Viel genutzte Verbindung: Ein Zug auf der Gäubahn nach Stuttgart hält an Gleis 2 des Horber Bahnhofs. Foto: Jürgen Lück

Das landesweite Bündnis pro Gäubahn warnt vor massiven Nachteilen für die Bahnfahrgäste während des Tunnelbaus.

Auf die Fahrgäste der Gäubahn kommt neben einer wahrscheinlich gut zehnjährigen Kappung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen zusätzlich noch eine mehrmonatige Sperrung zwischen Böblingen und Stuttgart-Rohr zu. Das meldet das Bündnis Pro Gäubahn und beruft sich auf Medienberichte.

 

„ Zudem häufen sich Berichte, dass angesichts der im letzten Jahr sich häufenden Verspätungen die Schweiz eine Kappung der Gäubahn in Singen plant. Ab dem neuen Fahrplan soll lediglich noch jeder zweite IC aus Stuttgart weiter bis Zürich geführt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses.

Schwächung der Gäubahn

Andreas Frankenhäuser, Sprecher von Pro Gäubahn, warnt vor den Folgen des geplanten Pfaffensteigtunnels für die internationale Bahnverbindung Stuttgart-Zürich-Mailand. Statt die Gäubahn zu stärken, drohe der Tunnel das Aus für eine der wichtigsten europäischen Nord-Süd-Achsen im Schienenverkehr einzuläuten.

Häufigeres Umsteigen

Die Gäubahn, auf weiten Strecken eingleisig, störanfällig und überlastet, bringe den Schweizer Taktfahrplan aus dem Rhythmus. „Ab Dezember 2025 soll nur noch jeder zweite Zug über die Grenze fahren dürfen. Für Fahrgäste bedeutet das häufiges Umsteigen in Singen und verpasste Anschlüsse“, so Frankenhäuser.

Das Landesbündnis schlägt ein dreistufiges Maßnahmenpaket vor, um die Verbindung zu stabilisieren und zukunftsfähig zu machen: Kurzfristig solle der Fahrplan als Notmaßnahme angepasst werden, damit die derzeit eingesetzten Doppelstock-ICs wieder pünktlich ankommen. Mittelfristig sollten moderne Züge beschafft werden, die den bisherigen Fahrplan zuverlässig einhalten. Langfristig solle die Gäubahn wieder zweigleisig werden und ein Kombibahnhof in Stuttgart beibehalten werden, also der oberirdische Kopfbahnhof zusätzlich zum Tiefbahnhof. Nur so könne ein stabiler Betrieb gewährleistet werden, argumentiert Frankenhäuser, zumal die Gäubahn derzeit keine Zufahrt zum Tiefbahnhof besitze.

Kritik an Tunnelbau

Den Pfaffensteigtunnel, auf dessen Bau sich Bund und Land weiterhin konzentrieren, bezeichnet Frankenhäuser als „Milliardenprojekt, das keines der drängenden Probleme der Gäubahn löst.“

Während der Bauzeit sieht er jahrelange Einschränkungen voraus: Unterbrechungen in Vaihingen, wo nur noch die S-Bahn zum Hauptbahnhof fährt, Busersatzverkehr in Böblingen und der mögliche Abbruch der Verbindung in Singen, wenn verspätete Züge aus Deutschland in der Schweiz nicht mehr akzeptiert werden.

Warnung an Stuttgart

Frankenhäuser: „Damit wäre die traditionsreiche Verbindung Stuttgart-Zürich faktisch zerschlagen. Profitieren würden allein Tunnelbauer und Immobilienspekulanten – nicht die Fahrgäste.“ Weiter heißt es in der Mitteilung: „Baden-Württemberg darf sich nicht von der wirtschaftlich erfolgreichen Schweiz abkoppeln.“ Das Pro Gäubahn Landesbündnis sagt: „Der Pfaffensteigtunnel ist eine Fehlplanung mit enormem Schadenpotenzial – für die Fahrgäste, für den internationalen Verkehr und für die Glaubwürdigkeit der Verkehrspolitik.“

Das Bündnis fordert daher: Keine Gäubahn-Kappung; den Weiterbetrieb der Gäubahn über die Bestandsstrecke bis Stuttgart Hbf (oben), den sofortigen Stopp des Pfaffensteigtunnels, Investitionen in bessere Fahrzeuge und Infrastruktur, den Erhalt des Stuttgarter Kopfbahnhofs als Garant für einen stabilen Bahnbetrieb

„Mit diesen Maßnahmen ließen sich zugleich Milliarden an Steuergeldern einsparen.“

Mehr Informationen unter: https://pro-gaeubahn.de