Bühne für das Land: Baden-Württemberg Haus auf der Expo 2020 in Dubai Foto: MOMENTARYAWE.COM/CATALIN MARIN

Quantentechnologie statt Motorfieber – Baden-Württemberg zeigt sich auf der Weltausstellung Expo 2020 in Dubai als Schrittmacher der Industrie 4.0.

Stuttgart - Kein Auto, nirgends. Was ist los im Hause Baden-Württemberg auf der Weltausstellung Expo in Dubai? Der Pavillon, 2016 initiiert als Forum der Südwestwirtschaft, 2019 zum finanziellen und politischen Problemfall geworden – bis hin zum Untersuchungsausschuss im Stuttgarter Landtag 2021 –, ist in Dubai gelandet als Bühne des Aufbruchs Baden-Württemberg in die dreidimensionale Mobilität. Und signalisiert in jedem Winkel: Wir sind vorne – auch und gerade im Umbau der wichtigsten Automobilstandorte Deutschlands.

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Quantentechnologie heißt das neue Zauberwort. Abstrakter geht es für viele kaum. Mit gutem Grund also sendet das am 3. Oktober offiziell eröffnete Baden-Württemberg Haus ebenso in jedem und aus jedem Winkel eine zweite Botschaft: Wir sind geerdet, unsere Zukunft entsteht aus gelebter Identität. Der Schwarzwald verbindet die Landesteile Baden und Württemberg sowie das Erfolgsdoppel Naturerlebnis und Quell industrieller Weltmarktführer.

Magische Marke: „Black Forest“

Mit gutem Grund rückt denn auch das Baden-Württemberg Haus den Black Forest in das Scheinwerferlicht. Der Frage „Wer seid Ihr, Baden-Württemberg“ kann man international nur mit Anker-Marken antworten. Und die Antwort fällt umso überzeugender aus, je deutlicher wird: Das an Themen wie Künstliche Intelligenz oder Medizintechnik orientierte Cluster-Modell regionaler Stärken gründet immer aufs Neue auf dem sprichwörtlichen Erfindergeist. Er ist das Schwarzbrot des Erfolgs. Und damit der bestmöglichen Nachhaltigkeit.

Der Weg zur Expo in Dubai

2015
Die Ingenieurkammer Baden-Württemberg und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation präsentieren dem damals SPD-geführten Wirtschaftsministerium im Land erste Ideen zur Teilnahme auf der Expo 2020 in Dubai.

2017
Die Ingenieurkammer bittet die 2016 neu gewählte Landesregierung (Koalition aus Grünen und CDU), sich für einen Sponsor-finanzierten Pavillon der baden-württembergischen Wirtschaft einzusetzen. Das Land soll eigentlich nur 2,8 Millionen Euro zuschießen.

2018
Das Land entscheidet, nicht Teil der Projektgesellschaft zu werden – dafür ist inzwischen die Messe Freiburg mit im Boot. Im November 2018 ernennt das von Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) geführte Wirtschaftsministerium aber den Hauptgeschäftsführer der Ingenieurkammer zum Generalkommissar des Pavillon-Projekts und schickt die Bewerbung „im Namen der Initiative“ ab. Durch diesen Fehler wird das Land von der Expo als Vertragspartner angesehen. Juristen bestätigen das später.

2019
Am 30. Januar 2019 unterschreiben die Expo und der Generalkommissar den Vertrag. Im Mai wird deutlich, dass die Sponsorengelder das Projekt nicht finanzieren. Im Laufe des Jahres bestätigen Juristen: Das Land ist Vertragspartner. Der Landtag stimmt notgedrungen der Fehlbetragsfinanzierung zu – erst ist nur von neun Millionen Euro die Rede, am Ende übernimmt das Land 15 Millionen Euro. Auch die Coronaverschiebung macht das Projekt teurer.

2020
Zum Jahreswechsel 2020/21 versucht ein Untersuchungsausschuss eine Aufklärung – Rücktrittsforderungen in Richtung Wirtschaftsministerin bleiben ohne Wirkung.

2021
Ein Jahr später als geplant beginnt am 1. Oktober 2021 die Expo 2020 in Dubai. Am 3. Oktober 2021 wird das Baden-Württemberg-Haus offiziell eröffnet