Ein vollgelaufener Keller in Lörrach-Brombach.   Foto: Meller

Es ist kein Vergleich zu Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – doch auch in Baden-Württemberg kämpfen mancherorts Anwohner und Einsatzkräfte mit Hochwasser. Besonders in Inzlingen im Kreis Lörrach hatten die Helfer viel zu tun.

Lörrach/Inzlingen/Stuttgart - Überflutete Straßen, unterspülte Gleise und Lebensgefahr: Starke Regenfälle und Hochwasser haben in der Nacht zum Freitag vor allem im Süden Baden-Württembergs Anwohner und Einsatzkräfte in Atem gehalten. In der Stadt Lörrach rief die Feuerwehr den öffentlichen Notstand aus. Im benachbarten Inzlingen retteten sie einen Jugendlichen, der mit den Wassermassen in einen offenen Gully gesogen wurde. Aus Stühlingen berichtete die Polizei von starken Überschwemmungen, die auch die Statik von Gebäuden beeinflussten. Ein Anbau stürzte ein, das Wohnhaus wurde evakuiert. Im Allgäu stand ein Wohngebiet unter Wasser. Zahlreiche Keller und Garagen liefen voll. In einem Blockheizkraftwerk stieg das Wasser sogar bis zu 1,60 Meter hoch.

Ein heftiges Gewitter mit Starkregen hat vor allem in der Region Lörrach für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller gesorgt. Besonders betroffen waren die Gemeinden Inzlingen und Grenzach-Wyhlen sowie der Lörracher Ortsteil Brombach. Die ganze Nacht waren Hilfskräfte im Einsatz, um die Wassermassen sowie die Schlamm- und Gerölllawinen zurückzuhalten beziehungsweise wegzuräumen. Die Rührbergstrecke und die Landstraße L 139 zwischen Wyhlen und Herten wurden gesperrt, zeitweise auch die B 34. In Inzlingen standen zahlreiche Straßen unter Wasser. Aufgrund der topographischen Lage schossen die Fluten von den Hängen in den Ort. Die Riehen- und Dorfstraße hatten sich in reißende Flüsse verwandelt. Ganz schlimm getroffen hat es den Talweg, wo zwei Autos die Straße hinunterspült wurden und erst auf dem Gelände des Minigolfplatzes zum Stehen kamen. Nahezu die Hälfte der Sportanlage wurde durch die Wassermassen zerstört.

Bürgermeister Marco Muchenberger besuchte zusammen mit Landrätin Marion Dammann die am schlimmsten betroffenen Stellen in Inzlingen, das direkt an der Schweizer Grenze liegt. Es seien zum Glück keine Personen zu Schaden gekommen, betonten beide. Ein Jugendlicher hatte indes großes Glück: Er war in einen offenen Gully gesogen worden, konnte aber von seinem Vater und mehreren Feuerwehrmännern gerettet werden. Feuerwehrkommandant Thomas Muck sprach von einer lebensgefährlichen Lage. Weitere Einsatzkräfte hätten geholfen, den Teenager zu retten. Er habe einen Schock erlitten, sei aber nach kurzem Aufenthalt aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Kleiner Bach wird zu reißendem Strom

Muck schilderte das Geschehen aus der Nacht: Gegen 2 Uhr sei er alarmiert worden. "Da war wahnsinnig Energie in der Luft." Es habe gewittert. "Ich bin schon durch Wasserlachen gefahren, die einen halben Meter tief waren. Mülleimer wurden entgegengespült, Gullys hochgedrückt. Da wusste ich schon, was uns erwartet."

Etwas glimpflicher verlief die Nacht im benachbarten Lörrach. Hier lag der Schwerpunkt der Einsätze im Ortsteil Brombach, wo sich ein kleiner Bach in kürzester Zeit in einen reißenden Strom verwandelte und zahlreiche Keller flutete. "Wir haben gar nichts gemerkt. Die Nachbarn haben zum Glück geklingelt", erzählt Günter Witzig, während er das beschädigte Hab und Gut aus dem verschlammten Keller räumt. Die braune Brühe lief zunächst über den Hof und drückte dann durch ein Fenster in den Keller, wo es schnell hüfthoch gestanden habe. "Ich konnte gerade noch rechtzeitig unsere beiden Autos wegfahren, als ich zurückkam, war die Strömung im Garten schon so stark, dass sie mich fast mitgerissen hat, das war wirklich Wahnsinn."

"So etwas haben wir hier noch nicht erlebt", sagt auch Erna Kaufmann, während sie mit traurigem Blick auf ihren verwüsteten Garten herabblickt. Sie lebt seit 1969 einige Häuser weiter bachabwärts und wurde mitten in der Nacht durch das laute Rauschen geweckt. Als sie aus dem Fenster schaute, war der ganze Garten bereits überflutet. "Dann ist das Wasser im Keller langsam gestiegen", erzählt Kaufmann. Letztlich stand es gut einen Meter hoch in allen Räumen des Untergeschosses.

Öffentlicher Notstand ausgerufen

Rund 80 Feuerwehrleute waren laut Einsatzleiter Thoma Göttle in Brombach bis zum Mittag im Einsatz, um Keller leer zu pumpen und Straßen vom Schlamm zu befreien. Wegen des Hochwassers hatte die Lörracher Feuerwehr den öffentlichen Notstand ausgerufen. Das sei in erster Linie ein formaler Akt, erläuterte Feuerwehrkommandant Manuel Müller: "Normalerweise müssen wir jedem in Rechnung stellen, wenn wir den Keller auspumpen." Durch den Notstand übernehme nun die Stadt die Kosten.

Insgesamt gab es im Kreis Lörrach bis 9 Uhr am Freitagmorgen rund 70 Einsatzstellen, in denen etwa 160 Einsatzkräfte vor allem der Feuerwehren und des THW vor Ort waren.