Ein nachdenklicher Bäckermeister Tobias Plaz präsentiert SPD-Chefin Saskia Esken eine neue Schock-Rechnung. Foto: Lück

In der Expertenkommission um Energiepreisdeckel sitzt kein einziger Bäcker. Dafür zeigt Tobias Plaz aus Eutingen der SPD-Chefin Saskia Esken die "Handwirklichkeit" (Werbung Bäckerei Saur).

Eutingen - In der Backstube von Plaz ist hoher Besuch: SPD-Chefin Saskia Esken. Sie sagt: "Sie haben eine ganz schöne Welle gemacht. Deshalb bin ich hier!"

Tobias Plaz. Bäckermeister in der vierten Generation. Eine Backstube, vorne das Ladengeschäft. Selten geworden. Und er hat eine neue Schock-Rechnung für Esken aufgestellt. Plaz sagt: "Wenn wir die jetzt absehbaren Energiepreiserhöhungen umsetzen müssen, kommt die Kaufzurückhaltung der Kunden. Weniger Produktion, weniger Mitarbeiter, das würde mir weh tun. Wir sind ein tolles Team. Es wäre ein Horror für mich, wenn du Namen heraussuchen müsstest, die du streichst!"

Die Schock-Rechnung des Bäckermeisters

Plaz: "Wenn die Energiekosten so erhöht werden, wie derzeit absehbar, müsste ich allein wegen der Energiekosten jedes einzelne Produkt um 12 bis 15 Cent teurer machen. Nehme ich noch die gestiegenen Rohstoffpreise dazu, kommen noch mal 22 Prozent drauf. Für das Personal noch mal fünf Prozent!"

Klartext: Der Preis für ein Brötchen würde von 1 Euro auf bis zu 1,42 Euro steigen!

Weil auch die Rohstoffpreise für Mehl, Zucker, Butter und Co. laut Plaz hauptsächlich energiepreisgetrieben sind, appelliert er an Esken: "Mein Traum wäre, sie würden die Botschaft mitbringen: Der Doppelwumms ist in Eutingen angekommen!"

Esken: "Soweit ist es leider noch nicht. Die Energiedeckel-Expertenkommission wollte eigentlich Ende des Monats ein Ergebnis verkündet. Zuletzt hieß es: Mitte des Monats. Jetzt schließen sie sich über das Wochenende ein. Und dann dauert es noch, ehe Ministerien, der Bundestag und der Bundesrat das Paket umgesetzt haben."

Tobias Plaz: "Wann kommt Doppelwumms hier an?"

Plaz: "Die Energieliefer-Verträge von mir und meinem Kollegen Mathias Saur laufen Ende des Jahres aus. Wir brauchen schnell Klarheit, damit wir kalkulieren können. Ich habe schon überlegt, ob ich die Weihnachtsbäckerei aufgebe."

Gut, dass Plaz in Baiersbronn dem CDU-Fraktionschef Manuel Hagel schon das Versprechen abringen konnte, dass die Landesregierung in Vorleistung geht, wie er Esken gegenüber betont.

Dann schmiert er ihr noch jede Menge Handwirklichkeit aufs Brot.

Plaz: "Vor anderthalb Jahren dachten wir, dass Corona irgendwann zu Ende ist. Deshalb haben wir uns entschlossen, den Laden in Eutingen umzubauen und zu einer Schaubäckerei umzugestalten. Stand heute würde ich das wahrscheinlich nicht mehr machen. Sondern würde das Geld in die Wärmerückgewinnung investieren."

Gab ja auch mal Hinweise aus der Politik, dass die energieintensiven Betriebe wie Bäckereien in Energiespar-Technik investierten sollten. Plaz: "Im Moment bin ich froh um jede Ausgabe, die ich nicht habe. Förderprogramme gibt es aber genug."

SPD-Chefin: "Wir haben euch auf dem Schirm"

Esken: "Kleine und mittlere Unternehmer wie die Bäckerei Plaz sorgen nicht nur für das tägliche Brot der Menschen, sondern auch für Vielfalt, Buntheit und Innovation. Das wollen wir – neben der Einzelhandelskultur – erhalten. Wir stehen nicht nur für einen höheren Mindestlohn und die steuerfreie Energie-Prämie für Mitarbeiter. Sondern auch dafür, dass sich die Betriebe das auch leisten können. Und ist auch klar, das energieintensive Betriebe wie die Bäckerei gezielte Hilfe benötigen."

Plaz: "Was mich kolossal stört ist, wenn Minister wie Robert Habeck gegen die Ökonomie kämpfen." Die SPD-Chefin kontert: "Die Wirtschaftsmacht Deutschland leitet Bundeskanzler Olaf Scholz."

Der Bäckermeister zeigt in der Backstube der SPD-Chefin Esken seinen Gasbackofen (sorgt für die knackigen Plaz-Brezeln, 120 000 Kilowattstunden Gas im Jahr). Den Gärungsschrank. Plaz: "Wärmt innerhalb von acht Stunden den Teig auf 18 Grad und kühlt wieder dagegen." Und den Tiefkühl-Schrank. Plaz: "Mein Energiefresser. Aber sonst könnte ich die lange Teigruhe, bei dem sich das Wasser und die Inhaltsstoffe mit dem Mehl verbinden, das die Aromen bildet, gar nicht vernünftig abbilden. Sondern müsste alle von uns Bäckern rund um die Uhr arbeiten!"

Esken: "Sie kämpfen wie viele andere Unternehmer auch – völlig zu Recht. Wir haben euch auf dem Schirm!"