So könnte das ehemalige Hotel "Valsana am Kurpark" einmal als Familienhotel aussehen. Foto: Mutschler

Zum ersten Mal seit langer Zeit trafen sich die Bad Wildbader Gastronomen wieder live vor Ort zum Gastro-Stammtisch. Da gab es unter anderem neue Informationen zu den geplanten Hotels: dem Familienhotel im ehemaligen "Valsana" und dem Baumwipfelhotel auf dem Sommerberg. Weiteres (Dauer-)Thema: die Parksituation in Wildbad.

Bad Wildbad - Die Bad Wildbader Gastronomen und Hoteliers hätten sich für ihr erstes Präsenztreffen nach langer Zeit keinen besseren Tag aussuchen können. Just am Montag fielen die "3G"-Regeln und somit auch die Testpflicht für alle Restaurantbesucher auch in den Innenräumen – somit konnten die zahlreich anwesenden Gastronomen quasi ihren ganz eigenen Feiertag begehen.

Besonders gespannt waren die Anwesenden auf neue Informationen zu den geplanten Hotels. Dafür waren die Investoren gekommen, um über den aktuellen Stand zu berichten. Bereits im Dezember 2019 kaufte der Immobilien-Unternehmer Volker Gairing das ehemalige Hotel Valsana am Kurpark. Im Juli des vergangenen Jahres stellte er die ersten Planungen für den Umbau des Gebäudes zu einem Familienhotel vor. Danach war es lange Zeit ruhig, sodass viele Besucher gespannt waren, wie der aktuelle Stand der Dinge ist. Gairing war mit seinem Architekten Istvan Toth ins "Foxy Bräu" gekommen und stellte mit einer animierten Präsentation das Projekt vor. Gleich zu Beginn sagte er, dass er sich "wahnsinnig schwer tue", einen Eröffnungstermin zu nennen. Vor einem Jahr nannte er noch den April 2022. Davon dürfte er nun weit abgerückt sein. Stadt und Gemeinderat müssten die Planungen schließlich erst noch genehmigen, so Gairing. Derzeit sei man dabei, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen. "Wir kriegen seit einem Jahr immer wieder neue Hausaufgaben", sagte er auch in Richtung des anwesenden Bürgermeisters Klaus Mack.

Mehrere Umplanungen

Gairing erläuterte den aktuellen Stand, "nach mehreren Umplanungen". 55 Familienapartments mit einer Größe von 45 Quadratmetern sollen entstehen. Die Rezeption werde künftig auf Straßenniveau liegen, der Terrassenbau nach Norden und Süden erweitert sowie ein Parkdeck mit 55 Stellplätzen errichtet. An das bisher vorhandene Hallenbad soll sich ein Kinderbad mit maximal 30 Zentimeter Wassertiefe anschließen, außen soll es einen "Infinity-Pool" (ein kantenloses Schwimmbecken, bei dem laut Wikipedia ein Ende so abgesenkt ist, dass man den Eindruck hat, das Wasser würde im Nichts oder in der Unendlichkeit (englisch infinity) verschwinden) sowie eine Liegewiese geben. Auch ein bis zwei Whirlpools für die ganze Familie seien geplant. In dem Familienhotel soll es zudem einen 600 Quadratmeter großen Kinderspielbereich mit kleinem Kino geben. Die Gastronomie in Familienhotels ist laut Gairing nur für die Hausgäste, bedienen können sich die Besucher selbst am Büffet, gleiches gelte für die Getränke. Das normale Essen und Trinken sei im Preis inbegriffen, den er auf 2500 bis 3500 Euro für die gesamte Familie pro Woche bezifferte. Sowohl im Restaurant als auch auf der Terrasse soll für die Familien immer der gleiche Tisch reserviert sein.

Als Zielgruppe nannte Gairing Familien mit Kindern von null Jahren bis zur Pubertät. Vergleichbare Häuser hätten eine Auslastung bis zu 90 Prozent. Er rechnet damit, dass Stammgäste bis zu zehn Jahre kommen, bis die Kinder zu alt sind. Bei der jährlichen Auslastung rechnet er nach der Anlaufzeit mit 80 Prozent Stammgästen, 20 Prozent mit wechselnden Urlaubsgästen.

Vor einem Jahr habe man sich vertraglich mit Familotel geeinigt, einem Zusammenschluss von mehr als 60 eigenständigen Familienhotels in sieben Ländern. Familotel stünde bereits bei der Planung mit Rat und Tat zur Seite und lege zudem Standards fest, die von den eigenständigen Hotels eingehalten werden müssten. Dies werde auch regelmäßig überprüft.

Keine Visualisierung, dafür "ein paar gute Ideen" gebe es in Sachen Baumwipfelhotel auf dem Sommerberg, sagte der Pforzheimer Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler. "Bis die Visualisierung fertig ist, haben wir schon wieder umgeplant" sagte er schmunzelnd. Zur Präsentation vor wenigen Wochen im Bad Wildbader Gemeinderat gab es wenig Veränderungen. Scheidtweiler ging noch einmal darauf ein, wie alles angefangen habe. Als er die Hans-Fuld-Hütte vom Skiclub Pforzheim übernommen habe, sei der erste Gedanke gewesen, rund zehn Hütten auf dem Areal zu errichten. Aber die Erschließung mit Wasser und Strom hätte für ein solches Projekt wirtschaftlich keinen Sinn gemacht. Deshalb soll jetzt die Hütte im Prinzip unverändert bleiben und an einem der drei möglichen Standorte rund um die Hütte soll ein Holzhotel entstehen. Die Zimmer sollen als 2,50 mal zehn bis zwölf Meter fertige Module gebaut werden und dann sternförmig auf sechs bis sieben Ebenen um einen Innenhof mit rund 16 Metern Durchmesser gruppiert werden.

Absolute Ruhe oberstes Gebot

Absolute Ruhe sei dabei oberstes Gebot. "Aus jedem Zimmer sieht man nichts als Wald", sagte Scheidtweiler. Zudem soll das Haus ruhig und dunkel bleiben – "keine Partys, keine Hochzeiten". Auch Autos sollen, bis auf den nötigen Lieferverkehr, nicht an das Hotel fahren, die Gäste dagegen mit – im Idealfall selbstfahrendem – Shuttle zu ihrem Urlaubsdomizil gebracht werden. "Es gibt viele Leute, die zurück zur Natur wollen", ist er sicher. Deshalb sieht er das Haus auch als Ergänzung zur bestehenden Hotellerie im Tal. Er wolle "keinen Gast vom Tal auf den Berg holen", sondern eine ganz andere Zielgruppe ansprechen, etwa Wanderer oder Familien mit älteren Kindern. Oder, wie er es ausdrückte, "selbst gestrickte Freaks". Überhaupt redet er nicht gerne von Hotelgästen, denn eigentlich sei das Projekt "kein Hotel, ist etwas Anderes". Was ist es dann? Die Antwort darauf ließ er an diesem Abend aber noch schuldig. Vielleicht weiß er es auch selbst noch nicht genau. Denn so ein Hotel "gibt es in dieser Form nicht wirklich".

Zufrieden mit beiden Präsentationen zeigte sich Wolfgang Richter, der Vorsitzende des Wildbader Ortsverbands des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). "Es gibt nichts zu bemängeln", sagte er. Zudem sieht der Hotelinhaber keine Konkurrenz zu etablierten Hotels. In drei bis fünf Jahren sieht er Bad Wildbad auf einem "ganz anderen Level" und hat die Vision, "wieder auf 400-000 bis 500.000 Übernachtungen zu kommen". Auch der stellvertretende Dehoga-Ortsvorsitzende Mohamed Mokni sah "zwei Top-Produkte" und "Spezialisierungen, die hier gefehlt haben. Wir begrüßen das sehr und stehen voll dahinter", versicherte er. Im Gegensatz übrigens zu der Idee, am bisherigen Standort der Vitaltherme ein Hotel mit 300 Betten hinzustellen: "Das hätte anderen was weggenommen."

Bürgermeister Klaus Mack sieht die geplanten Hotels als "Teil einer Strategie, die die Stadt seit Jahren vorantreibt". Beide Projekte hätten noch Herausforderungen vor sich, aber "einfach kann jeder". Als Antwort auf Gairings Aussagen erwähnte er, dass im Rahmen der Planungen etwa Abstandsflächen oder andere Vorgaben der Landesbauordnung abgearbeitet werden müssten. Und er versicherte: "Der Gemeinderat steht dahinter." Auch mitten im Wald ein Hotel zu bauen sei "nicht ganz einfach", etwa, was die Themen Zufahrt und Parken anbelange.

Zudem gelte es, das Wohngebiet zu schützen und die Zufahrt von hinten zu erschließen. Auch hier gelte es noch einige Hürden zu nehmen, man habe aber die Rückendeckung des Landkreises. "Die Investoren glauben an Wildbad. Ich freue mich sehr, dass es vorangeht", so Mack weiter. Dieser Einschätzung schloss sich auch Scheidtweiler an: "So wie sich Wildbad im letzten Jahrzehnt entwickelt hat, trauen wir uns, da heranzugehen." Vor zehn bis 15 Jahren hätte man das noch nicht gemacht.

Auch Parken ist Thema

Daliborka Ratkovic, die neue Inhaberin des Auerhahn-Hotels auf dem Sommerberg, sprach das Thema Parken an. "Die Parkmöglichkeiten sind furchtbar auf dem Sommerberg", sagte sie. Und weiter: "Wir ballern den Berg immer mehr zu und haben keine Lösung." Der Berg sei "superschön", aber man müsse die Probleme lösen, die der Gast sonst ärgerlich mit nach Hause nehme. Auch die langen Wartezeiten an der Sommbergbahn seien schlecht. Man müsse "entweder unten entlasten, oder es muss schneller gehen."

Mack verwies wieder auf den zusätzlichen Parkplatz hinter dem Bahnhof, der nun auch in das Parkleitsystem mit aufgenommen werde und so sicher eine Erleichterung bringe. Auf die Frage nach der zweiten Aufstiegshilfe an der Marienruhe sagte er, dass man gute Gespräche geführt habe, Corona dem Vorhaben aber einen Tiefschlag versetzt habe.

Richter entgegnete Ratkovic, dass es auch in anderen Ferienregionen an den besucherstarken Tagen "regelmäßig Chaos" gebe und man mit der jetzigen Bergbahn-Lösung zufrieden sein müsse. Das sah auch Mack so. Er gab außerdem zu bedenken, dass früher die Bergbahn bis zu 400 000 D-Mark aus der Stadtkasse benötigt hätte, um die Verluste auszugleichen. Auch sonst sorgten die Tagestouristen für Einnahmen in der Stadt: "Das zieht sich in mehreren Schleifen durch", etwa bei Bäcker, Tankstellen, Gastronomie und mehr.

Touristik-Chefin Stefanie Dickgiesser gab einen Überblick über die Aktivitäten der Touristik und kündigte an, nach und nach weitere Veranstaltungen zu planen. Das Forum König-Karls-Bad öffne am Donnerstag wieder, langsam laufe auch die Nachfrage in der Tourist Info wieder an. Noch sei aber alles sehr verhalten, auch über den Veranstaltungen liege noch ein "Corona-Schatten", was sich jetzt mit weiteren Lockerungen aber hoffentlich lege.