2020 war der Umsatz im Maschinenbau in Baden-Württemberg um 9 Prozent auf knapp 76 Milliarden Euro gesunken (Symbolbild). Foto: dpa/Felix Kästle

Der Branchenverband VDMA sieht den Maschinen- und Anlagenbau im Südwesten trotz vieler Unsicherheiten wieder im Aufwind - auch wenn der vor allem aus einer Richtung kommt.

Stuttgart - China als Wachstumslokomotive zieht den Maschinenbau im Südwesten mit und nährt in der Branche die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr zum Vorkrisenniveau. Die Auftragsbücher füllten sich, zugleich sei der Umsatzrückgang in 2020 weniger drastisch ausgefallen als befürchtet, bilanzierte der Branchenverband VDMA am Mittwoch. Die Rückkehr auf das Niveau von 2019 sei, anders als bisher gedacht, durchaus schon im kommenden Jahr drin, betonten der Verbandsvorsitzende Mathias Kammüller und sein Geschäftsführer Dietrich Birk.

Allerdings konnten laut einer brancheninternen Umfrage bisher nicht alle Unternehmen gleichermaßen auf den Zug aufspringen. Etwa jedes dritte hat noch mit Beeinträchtigungen in Folge von Auftragseinbußen und Stornierungen zu kämpfen. Hinzu kommt die Sorge vor wachsenden Problemen in den Lieferketten, insbesondere bei Elektronikbauteilen.

Normalzustand noch nicht wieder erreicht

„Wir sind noch nicht in einem Normalzustand“, sagte Birk mit Blick auf die Auftragslage. Aber es werde besser. Gut jedes fünfte Unternehmen rechne damit, dass die Beeinträchtigungen auf der Nachfrageseite, also etwa Auftragseinbußen, bis zum Sommer weniger werden. Knapp jedes zehnte erwarte dagegen noch wachsende Probleme.

Der Blick auf die Angebotsseite ergibt ein anderes Bild: Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen berichtet bereits von merklichen oder gar gravierenden Beeinträchtigungen der Lieferketten. Nur ein Fünftel verzeichnet dadurch bisher keinerlei Behinderungen in der Produktion - und ein etwa gleich großer Anteil erwartet, dass die Probleme bis zum Sommer noch zunehmen. „Wir spüren, dass da der Anspannungsgrad zugenommen hat“, sagte Birk. Man rechne aber mit einer Entspannung in der zweiten Jahreshälfte.

2020 war der Umsatz im Maschinenbau in Baden-Württemberg um 9 Prozent auf knapp 76 Milliarden Euro gesunken. Der Rückgang fiel damit wesentlich moderater aus als befürchtet und war zudem um einiges schwächer als in der Finanzkrise 2009. Die Zahl der Beschäftigten ging um 3,6 Prozent auf gut 339 000 zurück.

China ist Hoffnungsträger

Hoffnungsträger für das laufende Jahr ist vor allem China. Jeder zweite vom VDMA befragte Maschinen- und Anlagenbauer in Baden-Württemberg erwartet dort ein Umsatzplus von zehn Prozent oder mehr. Kein anderer Markt weltweit erreicht solche Werte - auch nicht die USA, auf die laut VDMA nach dem Regierungswechsel trotzdem viele Unternehmen setzen.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sprach von erfreulichen Nachrichten für die Kernindustrie im Land. Die Landesregierung habe sich ehrgeizige Ziele für Klimaschutz und Digitalisierung gesteckt, für deren Realisierung sie auf die Innovationskraft und Lösungskompetenz des Maschinen- und Anlagenbaus angewiesen sei. „Hier wollen wir die Chancen für eine internationale Vorreiterrolle der Branche nach Kräften unterstützen“, versprach sie.

Bei der Bewältigung der Corona-Krise fühlen sich die Unternehmen von der Politik allerdings eher nicht so gut verstanden. Kammüller verwies auf das Beispiel Homeoffice. „Die Politik hat hier immer wieder Druck ausgeübt und die Daumenschrauben angezogen“, kritisierte er. „Das war unnötig.“ Auch mit dem Fortgang des Impfens seien die Firmen nicht glücklich, sagte Birk. Dass es nun wohl bis weit in den Juni hinein dauere, bis die Unternehmen sich selbst um die Impfung ihrer Beschäftigten kümmern könnten, sei viel zu spät.