Auch in Baden-Württemberg haben Studenten immer mehr Probleme, Wohnungen zu finden. (Symbolbild) Foto: dpa

Einer Studie zufolge haben Studenten in Deutschland immer größere Probleme, eine Wohnung zu finden. Auch in traditionellen Unistädten in Baden-Württemberg wie Freiburg oder Tübingen hat sich die Situation verschlechtert.

Berlin - Die Wohnungsnot der Studenten ist dramatisch: Unter den zehn deutschen Hochschulstädten mit den größten Schwierigkeiten für Akademiker in spe befanden sich gleich vier baden-württembergische Standorte: Stuttgart, Freiburg, Heidelberg und - neu - Tübingen. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Ranking des Immobilienentwicklers GBI hervor. Auch in den Studierendenwerken macht sich der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bemerkbar.

Nach der GBI-Prognose wird die Situation dadurch verschlechtert, dass es Flüchtlinge ebenso wie Studenten in größere Städte zieht. „Zwar ist in einigen Städten der dringend erforderliche Neubau von kleineren und damit preisgünstigeren Wohnungen, die auch Studierende nutzen können, bereits angelaufen.“ Dennoch könne dies den strukturellen Mangel nicht beheben. Die Stadtverwaltungen rief er am Montag auf, den Kleinwohnungsbau zu erleichtern.

Als eine der Herausforderungen nannte Bundespräsident Joachim Gauck den Wohnungsbau. Es würden wohl weniger Neubauten fertig, als Menschen ankämen. „Wettbewerb um Wohnraum, besonders preiswerten Wohnraum, dürfte unvermeidlich sein.“ Aber Deutschland habe in seiner Geschichte auch wiederholt bewiesen, dass es Engpässe überwinden und materielle Herausforderungen meistern könne.

Die Landeshauptstadt landete auf der Skala der Städte mit dem angespanntesten Wohnungsmarkt für Studenten nach München, Frankfurt und Hamburg auf Platz vier (Vorjahr: fünf). Freiburg rutschte von Platz neun auf Platz sechs ab. Einzig in Heidelberg verbesserte sich die Situation leicht; die Neckarstadt kam auf Platz acht nach Platz sieben. Tübingen verschlechterte sich von Platz zwölf auf Platz neun. Konstanz, Karlsruhe und Ulm kamen auf die Plätze 11, 14 und 15.

Die Wartezeit beträgt fünf bis sechs Monate

Beim Studierendenwerk Stuttgart, das die Universität Stuttgart, die Hochschule Esslingen sowie die Pädagogische Hochschule und die Verwaltungshochschule Ludwigsburg betreut, stehen noch knapp 3700 junge Menschen auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz - vor einem Jahr waren es noch 1850. Die Wartezeit, um einen der 6755 Plätze in 33 Wohnanlagen zu ergattern, beträgt fünf bis sechs Monate. Aktuell gibt es nach Auskunft des Studierendenwerkes 435 Angebote privater Vermieter auf dem im vergangenen Jahr eingerichteten Online-Portal.

Engpässe konstatiert auch das Studierendenwerk Heidelberg, wo 2000 Studenten auf eine Bleibe warten. Insgesamt gibt es 4780 Plätze in Wohnheimen, darunter sogenannte Flurzimmer für 168 Euro im Monat, deren Bewohner sich Badezimmer und Küchen mit einem Dutzend Kommilitonen teilen. Die Mehrheit der Studenten interessiere sich aber für Appartements mit eigener Dusche, Toilette und Kochnische für 340 Euro im Monat. Die stellvertretende Abteilungsleiterin Studentisches Wohnen, Kathrin Hannowsky, sagte, es könne durchaus sein, dass in Kürze Studenten und Flüchtlinge um billigen Wohnraum konkurrieren.

In Stuttgart hieß es, man spiele bedürftige Gruppen nicht gegeneinander aus. Das Deutsche Studentenwerk fordert ein Bund-Länder-Programm für mindestens 25 000 zusätzliche preisgünstige, staatlich geförderte Wohnheimplätze. „Hätten wir die schon, wäre das eine deutliche Entlastung für die Wohnungsmärkte in Hochschulstädten - dort konkurrieren viele Gruppen, auch die Studierenden, um preisgünstigen Wohnraum“, heißt es.

Basis des GBI-Rankings sind Daten aus den 87 deutschen Hochschulstandorten mit mehr als 5000 Studierenden. Jeweils 23 Faktoren von den Miet- und WG-Preisen über Leerstands-Quoten, die Entwicklung der Studenten- und Erstsemester-Zahlen, die Altersstruktur und die Attraktivität der Städte wurden geprüft und gewichtet.