Kita-Platz, Tagespflege und Betreuungsgeld - all das steht den Eltern von Ein- und Zweijährigen seit August zu. In Baden-Württemberg hat sich seitdem viel getan, in vielen Städten fehlen aber immer noch Plätze. (Symbolbild) Foto: dpa

Kita-Platz, Tagespflege und Betreuungsgeld - all das steht den Eltern von Ein- und Zweijährigen seit August zu. In Baden-Württemberg hat sich seitdem viel getan, in vielen Städten fehlen aber immer noch Plätze.

Kita-Platz, Tagespflege und Betreuungsgeld - all das steht den Eltern von Ein- und Zweijährigen seit August zu. In Baden-Württemberg hat sich seitdem viel getan, in vielen Städten fehlen aber immer noch Plätze.

Stuttgart - Hundert Tage nachdem der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Ein- und Zweijährige sowie das Betreuungsgeld in Kraft getreten ist, tun sich viele Städte im Südwesten noch immer schwer, den Bedarf zu decken. Wie eine Umfrage ergab, fehlen in Stuttgart, Konstanz, Pforzheim, Karlsruhe, Reutlingen und Mannheim aktuell noch Plätze. Deswegen investieren die Städte massiv in den Ausbau ihres Angebots.

Zum Stichtag 1. März lag die Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren im Südwesten laut Kultusministerium noch bei 25 Prozent, die angepeilten 100.000 Betreuungsplätze (37 Prozent) wurden zum Inkrafttreten des Rechtsanspruchs im August verfehlt. Eine aktuelle Aufstellung der Gesamtzahl an vorhandenen Betreuungsplätzen gibt es nach Aussagen des Ministeriums nicht. Das Betreuungsgeld haben laut Sozialministerium bislang die Eltern von 16.100 Kindern beantragt (Stand Ende Oktober).

Obwohl im ganzen Land Betreuungsplätze fehlen, haben unter den befragten Städten bislang nur in Stuttgart Eltern eine Klage eingereicht. Knapp 61 Prozent der Kinder unter drei Jahren benötigen einen Platz in der Landeshauptstadt, Ende 2013 können voraussichtlich aber nur etwa 40,6 Prozent der Kinder unter drei Jahren betreut werden. Rund 3 900 Kinder unter drei Jahren haben für das Kindergartenjahr 2013/14 in der Landeshauptstadt keinen Platz bekommen. Die Stadt plant, die Betreuungsquote auf 61,7 Prozent anzuheben.

Die Stadt Konstanz hat zwar bis zum Stichtag im August die berechneten Betreuungsplätze für 40 Prozent der Kinder zwischen ein und drei Jahren geschaffen, jedoch ist der reale Bedarf ein anderer. Der liegt bei 59 Prozent, 320 Kinder sind aktuell noch nicht versorgt. Auf diese neue Entwicklung will die Stadt nun reagieren: „Natürlich wollen wir die Betreuungsquote erfüllen. Deswegen stehen die Kitas ganz oben auf der Investitionsliste“, erklärt Pressesprecher Walter Rügert. Voraussichtlich bis 2016 sollen genügend Plätze vorhanden sein.

Auch Pforzheim will bis Ende 2016 den jetzt festgestellten Bedarf decken. Besonders bei den Kindern für die Zwei- und Dreijährigen werde häufig ein Krippenplatz gewünscht, Tagespflege hingegen kaum, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte. Rund 300 Krippen-Plätze fehlen aktuell, in der Tagespflege hingegen sind noch 50 Plätze frei.

Etwas schneller kommt Karlsruhe bei der Erfüllung des Bedarfs voran: Die Stadt geht laut Sprecherin Manuela Fretz davon aus, bis Ende 2014 ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot vorhalten zu können. Der erhobene Bedarf liegt bei 46 Prozent, bis Ende 2013 wird die Versorgungsquote U3 rund 38 Prozent erreichen. „Das Interesse von Kita-Trägern und Investoren, sich am weiteren Kita-Ausbau zu beteiligen, ist nach wie vor recht groß“, teilte Sprecherin Fretz mit.

Vorreiter in Sachen Kinderbetreuung ist Tübingen

In Reutlingen sollen laut einem Sprecher in den nächsten Jahren noch rund 240 Plätze in der Kinderbetreuung geschaffen werden. Die Erfüllung der Quote werde aber noch eine Weile dauern. Um den genauen Bedarf zu ermitteln, gibt es in Reutlingen nach Aussagen des Sprechers eine Anmeldeliste.

Mannheim geht mit großen Schritten Richtung Vollbetreuung. Zwar haben aktuell erst rund 778 der 1 174 nachfragenden Kinder unter drei Jahren einen Krippenplatz bekommen, das soll sich bis Ende des Jahres aber ändern. Die Stadt investiert 82 Millionen Euro, um eine Betreuungsquote von 35 Prozent zu erreichen. „Damit erhalten nicht nur die derzeit nicht versorgten Kinder einen Betreuungsplatz, sondern es wird zusätzlich ein Überhang von Plätzen geschaffen“, erklärt Pressesprecher Dirk Schuhmann. Der Bedarf an U3-Plätzen liegt aktuell bei 30,5 Prozent.

Vorreiter in Sachen Kinderbetreuung ist Tübingen. Schon 2012 gab es in der Unistadt für jedes Kind einen Kita-Platz. Die Betreuungsquote bei Kindern zwischen einem und drei Jahren liegt aktuell bei 87 Prozent. „Deshalb geht es jetzt in Tübingen darum, die Qualität der Kita-Betreuung weiter zu verbessern“, erklärt Sprecherin Sabine Schmincke. Die Stadt plant künftig 34 weitere Erzieherinnen und Erzieher einzustellen.

Bereits 2009 hatte Heidelberg das bundespolitische Ziel für 2013 erreicht, für 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren passende Betreuungsangebote zu schaffen. „In Heidelberg sind wir derzeit in der glücklichen Lage, ausreichend Krippenplätze zur Verfügung stellen zu können“, freut sich Pressesprecherin Christina Euler. Die Betreuungsquote im Kleinkindbereich liegt aktuell bei fast 50 Prozent, rund 1 770 Plätze stehen für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung.

Auch in Ulm hat der Kita-Ausbau laut Sprecherin Marlies Gildehaus „hervorragend“ geklappt. Die Quote der U3-Plätze liegt in der Donaustadt bei 43 Prozent - und deckt damit den Bedarf. Aktuell sind sogar noch Plätze frei. Allerdings sei es nicht möglich, alle Kinder zum gewünschten Zeitpunkt in der gewünschten Einrichtung zu versorgen, erklärt Gildehaus. Die Stadt hat rund 20,7 Millionen Euro in den Ausbau des Betreuungsangebots gesteckt, innerhalb eines Jahres wurden 489 zusätzliche Plätze geschaffen.