Bäckermeister Tobias Plaz am Backofen: Jetzt drohen auch noch bis zu 1000 Prozent Strompreis-Erhöhung! (Archivfoto) Foto: Lück

Er ist so verzweifelt, dass er Betriebsgeheimnisse aufdeckt. Bäckermeister Tobias Plaz droht jetzt auch noch eine Strompreissteigerung um 1000 Prozent! Er sagt: Wenn Berlin nicht bald hilft, droht ein Horror-Szenario.

Eutingen - Wer soll das noch bezahlen? Bäckermeister Tobias Plaz hat nach der drohenden Gasrechnungen für seinen Betrieb jetzt auf Facebook auch die Stromkosten offengelegt. Plaz: "Ich habe bei meinem Lieferanten nachgefragt: Was muss ich zahlen, wenn ich sofort einen neuen Langfristvertrag mache?"

Die zuständige Mitarbeiterin der Stadtwerke Freudenstadt antwortet: "Statt 5 Cent pro Kilowattstunde wäre es dann 49,4 Cent pro Kilowattstunde!"

Bei Strom droht Preiserhöhung um 1000 Prozent

Ein Schock für den Bäckermeister: Drohen ihm 1000 Prozent Erhöhung beim Strom! Plaz: "Gemeinsam mit den steigenden Gaspreisen bedeutet das Stand heute: 100.000 Euro mehr Energiekosten pro Jahr. Wenn die Bundesregierung sich mit ihrem Hilfsprogramm nicht beeilt, müssen alle davon ausgehen, dass wir unsere Bäckereien in der jetzigen Form nicht mehr weiter betreiben können!" Damit meint er nicht die Schließung, sondern das breite Sortiment an Artikeln, die Öffnungszeiten. Und das die Brötchen immer den ganzen Tag über frisch gebacken werden. Plaz: "Dafür müssen die Öfen lange laufen."

100000 Euro Energiekosten im Jahr

Der neue Energie-Kostenschock für Bäcker Plaz. Ende August hatte er seine neue Gasrechnung veröffentlicht. Ab Oktober steigt seine Abschlagszahlung für Gebäude und Gewerbe für die Gas-Heizung von 721 Euro auf monatlich 2588 Euro.

Die Backöfen laufen extra – alle mit Gas. Hier läuft der Liefervertrag noch bis Ende des Jahres. Steigt der Abschlag analog zur Heizung, müsste Plaz dann statt 11.676 Euro dann 41.952 Euro im Jahr zahlen Dazu noch der Strompreis-Schock mit neuen Gesamtkosten in Höhe von 55.676 Euro.

Dabei kämpfen die Bäcker in der Region Horb schon seit Anfang des Jahres mit steigenden Rohstoffpreisen. Dabei hatten sich die Handwerksbetriebe mit pfiffigen Ideen durch die schwierige Corona-Lockdown-Zeit gehangelt. Eutingens Bäckermeister Tobias Plaz hatte seine Bäckerei in Eutingen vor einem Jahr komplett umgebaut und neu eröffnet!

Schindele (CDU): "Bäcker bei Hilfspaketen vergessen!"

Diese Schock-Zahlen – Bäckermeister Plaz hatte sie beim Besuch von CDU-Fraktion-Landesfraktionschef Manuel Hagel und Katrin Schindele in Baiersbronn bei der Bäckerei Gaiser in Baiersbronn präsentiert. Die CDU-Landtagsabgeordnete: "Das ist leider die traurige Realität. Die Lage bei den Bäckereien und vielen anderen Unternehmen ist extrem angespannt. Beim Hilfspaket für die Energiekostendämpfung des Bundes wurden Bäcker und Konditoren einfach vergessen! Alle im Land machen Druck, damit von Berlin schnell Signale kommen!"

Plaz’ Bäckerkollege Mathias Saur spürt genauso den Kostendruck aus Horb sagt: "Berlin muss sich schnell bewegen. Ich will noch gar nicht ausrechnen, was das bedeuten könnte. Die Energiekosten betragen derzeit bei uns gut vier Prozent vom Umsatz. Wenn die sich verzehnfachen würden – das geht ja gar nicht."

Brötchen bald 40 Prozent teurer?

Damit deutet Saur an, was dem Kunden droht, wenn die Energiepreis-Explosion ungebremst auf den Kunden zukommt. Brötchen und Brot würden um bis zu 40 Prozent teurer! Plaz: "Das könnte so hinkommen." Allerdings: Noch haben Bäcker Saur und sein Eutinger Kollege Tobias Plaz günstige Energiepreise dank der Langfristverträge. Bei Tobias Plaz enden sie Ende Dezember.

Plaz: Reform für alle

Der Bäckermeister. "Einmal wünsche ich mir von der Bundesregierung, dass sie das Delta zwischen bisherigen und zukünftigen Stromkosten auffängt. Der Endverbraucher – von dem wir leben – leidet aber genauso. Nicht nur die Betriebe an sich sind die gelackmeierten. Und ich hoffe, dass ein Hilfspaket kommt, von dem alle profitieren."

Die größte Sorge von Bäckermeister Tobias Plaz. "Das schlimmste für mich wäre, wenn die hohen Kosten dazu führen, dass ich Menschen entlassen muss. Das wär mir ein Gräuel. Wir haben immer so toll zusammengehalten. In der Gastro hat man ja gesehen, was passiert, wenn man die Mitarbeiter entlässt und dann wieder hochfährt. Und man findet keine Leute mehr!"

Der Kostenstress geht Bäcker Plaz an die Seele

Die Lage für die kleine Handwerksbäckerei – sie zehrt an den Nerven von Bäckermeister Tobias Plaz: "Ich bin Einzelunternehmer. Meine Woche hat sechs oder sieben Tage – 40 Stunden gibt es nicht. Da hängt unser volles Herzblut drin. Wenn alles weg wäre, wäre das der GAU. Diese Gedanken – sie gehen an die Seele.“

Was droht den Privatkunden?

1000 Prozent Strompreiserhöhung auch für Privatkunden? Die Leiterin des Markt und Kunde der Stadtwerke Freudenstadt: "Nein. Auf Anfrage des Gewerbekunden habe ich am Strommarkt an diesem Tag ermitteln lassen, was es kostet, wenn man die von ihm benötigte Menge für ein ganzes Jahr beschaffen würde. Die Stadtwerke Freudenstadt kaufen solche Langfrist-Mengen gewöhnlich immer wieder ein über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Wenn die Konditionen günstig sind. Aus diesen Preisen zwischen vorhandenen Strommengen und erwarteten Zukäufen wird dann ein Durchschnitt gebildet. Mitte Oktober geben wir dann den neuen Privatkundentarif bekannt. Privatkunden können sich auf eine Erhöhung einstellen – aber dank unserer langfristigen Beschaffungspolitik dürfte sie im Rahmen bleiben."