Bäckermeisterin Jasmin Höhn liebt ihren Beruf, auch wenn es manchmal stressig wird. Foto: Schwarz

Jasmin Höhn arbeitet als Bäckermeisterin in einem Beruf, der nach wie vor als Männerdomäne gilt. Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen, ist auch für sie nicht immer einfach. Doch dass ihr das gelingt, macht Höhn auch ziemlich stolz.

Aus Anlass ihres 75-jährigen Bestehens stellt die Frauen Union der CDU Freudenstadt Frauen in noch immer von Männern dominierten Handwerksberufen vor. Bäckermeisterin Jasmin Höhn von der Traditionsbäckerei Grammel ist eine von ihnen.

In bereits fünfter Generation steht Höhn gemeinsam mit ihrem Vater Walter Grammel und einem Gesellen in der Backstube der Familienbäckerei in der Alfredstraße und hat spürbar Freude an ihrem Tun. Daran ändern auch die eher ungewöhnlichen Arbeitszeiten nichts. „Die waren für mich eigentlich nie ein Problem“, sagt sie.

Arbeitsbeginn um halb drei in der Nacht

Ihr Arbeitstag in der Backstube beginnt nachts um halb drei. Weil sie drei kleine Kinder hat, arbeitet sie derzeit an drei Tagen in der Woche, nämlich montags, donnerstags und freitags. Motiviert, diesen Beruf zu erlernen, habe sie die Lust, mit den Händen zu arbeiten und abends zu sehen, was man geschafft hat, erzählt sie.

Gedrängt habe sie niemand in der Familie, im Gegenteil. „Mein Vater hat sogar gesagt, ich soll mir das gut überlegen.“ Im Grunde sei er aber schon stolz gewesen, als sie sich so entschieden habe, bestätigt Mutter Birgit, die ebenfalls im Laden hilft.

Vom Vater und Großvater ausgebildet

Ausgebildet wurde Jasmin Höhn vom Vater und Großvater im elterlichen Betrieb, dem sie seither treu geblieben ist. Nach der Lehre folgte im Jahr 2018 die Ausbildung zur Bäckermeisterin auf der Meisterschule in Stuttgart. Während dieser Zeit haben sich bei ihr und Ehemann Sven, einem gelernten Zimmermann, die Zwillinge Hannah und Marie angekündigt. „Im Oktober hatte ich meinen Meisterbrief, im Januar meine beiden Mäuse“, erzählt sie schmunzelnd.

Ein „Muss“ sei der Meistertitel nicht gewesen, den habe sie aus eigener Motivation heraus einfach gewollt. „Auch deshalb, weil ich mich weiterbilden wollte, da ich ja nie einen anderen Betrieb gesehen habe.“ Unterstützung erfuhr Höhn damals sowohl von der Familie als auch vom Ehemann.

Personell sei der Betrieb Dank der Unterstützung durch die ganze Familie – sogar die Schwiegermutter arbeitet mit – zwar ausreichend für die Ladengröße aufgestellt, ausfallen dürfe aber niemand.

Das Sortiment in der Bäckerei wurde durch den weiblichen Zuwachs in der Backstube auch verändert. Ihr liege die feine Bäckerei mit Törtchen und Pralinen besonders am Herzen, sagt Höhn. Auf Messen , die sie mit ihrem Vater besucht, lässt sie sich deshalb auch gerne inspirieren.

Die Schwiegermutter hilft kräftig mit

Viele in Großbäckereien automatisierte Arbeitsschritte passieren bei ihr noch von Hand. Das Zusammenspiel funktioniert dabei nicht nur zwischen Vater und Tochter stressfrei, sondern auch in der Familie insgesamt. Und das beschränkt sich nicht nur auf die Backstube: Wenn Höhn nach ihrer Schicht nach Hause kommt, werden die vierjährigen Zwillinge von der Schwiegermutter in den Kindergarten gebracht. Sie nutzt die Zeit dazu, sich auszuruhen. Mittags werden ihr die Kinder wieder gebracht und die Schwiegermutter geht in die Bäckerei, um im Laden auszuhelfen.

Das funktioniere wie ein Zahnrad, sagt Höhn. Haken dürfe da aber nichts. Manchmal sei es schon auch anstrengend, gibt sie ehrlich zu. Dennoch ist sie stolz darauf, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in diesem Kontext so gut funktioniert. Die Frage, ob sie es noch einmal so machen würde, beantwortet Jasmin deshalb auch ohne zu zögern mit einem ganz klaren: „Ja“.