stunden und fünf Minuten erreichbar.