Wie lange werden die beiden Eschen an der nördlichen Seite des Rathausplatzes wohl noch durchhalten? Das Falsche weiße Stängelbecherchen, ein Pilz der vor rund 20 Jahren aus Japan eingeschleppt wurde führt zum Eschentriebsterben, das im weiteren Verlauf zum Absterben des Baums führt. Foto: Strohmeier

Was der Borkenkäfer für die Fichte, ist das Falsche weiße Stängelbecherchen für die Esche – todbringend. Nur mit dem Unterschied, dass das eine ein Insekt, das anderen ein Pilz ist. Rund um das Rathaus stehen einige Eschen, alle sehen sie im Moment noch gut aus, doch haben sie sichtbare Schäden.

Bad Dürrheim - Vor ein paar Jahren bei einer der letzten großen Hiebaktion im Kapfwald und rund um den Salinensee wurden einige der Eschen gefällt, die von dem Pilz befallen waren. Das Falsche weiße Stängelbecherchen wurde aus Japan eingeschleppt und laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Jahr 2002 erstmals in Deutschland nachgewiesen. Vereinfacht gesagt verstopft der Schlauchpilz die Wasseradern des Baums, es werden weder Wasser noch Mineralien transportiert, der Baum vertrocknet und stirb nach und nach ab. Die Bäume müssen schlussendlich gefällt werden.

Schädigung sieht man

In den kleinen Bad Dürrheimer Parks rund um das Rathaus und auch im Bereich Solemarparkplatz und angrenzender Wohnmobilstellplatz stehen mehrere Eschen, denen man die Schädigung schon deutlich ansieht. Dürre Zweige, die aus der Krone hervorstehen, wilde Triebe, welche die Esche in ihrem Überlebenskampf gegen den Pilz ausbildet. Vor allem stehen mächtigen Eschen im kleinen Salinenpark Ecke Luisen-/Huberstraße an der Rückseite Haus des Bürgers. Alles in allem sind sie auch stadtbildprägend – in dem Fall eher parkprägend und es wäre ein sichtbarer Verlust, müssten sie gefällt werden. Mehrere große Bäume stehen entlang der alten Siedepfanne. Schattenspender für den Park, Lebensraum für Tiere und Insekten.

Resistente Bäume gesucht

Auf der kleinen Grünfläche Ecke Bahnhof-/Luisenstraße stehen weitestgehend andere Baumarten, im Hindenburgpark ebenfalls, dort fallen zwei mächtige Rotbuchen ins Auge. Allerdings stehen zwei große Eschen an den Ecken nördlicher Rathausplatz. Die eine beim Fußweg in den Hindenburgpark, die andere gegenüber beim Durchgang zwischen Rathaus und Haus des Gastes. Dass die Bäume irgendwann gefällt werden müssen, davon kann ausgegangenen werden, denn resistente Exemplare wurden trotz intensiver Suche noch keine gefunden.

An der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt suchen Wissenschaftlerinnen im Rahmen eines deutschen Forschungsvorhabens nach resistenten Bäumen. Nach eigenen Angaben ist es ein "bislang beispielloses Projekt", das mit 9,16 Millionen Euro aus dem Waldklimafond gefördert wird. Ziel der insgesamt 27 Projektpartnern ist es seit dem 1. Juli 2020 eine Strategie für den Umgang mit dem Eschentriebsterben zu erarbeiten und zu etablieren.

In der Veröffentlichung "Quo vadis Pollen?" wird auch ein wenig klar, warum ein so großer Aufwand getrieben wird. "Durch die guten Holzeigenschaften und dem hohen Potenzial als klimaresistente Baumart ist der Verlust der Esche gravierend für die Forstwirtschaft." Sprich: sie würde den Klimawandel gut vertragen – wenn da nicht das Eschentriebsterben wäre. Untersucht wird der Krankheitsverlauf, hier gehört beispielsweise dazu, wann der Pollendruck am stärksten ist. In einem anderen Teilprojekt geht es um die Samen in Bezug auf die Frage: Wie wirkt sich die Schädigung der Elternbäume, auf den Samen aus.

Individuelle Ersatzpflanzung

Die Eschen wie auch andere Bäume in Bad Dürrheim werden durch einen externen Baumsachverständigen regelmäßig geprüft. Er entscheidet schlussendlich, was zu tun ist. Denn die Stadt hat eine besonderer Verkehrssicherungspflicht.

Momentan seien sie alle noch recht vital, erklärt Bauhofleiter Michael Liedtke. Doch mussten in den vergangenen Jahren einige gefällt werden, beispielsweise im Bereich des Solemarparkplatzes. Wie eine Ersatzpflanzung nach einer Fällaktion aussieht werde individuell entschieden und hängt vor allem vom Standort des Baumes ab und da spielen verschiedene Faktoren rein. Und eine Artenvielfalt sei an manchen Stellen auch ganz schön.