Die Straße samt Brückenunterführung wird freigegeben. Foto: Peter Morlok

Eineinhalb Jahre war die Kreisstraße 4709 südlich von Eutingen für den Verkehr gesperrt. Für die Verkehrsteilnehmer und die Landwirte der Gegend bedeutete diese Sperrung, dass sie zum Teil große Umwege in Kauf nehmen mussten, um von Eutingen runter ins Neckartal zu kommen.

Seit Montagnachmittag ist die Straße wieder für den Verkehr freigegeben.

 

Der Landkreis Freudenstadt als Straßenbaulastträger und Vertreter des Bahn-Geschäftsbereichs „DB Infra Go“ hatten zu diesem historischen Moment eingeladen und eine große Schar an kommunalen Persönlichkeiten, darunter die Landtagsabgeordneten Katrin Schindele (CDU) und Uwe Hellstern (AfD), aber auch Kreisräte, Bürgermeister, frühere und aktuelle Eutinger Gemeinderäte, Mitarbeiter des Landratsamtes und gut 15 Bürger nutzten die Gelegenheit, um sich die neue Brücke und die dazugehörige Infrastruktur, die aus einem neu angelegten Rad- und Fußweg besteht, anzusehen.

Landrat Klaus Michael Rückert freute sich über das große Interesse und ging in seinen Grußworten auf die Entstehungsgeschichte dieser Baumaßnahme ein, die etwa zehn Jahre zurückreicht.

Als dringend erneuerungsbedürftig aufgefallen

Die alte Brücke der Eisenbahnlinie 4860 von Stuttgart nach Horb über die Kreisstraße 4709 war sowohl dem Straßenbauamt als auch der Bahn bereits 2015 als dringend erneuerungsbedürftig aufgefallen. Im Kreistag beschäftigte man sich mehrfach mit diesem Problem und schnell wurde klar, dass man eine Lösung finden muss, die sowohl den Belangen der Bahn als auch den Belangen des Straßenverkehrs genügt. Dadurch wurden sowohl der Landkreis Freudenstadt als auch die Deutsche Bahn an den Kosten der Maßnahme beteiligt. Rückert betonte zudem, dass die K 4709 in diesem Bereich auch an der RadNETZ-BW-Strecke von Horb nach Herrenberg liegt. Hier galt es im Zuge der Maßnahme eine Lücke von 250 Metern zu schließen.

Großer Bahnhof für ein wichtiges Brückenbauwerk. Foto: Peter Morlok

Dies alles ist nun mit der neuen Brücke und den baubegleitenden Maßnahmen realisiert. Notwendig waren dafür riesige Erdbewegungen, das Tieferlegen der früheren Straße in diesem Bereich und die Höhenanpassung der angrenzenden Feldwege und die Ausweitung der Kurvenradien, die eine Ausbaulänge der Kreisstraße von 350 Metern nach sich zog.

So sah die alte Brücke 2021 aus. Foto: Peter Morlok

Gewählt wurde eine rechtwinklige Unterquerung der Bahn nahezu an der gleichen Stelle an der die alte Unterführung der Kreisstraße stand. Damit konnten der technische Aufwand und die Eingriffe in die Natur minimiert werden.

Die Brücke und die Eröffnungsteilnehmer im Hintergrund. Foto: Peter Morlok

Der Landrat freut sich besonders, dass man die gesamte Baumaßnahme nicht nur termingerecht, sondern auch kostengünstiger als ursprünglich geplant fertigstellen konnte. „Wir liegen mit rund einer Million Euro unter dem ursprünglich angesetzten Kostenrahmen“, so Rückert, der betonte: „Die öffentliche Hand kann auch günstiger – nicht nur teuer“. Er dankte allen Beteiligten dafür, dass man immer konstruktiv und Hand in Hand an der Umsetzung dieses wichtigen Projekts gearbeitet habe und übergab dann das imaginäre Mikrofon an Stefan Kleinbub von der „DB Infra Go“ der im Schnellzugtempo nochmals durch die ganze Geschichte dieses Bauwerks ging. Insbesondere machte er auf die Bedeutung der Verknüpfung von Schienen- und Straßeninfrastruktur für die Region aufmerksam.

Dank an Firmen für die Einhaltung der Bauzeiten

Bevor man dann das symbolische Freigabeband durchschnitt, machte Eutingens Bürgermeister Markus Tideman deutlich, was es bedeutet, wenn so eine wichtige Verbindungsstraße eineinhalb Jahre für die Bürger und die Landwirtschaft nicht zur Verfügung steht. Deshalb bedankte er sich ausdrücklich bei den baubeteiligten Firmen für die Einhaltung der Bauzeiten.

Zahlen, Daten, Fakten:

Die Kosten:
Insgesamt sind für die Maßnahme im Haushalt 6,8 Millionen Euro eingestellt. Nach günstigeren Vergaben liegen die Baukosten aktuell bei 5,8 Millionen Euro. Diese teilen sich auf in 2,1 Millionen Euro für den Straßenbau und 3,7 Millionen Euro für den Brückenbau der Bahn.

Da sich aber der Kreis mit 57 Prozent
an den Kosten der Brücke und die Bahn mit 43 Prozent am Straßenbau beteiligen, ergeben sich zum Schluss Kosten von 3,4 Millionen Euro für den Kreis und 2,4 Millionen Euro für die Bahn.

Wegen eines Vorteilsausgleichs
Neu für Alt erhält der Kreis 1,5 Millionen Euro von der Bahn. Auf die Restkosten erhält der Kreis einen LGVFG-Zuschuss (Förderprogramm Rad- und Fußverkehr nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) in Höhe von 0,93 Millionen Euro und muss dann noch einen Restbetrag von 0,94 Millionen Euro aus Eigenmitteln finanzieren. Die Brücke war also quasi ein Schnäppchen.

Weitere Daten zur Maßnahme:
Ausbaulänge Kreisstraße 350 Meter, Radwegeneubau 250 Meter, Leerrohre für Breitbandleitungen, 500 Meter Entwässerungskanal. 2.300 Quadratmeter Asphalt für die Straße, 700 Quadratmeter für den Radweg und 1000 Quadratmeter für die Feldwege. 10 000 Kubikmeter Boden und in der Baugrube wurden weitere 6000 Kubikmeter Erdreich bewegt.

Das neue Bauwerk
hat eine lichte Weite von zehn Meter und eine lichte Höhe von 4,50 Meter. Insgesamt wurden rund 520 Kubikmeter Stahlbeton verarbeitet. Dies entspricht rund 1200 Tonnen.

Die Arbeiten begannen
im Oktober 2023 und erreichen im August 2024 mit dem Abschluss der neuen Eisenbahnüberführung ihren Höhepunkt. Im Mai 2024 wurde während einer zweiwöchigen Totalsperrung der Strecke das neue, rund 1200 Tonnen schwere Rahmenbauwerk durch präzise Arbeit mit Selbstfahrmodulen eingebaut. Ein Spektakel, das die Eutinger bei der Brückenerneuerung in Rohrdorf vor vielen Jahren schon einmal miterleben durften.