Virtuell ist die Gartenschau in Rottweil bereits realisiert. Grafik: Planstatt Senner

14 Gemeinden ringen um Fördergelder in Millionenhöhe. Bizarr ist die Lage im Kreis Rottweil.

Oberndorf/Stuttgart - Das Interesse an der Ausrichtung einer Gartenschau im Land ist groß. 14 Städte und Gemeinden reißen sich um fünf Startplätze für die Jahre 2026 bis 2030. Die Regierung entscheidet im nächsten Jahr, wer zum Zuge kommt.

Gartenschauen haben sich vom Ruf, lediglich eine Blümlesschau zu sein, längst verabschiedet. Mittlerweile gelten sie als Chance, den Ort städtebaulich und nachhaltig ökologisch voranzubringen. So ist auch das große Interesse an der Ausrichtung einer Schau in den Jahren 2026 bis 2030 zu erklären. Außergewöhnlich ist die Situation im Kreis Rottweil. Hier buhlen gleich drei Städte um Fördergelder in Millionenhöhe.

Rottweil

Die älteste Stadt Baden-Württembergs setzt mit ihrem Bewerbungsmotto "Höher. Grüner. Weiter." auf ihre herausragenden Alleinstellungsmerkmale und will damit die Landesgartenschau 2028 nach Rottweil holen. Doch auf den historischen Aspekt beschränkt man sich hier längst nicht mehr: Der Thyssen-Krupp-Testturm, die geplante Hängebrücke über das Neckartal, der Neckar selbst und der Grüngürtel um die Kernstadt sollen in die Schau einbezogen werden. Der Gemeinderat hat die finanzielle Obergrenze bei 20 Millionen Euro festgelegt.

Schramberg

"Zeit, dass sich was dreht" lautet das Motto der Schramberger Bewerbung. Die Pläne für die Landesgartenschau umfassen alle Stadtteile; die Bewerbung setzt jedoch einen deutlichen Schwerpunkt in der Talstadt. Schramberg (Kreis Rottweil) ist die größte Stadt in Baden-Württemberg ohne Bahnanschluss. Entsprechend stellt das Mobilitätskonzept eine große Herausforderung dar. Zum Ende der Bewerbungsfrist sind viele Ideen und Anregungen aus der Bürgerschaft eingegangen. Für die Stadt ein Zeichen, dass die Schramberger hinter der Bewerbung stehen.

Sulz

Im ersten Versuch 2009 ist die Stadt Sulz – ebenfalls im Kreis Rottweil – mit ihrer Bewerbung für die kleine Landesgartenschau gescheitert. Im zweiten Anlauf stützt sie sich im Wesentlichen auf das bereits erarbeitete Konzept, mit dem unter dem Titel "Salzstadt am Neckar" eine Verbindung von der Altstadt in das Gewerbe- und Wohngebiet Neckarwiesen hergestellt werden soll. Weitere Ziele sind die Aufwertung der Innenstadt und die Fortführung der Uferwege. Gleichzeitig soll der Neckar damit besser erlebbar werden. Angedacht ist unter anderem ein Salzpfad durch die Stadt.

Rottenburg

Auch in anderen Gemeinden ist es nicht das erste Mal, dass der Hut in den Ring geworfen wird. Bereits 1991, 1996 und 2002 hatte sich etwa Rottenburg (Kreis Tübingen) für eine Gartenschau beworben, aber den Zuschlag nicht erhalten. Zum Diözesanjubiläum soll es nun in der Stadt kräftig blühen. Oberbürgermeister Stephan Neher strebt eine Bewerbung für das Jahr 2028 an, da dann auch das 200-jährige Jubiläum des Bistums gefeiert wird. Von einer Gartenschau erhofft man sich außerdem ein neues räumliches und thematisches Konzept für die Stadt. In einem ersten Entwurf soll das Schänzle zu einem Neckaruferpark umgestaltet werden. Beim Schlachthofareal könnte zum Neckar hin zudem ein attraktiver Freiraum entstehen.

Altensteig

Die Stadt Altensteig im Kreis Calw will im Jahr 2029 eine Gartenschau ausrichten. Geplant ist unter anderem, den Stadtgarten in ein Themen- und Schaugelände zu verwandeln, das Obere Tal mit der Kohlsägemühle, dem Campingplatz, dem Angelpark Letscher und dem Abenteuerspielplatz als Freizeitachse anzubieten. Der Alte Friedhof würde sich gut für die Sonderschau "Friedhofskultur im Wandel" eignen. Die Schlucht im Seltengraben könnte man besichtigen oder durchwandern, die Denkmalanlage auf dem Schlossberg wieder herstellen und dort während der Gartenschau Gottesdienste abhalten, einen Erlebnisweg entlang der Nagold anlegen und die Stadteingänge dekorativ bepflanzen.

Weitere Bewerber

Daneben erhoffen sich Tuttlingen, Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis), Bad Urach (Kreis Reutlingen), Ellwangen (Ostalbkreis), Engen (Kreis Konstanz), Gaildorf (Kreis Schwäbisch Hall), Ludwigsburg und Vaihingen an der Enz (beide im Kreis Ludwigsburg) sowie Ulm den Zuschlag von der Landesregierung. Für alle Bewerber, die in dieser Runde nicht berücksichtigt werden, gibt es aber ein Trostpflaster: Die Landesregierung hat das entsprechende Programm "Natur in Stadt und Land" verlängert. Auch für die Jahre 2031 bis 2035 werden Steuergelder für Gartenschauprojekte in Aussicht gestellt.