Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann Foto: dpa/Christian Johner

Obwohl es im Südwesten an Lehrern mangelt, will Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Bildungsniveau wieder heben. Die Probleme in den Schulen seien laut Kretschmann nicht nur auf fehlende Lehrkräfte zurückzuführen.

Trotz des Lehrermangels will der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann keine Abstriche bei den Bildungszielen machen. „Wir können doch nicht offen vor so einer Frage resignieren“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. Die Schulpolitik gehöre zu den wichtigsten Themen des Landes. Gleichwohl habe die jüngste Studie die Lücken bei Grundschulkindern „dramatisch offengelegt“. Das Land habe eine Reihe von Reformen vorgenommen, die aber noch nicht sichtbar würden. „Es geht nicht so schnell“, erklärte Kretschmann. „Kinder sind keine Automaten, in die man irgendwas reinschmeißt, und dann kommt unten was raus.“ Er verwahrte sich wieder dagegen, dass alle Probleme in den Schulen gelöst seien, wenn es mehr Lehrkräfte gebe.

Gerhard Brand, Landeschef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), hatte an Kretschmann und Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) appelliert, den Menschen im Südwesten reinen Wein einzuschenken, wenn es um die Leistungen der Grundschüler gehe. Die Politik müsse zugeben: „Wir kommen im Moment nicht weiter und wir können das Niveau nicht halten.“ Der Lehrermangel werde sich wegen der Pensionswelle, die 2025 auf ihrem Scheitel sei, noch verschärfen. Die Zahl der Studienabgänger werde nicht ausreichen, um diese Lücke aufzufüllen.

Probleme in Schulen seien nicht nur auf fehlende Lehrkräfte zurückzuführen

Kretschmann räumte ein: „Natürlich ist Unterrichtsausfall ein drängendes und dringendes Problem.“ Doch die Probleme in den Schulen seien nicht nur auf fehlende Lehrkräfte zurückzuführen. Das sehe man schon daran, dass es 2019 etwa 94 000 Lehrerinnen und Lehrer für 1,5 Millionen Schüler gegeben habe, während es 1980 noch 74 000 Lehrkräfte für 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche waren. Daran sehe man, dass nicht alles mit der Zahl der Lehrer zu erklären sei.

„Ich bin ja selber mal Lehrer gewesen und verstehe ein bisschen mehr vom Unterricht als ein Ziegelstein vom Schwimmen“, sagte Kretschmann. Damit spielte er auf die heftige Kritik von VBE-Landeschef Brand an, der gesagt hatte, Kretschmann habe nach Jahrzehnten in der Politik keine Ahnung vom Schulalltag mehr. „Er versteht davon, was heutzutage im Unterricht passiert, ungefähr genauso viel wie ein Ziegelstein vom Schwimmen“, sagte Brand.