Die Arbeiten an der Hesse-Bahn von Calw nach Renningen schreiten stetig voran. Jetzt rückt eine andere Bahnverbindung aus dem Kreis Calw Richtung Stuttgart wieder in den Fokus des Interesses: die Verbindung zwischen Nagold und Herrenberg.
Nagold/Stuttgart - Im Landratsamt in Calw ist die Meinungslage klar: Nachdem die Bahnverbindung von Calw Richtung Stuttgart in greifbare Nähe gerückt ist, muss auch die Verbindung von Nagold über Herrenberg Richtung Stuttgart forciert werden. "Die Verbindung von Nagold nach Herrenberg müssen wir so schnell wie möglich realisieren", sagte Landrat Helmut Riegger erst kürzlich bei der Sitzung des Kreistags in Bad Liebenzell. Und Riegger und der Landkreis bekommen bei diesem Anliegen Schützenhilfe – vom Landkreis Böblingen und vom Landesverkehrsministerium
"Es besteht ein großer Bedarf für eine bessere Anbindung von Nagold"
Ziel des Ministeriums ist nach eigenen Worten eine "deutliche Steigerung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr und eine attraktive ÖPNV-Alternative zum Auto für die Pendler", schreibt das Ministerium in einer Pressemitteilung. Aus diesem Grund unterstützt das Verkehrsministerium jetzt Untersuchungen für eine bessere Anbindung der Stadt Nagold an die Regionen rund um Stuttgart und Böblingen/Herrenberg. Um das Vorhaben voranzubringen, haben sich nun die Landräte Helmut Riegger (Calw) und Roland Bernhard (Böblingen), die Oberbürgermeister Jürgen Großmann (Nagold) und Thomas Sprißler (Herrenberg) sowie der Bürgermeister Hans Michael Burkhardt (Jettingen) auf Einladung von Ministerialdirektor Berthold Frieß im Verkehrsministerium in Stuttgart getroffen.
Ministerialdirektor Berthold Frieß machte nach dem Treffen deutlich: "Es besteht ein großer Bedarf für eine bessere Anbindung von Nagold an die Region Stuttgart. Hier unterstützt das Land gerne mit einer vergleichenden Machbarkeitsstudie", gab Frieß bekannt. "Die vielen Untersuchungen, die in den vergangenen Jahren in der Gegend angestoßen wurden, müssen nun zusammengeführt und insgesamt bewertet werden. Gemeinsam wollen wir mehr Menschen durch einen attraktiven ÖPNV eine Alternative zu den stark belasteten Straßen in der Region bieten. Um dafür die richtigen Weichen zu stellen, braucht es eine gute, belastbare Entscheidungsgrundlage, die wir jetzt gemeinsam schaffen."
Studie wird zu 80 Prozent vom Land bezahlt
Konkret wurde bei dem Treffen das Konzept für eine vergleichende Machbarkeitsstudie abgestimmt, die nochmal alle Varianten und ihre Untervarianten für eine optimale ÖPNV-Anbindung von Nagold betrachtet:
• Metropolexpress (MEX) Stuttgart-Eutingen-Nagold
• direkte Neubaustrecke Herrenberg-Nagold als S-Bahn
• direkte Neubaustrecke Herrenberg-Nagold als Stadtbahn
• direkte Neubaustrecke Herrenberg-Nagold als Transportsystem Bögl
• optimierte Expressbusanbindung Nagold – Jettingen – Herrenberg
In einem zweistufigen Verfahren soll zunächst das Fahrgastpotential sowie ungefähre Kostenwerte der Varianten – einschließlich verschiedener Untervarianten – ermittelt werden. Die drei Varianten mit den höchsten Potentialen werden anschließend in einer Machbarkeitsstudie untersucht.
Die Gesamtstudie soll zu 80 Prozent aus Landesmitteln finanziert werden. Je zehn Prozent kommen von den beiden beteiligten Landkreisen Calw und Böblingen. Wenn sich die zuständigen kommunalen Gremien damit befasst haben, kann die Studie zeitnah durch die Landkreise in Auftrag gegeben werden. Ergebnisse sollen im Jahr 2023 vorliegen.
"Ich begrüße die Initiative des Verkehrsministeriums, dass wir zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots in der Raumschaft Nagold – Herrenberg jetzt eine umfassende, vergleichende Studie gemeinsam mit dem Landkreis Böblingen auf den Weg bringen können", sagte Calws Landrat nach dem Treffen in Stuttgart. "Wir sind uns alle bewusst, dass wir – auch vor dem Hintergrund der Klimakrise – alle Möglichkeiten betrachten und bewerten müssen, um für die Fahrgäste die beste Lösung zu finden", so Helmut Riegger.
Bernhard: "Eine hervorragende Zukunftschance"
"Ein schienengebundener ÖPNV zwischen Herrenberg und Nagold ist eine hervorragende Zukunftschance", ist Böblingens Landrat Roland Bernhard überzeugt. "Beide Wirtschaftsräume zeichnen enge Verflechtungen und hohe Pendlerzahlen aus. Ich freue mich, dass das Verkehrsministerium alle Beteiligten an den Tisch geholt hat und diesem wichtigen Projekt in konstruktiver Atmosphäre ein guter Start ermöglicht wurde."