Eine Lehrerin hält in der Grundschule mehrere Zeugnissen in den Händen, die sie kurz danach austeilt. Foto: dpa

Endlich ausschlafen, endlich Sonne und Sommer genießen. Doch nicht alle dürfen in den Ferien die Hefte und Bücher zur Seite legen.

Stuttgart - Für die meisten der mehr als 1,5 Millionen Kinder und Jugendlichen hat an diesem Mittwoch die schönste Zeit des Jahres begonnen. Vor ihnen liegen sechs Wochen schulfreie Zeit. Das gilt aber nicht für alle: In über 40 sogenannten Sommerschulen werden rund 1300 schwächere Schüler die Schulbank drücken und Lesen, Schreiben und Rechnen üben. Erstmals in diesem Jahr wird das als Pilotprojekt auch an acht Grundschulen angeboten. Bislang konnten nur weiterführende Schularten ohne Gymnasium nach Klasse sieben teilnehmen.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) verspricht sich für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf einen Motivationsschub für einen erfolgreichen Start ins neue Schuljahr. Dieses beginnt am 10. September. Die GEW machte auf das Schicksal von 9000 Lehrkräften aufmerksam, die die grün-schwarze Landesregierung mit Beginn der Sommerferien in die Arbeitslosigkeit schicke.

Der Lehrerverband VBE warnte Eltern, bei schlechten Zeugnisnoten oder Nicht-Versetzung ihrer Kinder ein Drama zu inszenieren. "Für Eltern, die während des Schuljahres in Kontakt mit den Lehrern gestanden und sich laufend über Leistungen und Lernfortschritte ihres Kindes informiert haben, dürfte der Zeugnistag keine allzu großen Überraschungen bereithalten", sagte der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Michael Gomolzig. Zeugnisse bewerteten immer nur einen kleineren Ausschnitt der Schülerpersönlichkeit - und zwar aus Sicht der Schule.

Unterstützung und eine Verhaltensänderung des Schülers könnten im kommenden Schuljahr wieder zu erheblich besseren Ergebnissen führen. Der Verbands-Vertreter beklagte: "An den meisten Schulen werden leider viel zu wenig Stütz- und Fördermaßnahmen angeboten, weil die entsprechenden Lehrerstunden fehlen."

Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) enden zum Ferienbeginn die Verträge von fast 4000 befristet beschäftigten Pädagogen. Zusätzlich würden über 5000 Referendare entlassen, obwohl die meisten ab September wieder in den Klassenzimmern unterrichteten. Das Ministerium lehnt eine Dauerbeschäftigung über den Sommer aus Kostengründen ab.

Ministerin Eisenmann wünschte allen Schülern und den rund 144.500 Lehrern im Land erholsame Ferien. "Durchatmen und abschalten ist wichtig, um im neuen Schuljahr wieder mit frischer Energie durchstarten zu können." Gleichzeitig sei es zentral, vorbereitet ins neue Schuljahr zu starten.