Winfried Hermann, Matthias Gastel und Michael Theurer (von links) bei der Eröffnung des Black Forest Terminals Foto: Lück

Das ist jetzt der Zeitpunkt, die Gäubahn endlich richtig auszubauen. Das fordert Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Bundes-Grünen.

Horb - Es ist der Tag der Eröffnung des Black Forest Terminal in Horb. Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Bundes-Grünen, sitzt im Café Reinhardt. Und er bringt eine wichtige Forderung mit, die auch das neue Güterverkehrsterminal erst richtig in Schwung bringen wird.

Gastel: "Im dritten Quartal startet die DB Netze die Planungen für den weiteren Ausbau der Gäubahn. Wir sind jetzt an der Wegstrecke, wo die Politik die richtigen Weichen stellen muss!"

Denn: Die bisherigen Projekte Horb-Neckarhausen (im Bau) und Sulz-Epfendorf und der zweigleisige Ausbau Rietheim-Tuttlingen reichen nicht aus.

Pfaffensteigtunnel soll schneller werden

Gastel: "Beim Pfaffensteigtunnel ist man jetzt bereit, die Planungen zu verbessern. Die DB Netzt AG prüft gerade, ob es möglich ist, im Tunnel statt 160 km/h auch 200 km/h zu fahren. Um die Fernhalte Böblingen und Singen zu gewährleisten. Doch das reicht nicht, um die Gäubahn zukunftsfähig zu machen!"

Bei der Eröffnung des Black Forest Terminals begrüßt Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) diese Nachricht: "Das macht Sinn."

Gäubahn braucht mehr zweigleisige Abschnitte

Die Idee von Gastel: Die Gäubahn braucht mehr zweigleisige Abschnitte mit Weichen. Damit nicht nur mehr Personenzüge fahren können. Es weniger Verspätungen gibt. Und auch die Güterzüge vom Black Forest Terminal nach Triest (Italien, geplant ab Herbst) kommen. Gastel: "Im Deutschlandtakt hat der Schienengüterverkehr auf der Gäubahn einen Beförderungszeitquotienten von 1,4." Heißt: Weil es so wenig Überholmöglichkeiten gibt, braucht der Güterzug bei einer Stunde theoretischer Fahrzeit 1,4 Stunden.

Unternehmer: Einspurigkeit macht unpünktlich

Eckart Sauter, Geschäftsführer der Nossen-Riesaer Eisenbahncompanie, sitzt mit im Café Reinhardt: "Wir machen Güterverkehr in Sachsen. Unser größtes Problem: Durch die Verspätungen im Netz müssen die Güterzüge oft warten. Weil die Lokführer feste Lenkzeiten haben, bleiben die Züge so teilweise über Nacht stehen. Und der neue Lokführer muss dann teilweise per Taxi gebracht werden!"

Dagegen hilft nur eins: viele zweispurige Abschnitte zum Überholen mit Weichen.

Nur einspuriger Tunnel Neckarhausen-Sulz?

Zwischen Neckarhausen und Sulz soll nur ein einspuriger Tunnel gebaut werden – auf 2,4 Kilometern. Gastel: "Entweder muss hier ein zweispuriger Tunnel hin oder die Bestandsstrecke bleiben!"

Zwischen Rottweil und Aldingen ist bisher nichts geplant. Gastel fordert – unisono mit den Verbänden VCD, Pro Bahn und dem Fahrgastverband: Parallel mit der Gäubahn läuft die Strecke nach Villingen auf 2,5 Kilometern. Mit einer Weiche ist hier eine Überhol-Insel möglich.

Gastel fordert auch: Der restliche Abschnitt bis Aldingen sollte auf der Gäubahn zweispurig ausgebaut werden.

Ganze Gäubahn braucht ECTS

Dazu sollte die Gäubahn komplett mit ECTS (digitales Zugleitsystem, ersetzt Signale, d. Red.) ausgebaut werden. Gastel: "Stuttgart wird ab 2025 in seinem Bereich komplett auf diese Technik setzen. Das sollte auf der ganzen Gäubahn verbaut werden – durch die digitale Technik können mehr Zugkapazitäten auf denselben Schienen fahren." Heißt im Fachjargon Blockverdichtung.

Eisenbahnunternehmer Sauter schaut sich den Gäubahn-Ausbau-Plan von Gastel an. Sagt: "Das macht wirklich Sinn. So hat man in regelmäßigen Abstand Überholmöglichkeiten. Das würde einen besseren Eisenbahnverkehr ermöglichen!"

Mehr Weichen – geht schnell und günstig

Gastel fordert auch – wo es geht – mit Weichen und gegebenenfalls kurzen zweigleisigen Abschnitten Überholmöglichkeiten zu schaffen. Der Bundes-Bahnsprecher der Grünen: "Neue Weichen brauchen kein Planfeststellungsverfahren. Wir haben die Haushaltsmittel für solche Maßnahmen versechsfacht. Das könnte auch die Bodenseeverbindungen im Anschluss an die Gäubahn verbessern. Gastel: "Zwischen Singen und Konstanz gibt es auf bis zu 14 Kilometern keine einzige Weiche."

Große Resonanz bei Politik und Wirtschaft

Bei der Eröffnung des Black Forest Terminals konnte Gastel seine Vorschläge gleich an den richtigen Stellen platzieren. Michael Theurer, Bundes-Schienenbeauftragter und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: "Wir prüfen alle vernünftigen Vorschläge, denn wir wollen das Konzept des Deutschland-Takts weiter verfeinern."

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne): "Wenn der Pfaffensteigtunnel beschlossen wird, geht der Gäubahn-Ausbau richtig los. Das kann aber nicht alles über die nächsten 30 Jahre sein. Deshalb unterstütze ich Gastels Vorschläge."

Sebastian Doderer, Eisenbahnunternehmer des Black Forest Terminals, von der Firma Ecoss: "Alles, was den Güterverkehr auf der Gäubahn schneller macht, unterstützen wir!"