Die Bäckerei Adolph feiert ihr 275-jähriges Bestehen – und ist damit der älteste Handwerksbetrieb in der Markgrafenstadt.
Fürs tägliche Brot in aller Frühe auf den Beinen: In der Bäckerei Adolph ist das seit Menschengedenken das normalste auf der Welt – genauer gesagt: seit neun Generationen. Oder noch genauer: seit 275 Jahren.
„Wir sind damit der älteste Handwerksbetrieb in der Stadt“, freuen sich Oliver und Martina Adolph, die vor fünf Jahren die Bäckerei von ihren Vorgängern Hans-Friedrich und Gabriele Adolph übernommen haben, über das stolze Firmenjubiläum. Sie wollen den Geburtstag mit ihrer Belegschaft und vor allem mit ihrer treuen Kundschaft denn auch gebührend feiern – und zwar vier Wochen lang.
Vom 23. Juni bis 19. Juli bieten sie in ihrem schmucken Geschäft in der Pflugkurve jede Menge Aktionen an. Unter anderem gibt es ein eigens kreiertes „Jubiläumsbrot“, eine Sauerteigmischung aus Urkornsorten wie Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen und Dinkel.
In Familienhand
Die große Familientradition rund um Brot und Kuchen begründete einst Mathies Adolph, der 1750, vom Kaiserstuhl stammend, in der Markgrafenstadt eine Bäckerei eröffnete. Seine hugenottischen Vorfahren waren einst wegen religiöser Verfolgung von Frankreich über den Rhein geflohen. Im Jahr 1876 kaufte sein Ur-Ur-Ur-Enkel Friedrich Adolph das Anwesen an der Hauptstraße, in dem die Bäckerei bis heute zu Hause ist.
„Es ist schon außergewöhnlich, dass der Betrieb noch immer in Familienhand ist“, wissen auch Oliver und Marina Adolph und verweisen im gleichen Atemzug nicht ohne Stolz darauf, dass mit den Töchtern Lisa und Leonie im Laden bereits die zehnte Generation kräftig mithilft. „Und manchmal wuseln sogar die fünf Enkelkinder zwischen unseren Beinen herum“, erzählt Martina Adolph.
Mit den beiden Inhabern beschäftigt die Bäckerei und Konditorei insgesamt zehn Mitarbeiter – zwei Bäcker und zwei Konditoren stehen in der Backstube, sechs Angestellte kümmern sich im Laden um die Kunden.
Bei aller Freude über das stolze Jubiläum machen sich die Adolphs keine Illusionen, wie schwer die Zeiten fürs traditionelle Bäckerhandwerk im Laufe der vergangenen zwei Jahrhunderte geworden sind. „Es wird für kleine Betriebe wie unseren immer schwieriger, Bäckernachwuchs zu finden“, weiß Oliver Adolph aus leidvoller Erfahrung zu berichten. Zu arbeiten, während andere schlafen, sei hält längst nicht mehr jedermanns Sache. Aber auch die Vielzahl an Vorschriften und bürokratischen Reglementierungen sowie die steigenden Ausgaben für Strom, Material und Löhne machen den Bäckereien zu schaffen. „Die Kosten fressen uns auf“, so der 54-Jährige. Nicht umsonst gebe es in der Markgrafenstadt mittlerweile nur noch zwei Bäckereien, die das alte Handwerk weiter pflegen.
Ob der Adolph’sche Familienbetrieb nach dem 275-jährigen auch noch das 300-jährige Bestehen feiern kann, steht für die jetzigen Inhaber so ziemlich in den Sternen. Denn Oliver und Martina Adolph wollen zwar so lange, wie es irgend möglich ist, weitermachen. Doch ihnen ist klar: „300 wird’s mit uns nicht geben“. Und auch aus der jüngeren Generation der eigenen Familie ist einer oder eine, die die Fahne weitertragen wollen, bislang nicht in Sicht.
Die Nachfolge
„Vielleicht finden wir ja von außen einen Nachfolger“, geben Oliver und Martina Adolph die Hoffnung nicht auf und sind entschlossen, den traditionsreichen Handwerksbetrieb noch ein paar Jahre weiterzuführen zu wollen – „auch wenn es nicht einfacher wird.“ Aber da ist halt vor allem die „tolle Kundschaft“, die schon frühmorgens um halb sechs im Laden Schlange steht, um mit frischen Brötchen und süßem Backwerk in den Tag zu starten. Hoffnung macht den beiden zudem die Tatsache, dass „immer mehr junge Leute handwerkliche Qualität zu schätzen wissen“.