Von der Bahnlinie Schramberg-Schiltach gibt es nur noch Relikte wie die obere Bahnhofsbrücke in Schiltach. Das soll sich immer noch ändern, wenn es nach den Aktiven Bürgern geht. Foto: Riesterer

Die durch den Kreisrat abgelehnte Machbarkeitsstudie der Bahnreaktivierung nach Schiltach ist Geschichte – wenn es nach den Aktiven Bürgern Schramberg geht allerdings noch nicht.

Schramberg - In einem Antrag, den Johannes Grimm nun im Gemeinderat eingegeben hat, fordert die Fraktion, dass sich die Stadt aktiv um eine Reaktivierung der Bahnlinie bemüht, dazu eine Resolution an das Landes-Verkehrsministerium richtet, den Ideengeber Armin Fenske einlädt, um den Gemeinderat öffentlich über seine vorläufigen Planungen zu unterrichten, die Oberbürgermeisterin vierteljährlich über die Aktivitäten der Stadt berichtet sowie die S-Bahnstrecke im Ort Bad Wildbad besichtigt wird.

Positive Effekte durch S-Bahn

"Reaktivierungen von Schienenstrecken dienen nicht nur dem Klimaschutz, sondern haben positive wirtschaftliche Effekte auf Tourismus und Siedlungsentwicklung", zitieren die Aktiven Bürger (AB) in ihrer Begründung eine Studie im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Umweltverträgliche Wasserstoffzüge stünden kurz vor der Erprobung. "Schramberg sollte diese Entwicklung nicht vom Abstellgleis aus verfolgen, sondern versuchen, seine infrastrukturellen Möglichkeiten durch einen S-Bahn-Anschluss zu erweitern und die Potenziale abzuschöpfen", finden die AB. Eine Info an den Gemeinderat zu diesem Thema habe es bisher nicht dazu gegeben.

Ärger über Vorgehen Eisenlohrs

Die Stadt dürfe, so die AB zur Ablehnung der Studie in Rottweil, nicht erwarten, dass sich andere Stellen für sie einsetzen, "wenn sie selbst nicht Stellung bezieht". Ein dem Antrag angehängter Brief von Grimm an Dorothee Eisenlohr vom 18. August sei bis Antragstellung unbeantwortet geblieben.

Darin ärgert sich Grimm über das Vorgehen der Oberbürgermeisterin: In einer E-Mail an die Fraktionsvorsitzenden habe diese von Signalen aus Stuttgart berichtet, dass die Machbarkeitsstudie mit genügend kommunalpolitischem Druck ausnahmsweise per Finanzierung durch Schramberg und Schiltach möglich gewesen wäre.

Öffentlichkeit "nicht ausreichend informiert"

Nach Telefonaten mit zwei Fraktionsvorsitzenden und weil die Bevölkerung die Chancen der Studie "leider bislang nicht" sehe, würde dieser Druck wohl nicht zusammenkommen und sie habe nicht gehandelt. "Im Gemeinderat sind fünf Fraktionen", so Grimm. Zudem könne die Bevölkerung über das Thema nicht informiert entscheiden, wenn es, schreibt er, "nicht Gegenstand irgendeiner Diskussion in der Öffentlichkeit war".

Historischer Abriss

In der Folge wolle Grimm einige "Argumentationslinien aufzeichnen". Das beginnt er mit einem historischen Abriss über die Fertigstellung der alten Trasse, der Einstellung des Personenverkehrs bis hin zum heutigen Stand der Dinge. "In Schramberg kokettiert man gerne damit, dass man landesweit das einzige Mittelzentrum ohne Gleisanschluss und Bahn sei. Manchmal mit dem stolzen Unterton: Und es geht trotzdem! Wir schaffen das! Aber ist das eine erfolgversprechende Zukunftsstrategie?", fragt Grimm.

Zeiten nicht vergleichbar

In der "bisher uninformierten Bevölkerung" werde im Wesentlichen vorgetragen, dass sich die Bahnlinie schon vor 1959 im Personenverkehr nicht getragen habe. "Darüber hinaus bestehe jetzt dort ein Radweg, den man behalten wolle. Außerdem sei die Strecke abgebaut und verbaut, der Kurvenradius von modernen Zügen sei zu gering. Ferner können man ja nur nach Schiltach fahren; da kommt man nirgendwo hin." In der Folge nimmt Grimm Stellung zu solchen oft geäußerten Gegengründen.

Gründe für Studie

So sei 1959 zu Zeiten wirtschaftlichen Wachstums gewesen, als die Autoindustrie boomte und Energie preiswert war. Der Einwand "Angst um den Radweg" sei berechtigt – zur Möglichkeit, auf kurzen Strecken Radweg und Bahnschienen auf derselben Trasse zu führen, solle Bad Wildbad besucht werden. Dass das Unternehmen BBS ihre Produktion verlegen wird sei bekannt, andere baulichen Hindernisse wären Gegenstand der Machbarkeitsstudie gewesen – wie auch die Frage nach den Kurvenradien. Eine Wieder-Widmung stehe als formaler juristischer Akt einer Streckenführung nicht entgegen.

Kein Bahnhof, sondern Haltestellen

"Sicher wird Schramberg keinen Bahnhof mehr erhalten", so Grimm. Die Machbarkeit eines Anschlusses werde sich aber auf eine Straßenbahn beschränken, die auch die Zugschienen nutzen kann. "Es wird Haltestellen geben, keinen Bahnhof." Zum Vorwurf "rausgeschmissenes Geld" verweist Grimm darauf, dass der Großteil der Kosten für die Studie aus einem Landestopf eben für jenen Zweck stammt – für den der Schramberger Bürger bereits Steuern gezahlt habe und das dann halt wo anders dafür eingesetzt werde.

Anschluss an Großstädte und Hochschulen

Auch per Auto oder Fahrrad verbinde die Strecke nur mit Schiltach – die Bahn aber biete die Chance, die Netze über Offenburg zu nutzen – und so in kurzer Zeit über Paris bis London fahren zu können. Weitere Chancen nennt Grimm in ökologischer Hinsicht (Feinstaub) einer Annäherung an die Hochschulen Straßburg oder Freiburg, einer Stärkung des Tourismus oder einer Steigerung des lokalen Selbstwerts.

"Die hohe Wertigkeit der Schiene ist unbestritten. Das zeigen die vergangenen Monate mit dem 9-Euro-Ticket", so Grimm abschließend. Und Schramberg rühre nicht einmal die Trommel, um feststellen zu lassen, ob ein Gleisanschluss überhaupt möglich ist. "Stattdessen ärgern wir uns, wenn Fremde unsere Stadt in Leserbriefen als wenig attraktiv empfinden."