Bundestagspräsidentin Bärbel Bas trug sich auf Einladung von OB Marco Steffens (von links) in das goldene Buch der Stadt ein. Eingefädelt hatte den Besuch SPD-Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner. Mit dabei war auch der FDP-Abgeordnete Martin Gassner-Herz. Foto: Armbruster

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat Offenburg am Dienstagnachmittag einen Besuch abgestattet. Die SPD-Politikerin besichtigte den Salmen und trug sich in das goldene Buch der Stadt ein. Im Gepäck hatte sie unter anderem mahnende Worte.

Die Bundestagspräsidentin nahm die historische Kulisse des Salmen zum Anlass, auch ernste Worte an die Anwesenden aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik zu richten. „Selbst größte Fortschritte haben nicht automatisch Bestand – auch nicht die Demokratie“, betonte die SPD-Politikerin bei einer kurzen Rede im historischen Saal des Salmen. „Sie muss aktiv gelebt, gestärkt und unterstützt werden und das immer wieder aufs Neue.“ Die wechselvolle Geschichte der historischen Stätte sei ein Beleg dafür.

So fand im September 1847 in der damaligen Gaststätte bei der sogenannten Offenburger Versammlung die Proklamation von 13 „Forderungen des Volkes in Baden“ statt – die programmatische Basis der demokratischen Bewegung im damaligen Deutschen Bund. Der selbe Saal – zwischenzeitlich eine Synagoge – wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der sogenannten Reichspogromnacht, von Nationalsozialisten und Offenburger Bürgern verwüstet und geschändet.

Heute befindet sich in den Räumen unter anderem das im vergangenen Jahr eröffnete multimediale Museum, dass die Geschichte des Salmen interaktiv darstellt. Zudem ist der geschichtsträchtige zentrale Saal des Gebäudes wieder ein Ort der Demokratie geworden: Dort tagen mittlerweile der Gemeinderat der Stadt und seine Ausschüsse.

SPD-Abgeordneter fädelt Besuch in Offenburg ein

„Wir können unsere Werte nur verteidigen, wenn wir solidarisch zusammenstehen – gegen Feinde von Freiheit und Demokratie“, betonte Bas. Dies zu erkennen falle leichter, wenn man in den Salmen komme. Er verbinde den Solidaritätsgedanken mit den Menschen- und Bürgerrechten – über die Spanne von zwei Jahrhunderten hinweg. „Schon deshalb bin ich froh, dass der Umbau des Salmen auch mit Bundesmitteln gefördert wird.“ Es sei „gut angelegtes Geld“, finde sie.

Eingefädelt hatte den Besuch der Bundestagspräsidentin – protokollarisch nach dem Bundespräsidentin die Nummer zwei in der Republik – ihr Parteigenosse und Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Lahr-Emmendingen Johannes Fechner.

Dass Bas seiner Einladung durch Fechners Werben nachkam, freute Rathauschef Marco Steffens sichtlich. „Für eine Parlamentspräsidentin ist es ein Pflichttermin in den Salmen zu kommen“, scherzte er mit einem Verweis auf das „badische Selbstbewusstsein“. Er zog in einem Redebeitrag eine Linie von der Offenburger Versammlung über das Paulskirchenparlament in Frankfurt bis in die heutige Zeit. „Freiheit und Demokratie sind keine Himmelgeschenke“, war auch das Fazit seines historischen Exkurses.

Der Besuch der Bundestagspräsidentin bestand nicht nur aus Redebeiträgen. Bas sah sich auch in der Ausstellung im Salmen um, ließ sich Exponate erläutern und stellte Fragen. Den Auftakt bildete ein Ausschnitt aus dem 25-minütigen Film, der die Zuschauer über Projektionen auf drei Wänden des Saals in die Vergangenheit zu versetzen versucht.

Beitrag der Museumsgäste weckt Interesse

Besonderes Interesse zeigte die Bundestagspräsidentin unter anderem an einer Wand mit Klebezetteln. Besucher können dort ihre eigenen „Forderungen“ – in Anlehnung an die Ereignisse von 1847 – aufstellen. Wer zustimmt, kann einen grünen, wer die Forderung ablehnt, einen roten Klebepunkt an den Zettel heften. Dutzende solcher Forderungen und zahlreiche rote und grüne Punkte nehmen mehrere Quadratmeter Wandfläche ein.

„Sie alle dürfen stolz sein, auf diesen Erinnerungsort. Der Salmen ist einzigartig“, erklärte Bas. Nachdem sie sich in das goldene Buch der Stadt eingetragen hatte, ging es für die Bundestagspräsidentin mit Fechner weiter zu einem Termin in Emmendingen.