Ein neues Graffiti ziert die Wand der Bahnhofsunterführung in Horb. Foto: Fabienne Stockinger

Wer am Bahnhof in Horb strandet, sucht vergeblich nach sanitärer Infrastruktur – die umliegende Gastronomie beschwert sich.

Der Horber Bahnhof ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Laut einer Pressesprecherin der Deutschen Bahn (DB) nutzen ihn täglich rund 4300 Reisende. Nicht selten stranden sie hier, weil ihr Zug Verspätung hat oder ausfällt – eine Studie der Netz DB bescheinigte der Gäubahn eine „mangelhafte Betriebsqualität“. Sollte der Bahnhof also nicht bestens für Wartende ausgestattet sein?

 

Die Toilette im Bahnhofsgebäude ist seit einiger Zeit geschlossen – mit spürbaren Folgen für die Umgebung und die umliegenden Geschäfte. So sind unter die drei Fahrradboxen Papierfetzen gestopft und es riecht nach Kot. Am Treppenaufgang zum Parkhaus gibt es trotz Kameraüberwachung und Verbotsschild Urinpfützen.

Zusätzliche Kosten für die Gastronomie

Daniel Knutas, Angestellter der Bahnhofsbar „Gleis Süd“, kennt das Problem. Auf die Frage, wie viele Menschen täglich die Toiletten der Bar nutzen wollen, lacht er: „Das weiß ich nicht. Zu viele. Es kamen schon 15 Leute innerhalb einer halben Stunde und wollten bei uns aufs Klo.“ Das verursache Hunderte Euros an Unkosten für Klopapier oder Reinigung. Deshalb hängt nun am Eingang zur Bar ein Schild mit der Aufschrift: „Keine öffentliche Toilette. Bitte beschweren Sie sich bei der DB.“

„Dass die öffentliche Toilette nicht aufgemacht wird, versteht niemand“, meint der 29-jährige Barkeeper. Ähnlich sieht es die Stadt Horb: „Wer einen Bahnhof betreibt und Menschen von A nach B transportiert, muss in unseren Augen den Fahrgästen die Möglichkeit bieten, eine Toilette zu nutzen“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Kameras und Security am Bahnhof seien zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch „Bahnhof ist immer Bahnhof. Ich weiß nicht, ob man das ändern kann“, meint Knutas.

Fehlende Schließfächer und Fahrradabstellplätze

Schließfächer gibt es am Bahnhof nicht mehr. Auch Fahrradabstellplätze sind rar. Die Stellplätze vor Kaufland sind besonders am Wochenende überfüllt. „Die Stadt Horb hat den Charger Cube an der Dammstraße gegenüber dem Bahnhof aufgestellt. Dort gibt es Fahrradabstellmöglichkeiten sowie die Möglichkeit, Akkus aufzuladen“, informiert Inge Weber, Pressesprecherin der Stadt Horb. Zudem gibt es Abstellplätze an der Tourist-Information und am Bahnhofparkhaus.

Wie reagiert die Bahn?

„Leider wurde die Toilettenanlage wiederholt durch Vandalismus beschädigt. Daher hat sich die DB entschieden, die Toiletten im Sommer 2024 zu schließen“, berichtet eine Sprecherin der DB. Zudem baute die DB im vergangenen Jahr die Gepäckschließfächer ab – mit der Begründung, sie seien kaum genutzt worden.

„Jahrzehntelang wurde zu wenig in die Bahnhofsinfrastruktur investiert. Hier setzen wir an, indem wir Bahnhöfe entlang der Wegekette der Reisenden betrachten und fortentwickeln – von der Verkehrsstation über das Empfangsgebäude über den Vorplatz bis hin zur Anschlussmobilität. Jüngstes Beispiel ist der Zukunftsbahnhof Gäufelden,“ so die Sprecherin. 

Ein erster Schritt: das elektronische Stellwerk (ESTW), das seit vergangenem Jahr in Betrieb ist. „Seit der Umstellung auf das ESTW ist der Betrieb grundsätzlich stabiler geworden“, erklärt sie. Zudem habe die Bahn das Graffiti an der Treppe zur Unterführung in Auftrag gegeben, um den Bahnhof zu verschönern. 

Wann die DB den Bahnhof Horb renoviert und für die Zukunft rüstet, lässt die Antwort der deutschen Bahn offen.