Mit 15 Prozent ist der Anteil der türkischstämmigen Migranten in Baden-Württemberg bezogen auf die Herkunftsländer am größten. Foto: dpa

Die Chancen am Arbeitsmarkt sind für Menschen mit Migrationshintergrund deutlich schlechter.

Stuttgart - Jeder Vierte Baden-Württemberger hat ausländische Wurzeln. Auf dem Arbeitsmarkt stehen ihre Chancen deutlich schlechter als bei Menschen ohne Migrationshintergrund.

Ein Grund: 35 Prozent der Migranten im Alter von 25 bis unter 65 Jahre haben nach Daten des Mikrozensus 2010 keine Berufsausbildung. „Bei den gleichaltrigen Baden-Württembergern ohne Migrationshintergrund trifft dies nur auf etwa 9 Prozent zu“, sagte die Präsidentin des Statistischen Landesamts, Carmina Brenner, am Montag. Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) sagte: „Das können wir uns nicht leisten.“

Junge Migranten haben schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt

Erschreckend sei, dass sich der Trend bei den jungen Migranten fortsetze, sagte Öney. Rund 27 Prozent der 25- bis unter 35-Jährigen haben keinen beruflichen Ausbildungsabschluss. „Für die Menschen geht es um Perspektiven, für die Unternehmen um Arbeitskräfte.“

Groß ist der Unterschied auch bei der Erwerbslosigkeit. Während die Quote bei Menschen ohne ausländische Abstammung im vergangenen Jahr im Südwesten nur knapp vier Prozent betrug, war der Anteil der Erwerbspersonen mit Migrationshintergrund ohne Arbeit mit neun Prozent mehr als doppelt so hoch.

Ausländische Ausbildungsabschlüsse nutzen

Als Ursachen für die schlechteren Arbeitsmarktchancen von Migranten nennt das Statistische Landesamt unter anderem unzureichende Sprachkenntnisse und dass ausländische Ausbildungsabschlüsse nicht als gleichwertig angesehen werden. „Das bedeutet für jeden Einzelnen und für die gesamte Volkswirtschaft einen immensen Verlust“, betonte Öney. Immerhin gebe es inzwischen ein Bundesanerkennungsgesetz, das zum März 2012 in Kraft treten werde. „Wir arbeiten an einem Landesanerkennungsgesetz, das die Lücken des Bundesgesetzes schließen soll.“

Mit gut 26 Prozent ist der Migrantenanteil in der Bevölkerung so hoch wie in keinem anderen Flächenland. Im Bundesländervergleich liegen nur die Stadtstaaten Bremen (28 Prozent) und Hamburg (27 Prozent) vor Baden-Württemberg. Der Bundesschnitt liegt bei weniger als einem Fünftel (19 Prozent).

Bezogen auf die zwölf Regionen Baden-Württembergs und den Stadtkreis Stuttgart, ist der Anteil mit 38 Prozent im Stadtkreis Stuttgart am höchsten. Ebenfalls überdurchschnittlich hohe Anteile weisen den Angaben nach die Region Stuttgart (32 Prozent) sowie die Regionen Rhein-Neckar (28 Prozent), Neckar-Alb, Nordschwarzwald und Ostwürttemberg (jeweils 27 Prozent) auf. Dagegen sind die Werte in den Regionen Südlicher Oberrhein und Bodensee-Oberschwaben mit jeweils rund einem Fünftel (20 Prozent) deutlich kleiner.

Mit 15 Prozent ist der Anteil der türkischstämmigen Migranten in Baden-Württemberg bezogen auf die Herkunftsländer am größten. Je sieben Prozent haben ihre Wurzeln in Polen, Rumänien und Italien. Ein Zehntel stammt aus der Russischen Föderation und der Ukraine. Herkunftsländer in Asien, Australien und Ozeanien haben insgesamt 16 Prozent der baden-württembergischen Migranten. Aus Amerika stammen drei, aus Afrika zwei Prozent.