Der Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) hat gegen das geplante Mercosur-Abkommen protestiert. Foto: Ralf Deckert

Die Landwirte sehen eine Benachteiligung durch das von der EU geplante Mercosur-Abkommen. Vor allem Rinderzüchter befürchten, dass sie gegenüber Mastbetrieben aus Übersee das Nachsehen haben.

So laut und so viele wie vor einem Jahr sind sie zwar nicht, aber Badens Bauern protestieren wieder. Vor dem Verbandssitz des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) in Freiburg wollen Landwirte auf die Benachteiligung aufmerksam machen, die sie durch das Freihandelsabkommen der EU mit dem Mercosur Staatenbund fürchten.

 

Man habe grundsätzlich nichts gegen Freihandel, so Forstwirt und BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. „Für unsere exportorientierte Industrie ist Mercosur sehr wichtig.“ Aber die Rahmenbedingungen müssten auch für den Agrarsektor stimmen. Landwirte müssten hohe Standards beim Tierwohl einhalten, während das Mercosur-Abkommen den Import von Billigfleisch aus Massenproduktionen in Südamerika erleichtern würde.

Landwirte haben in Freiburg ihren Unmut ausgedrückt. Foto: Ralf Deckert

In Baden betreffe dies vor allem die Produktion von Rindfleisch. Während sich kleine Betriebe aus dem Schwarzwald an die hohen EU-Standards halten müssen, dürfen die riesigen Rinderfarmen in Südamerika bei der Aufzucht ihrer Tiere Pharmazeutika und Hormone einsetzen, die bei uns längst verboten seien.

„Wir haben klare Ziele bei der Reduktion von Antibiotika. In Südamerika wird darüber nicht einmal diskutiert“, bemängelt Bokart.

Abkommen wurde von der EU abgesegnet

Man sehe dort eine Verschiebung weg von der Weidehaltung hin zu Großbetrieben, die ihr Vieh in riesigen Gattern halten, während das Weideland für den Sojaanbau umgewidmet und der Regenwald abgeholzt werde. Die Lage sei „ein Paradoxon“, so der BLHV-Präsident. In seinem Protest stehe der Verband nicht alleine da. „Wir haben uns Deutschlandweit organisiert und sind uns mit Nachbarländern wie Polen einig“, erklärt Bolkart. Auch die südeuropäischen Staaten seien mit im Boot. „In dieser Konzentration werden wir schon wahrgenommen“, so der Verbandspräsident. „Wir wollen, dass unsere Standards anerkannt und letztlich auch von den Konsumenten bezahlt werden. Dafür wollen wir weiter Aufklärungsarbeit betreiben“, so Bolkart.

Die EU-Kommission hat am Freitag ungeachtet anhaltender Bedenken von Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Polen die Verhandlungen über eine riesige Freihandelszone mit dem südamerikanischen Staatenbündnis Mercosur abgeschlossen. Das teilte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einer finalen Gesprächsrunde mit Spitzenvertretern der Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay mit.