Für mehrere Minuten wird die Trossinger Bahn zum Filmstar. Während der Dreharbeiten war so allerhand geboten.
Hin und wieder stößt das Team vom Freundeskreis Trossinger Eisenbahn beinahe an die Grenzen, doch allen voran der Vorsitzende Stefan Ade bleibt stets cool und freut sich, wenn neben angekündigten besonderen Gästen, dann noch spontane Überraschungen kommen.
So bei der Mondscheinfahrt mit den Triebwägen T3 und T5 Ende April. Dass ein Fernsehteam anrückt, war schon öfters der Fall, das Trossinger-Bähnle-Personal war deshalb gut vorbereitet für die Aufnahmen für einen „Ausflugstipp in Baden-Württemberg“ den Moderatorin Mia Zundel und Kameramann Rene Mander für die SWR-Abendschau drehen wollten.
Annegret und Jürgen Hönig aus Vöhrenbach waren das perfekte ältere Ehepaar, das sich von Stefan Ade durch das kleine und überschaubare Eisenbahnmuseum führen ließ. Sie zeigten sich interessiert an der Schienensäge und dem Antriebsmotor „alles robuste Eisenbahnqualität seit 126 Jahren“, erklärte Ade und „anfassen ist erlaubt“.
Sehr spannend war der Fahrsimulator, aber auch der ehemalige Fahrkartenschalter, der während der Coronazeit reaktiviert wurde und heute gute Dienste tut bei den Sonderfahrten am Pfingst- und am Kilbemärt. Die alten vorgedruckten Fahrkarten zeigen Ziele wie Offenburg, Lahr, ja sogar Berlin auf. „Es war doch interessant, dass man früher mit einer solchen kleinen Fahrkarte sehr zuverlässig ans Ziel bis nach Berlin gekommen ist“, betonte Stefan Ade „heute muss man zunächst mindestens fünf Seiten auf Papier aus dem Internet ausdrucken“.
Während sich der Duft der ersten frisch gebackenen Waffeln, die es für die Fahrgäste der Mondscheinfahrt gab, im Eisenbahnmuseum ausbreitete, stand plötzlich Korbinian Fleischer neben dem verdutzen Stefan Ade. Er sei ganz spontan gekommen und wolle einige Aufnahmen machen.
Überraschender Besuch
Die beiden kennen sich seit langem, Korbinian Fleischer ist aus Geislingen an der Steige, arbeitet als Redakteur für den Zeitschriften- und Bücherverlag Geramond in München, und wollte an diesem Abend Fotos machen „ich mache Werbung für das Trossinger Bähnle“, so Fleischer.
In kompletter Uniform anwesend
Karl-Hans-Efinger vom Trossinger Schwabenpark ließ es sich an dem Abend nicht nehmen, in seiner Deutschen-Bahn-Uniform samt Mütze zu kommen, schließlich war er bis ins Jahr 1969 zehn Jahre lang Zugführer bei der Deutschen Bahn. Wie aus dem Nichts spielte plötzlich ein Akkordeon „Auf der schwäbsche Eisebahne…“. Vier Teilnehmer der gerade laufenden Veranstaltung „Akkordeon Grenzenlos“ waren gekommen.
Das lockere Schräubchen am Hohner-Akkordeon konnte auch sofort unbürokratisch mit einem Ersatz aus der Werkstatt des Eisenbahnmuseums ersetzt werden. Der Akkoredonist Hans-Ulrich Baumann ist Schweizer und war Lokführer in Schaffhausen „da muss ich doch, wenn ich heute in Trossingen bin, die Mondscheinfahrt mitmachen“, lachte er und fasziniert von der Trossinger Eisenbahn fügte er schmunzelnd an „ich komme wieder zum Bähnle“.
Viele Gäste
Und auch Jürgen Hönig war sich ganz sicher, dass sein Hohner-Akkordeon, das er im Jahr 1957 von seinen Eltern geschenkt bekam, mit dem Trossinger Bähnle die ersten gut vier Kilometer bis zum Staatsbahnhof und von dort weiter in seine Heimatstadt Frankfurt transportiert worden sei.
Kinder haben Vorrang
Die inzwischen sehr zahlreich gekommenen Fahrgäste stiegen in die beiden Triebwagen T3 aus dem Jahr 1938 und T5 aus dem Jahr 1956 ein. Kinder hatten selbstverständlich Vorrang und durften ganz vorn dem Triebwagenführer über die Schulter schauen. Und waren begeistert, dass sie außerdem von hinten gefilmt wurden. Auch der Schweizer Hans-Ulrich Baumann hatte mit seinem Hohner-Akkordeon Platz genommen und spielte passend zur Abfahrt des Zuges „Muss i denn zum Städtele hinaus“.
Nach wenigen hundert Metern richteten sich die Blicke von Stefan Ade und seinem Team, sowie des Kameramanns auf die linke Seite, denn wie seit Jahren bei jeder Fahrt winkte Andrea Hetzel-Hermann als treuer „Bähnle-Fan“ aus dem Fenster ihrer Wohnung den Fahrgästen und dem Personal zu.
Fahrgäste interviewt
Nach rund vier Kilometern Fahrt in der historischen Holzklasse war die Endstation Trossingen Stadt erreicht. Die Fahrgäste hatten die Möglichkeit, in den anderen Triebwagen zu wechseln, einige besuchten sogar die Gaststätte Staatsbahnhof, um mit einem der nächsten Züge wieder zurückzufahren. Es kamen auch neue Fahrgäste dazu, die zunächst verblüfft schauten, hatten sie doch einen modernen Ringzug erwartet und keine Nostalgiebahn.
„Wir konnten sogar rückwärts fahren“
Zurück am Bahnhof Stadt wurden noch einige Fahrgäste interviewt. Es sei eine historisch sehr interessante Bahn, sagte ein Fahrgast, der zum ersten Mal gefahren war. Der zehnjährige Mateo und seine achtjährige Schwester Jola aus Tannheim, die mit Oma und Opa gekommen waren und sich zunächst über die leckeren Waffeln im Eisenbahnmuseum freuten, waren ebenfalls begeistert „es war interessant und cool“, so Mateo und seine Schwester ergänzte: „Mir hat es Spaß gemacht, wir konnten sogar rückwärts fahren.“
Der Beitrag ist in der Mediathek des SWR ab sofort abrufbar.