Im Finalkampf traf Titelverteidiger Randy Lumberjack (im karierten Hemd) auf Drake Destroy. Foto: Schwarzwälder Bote

Outlaw Wrestling Germany präsentiert harten Sport mit hohem Unterhaltungsfaktor.

Bad Wildbad-Calmbach - Die Halle bebt – mein Stuhl auch. Vor mir lassen schwarz gekleidete Kapuzenmänner, von denen man meint, sie könnten beim "Heavy weight Match" problemlos mithalten, die Arme über dem Kopf kreisen, springen von den Sitzen auf und brüllen "uh, uh, uh, uh". Es ist die "Night of Pain" die Nacht der Schmerzen in Calmbach.

Die zarte Blondine dazwischen erweist sich als stimmlich keineswegs unterlegen, sondern als echte Antreiberin ihrer Schwergewichte. Echte Wrestling-Fans heizen eben ihren Kämpfer an. Ein leichter Schweißgeruch mischt sich mit dem Duft von Fritten, rotierende Scheinwerfer werfen farbige Lichtkegel in die Halle, und in den Kampfpausen wummert ein Sound, der über die Stuhlbeine in die Knochen kriecht. Es ist die "Night of Pain" in der Enztalhalle in Calmbach, ausgerichtet vom Bad Wildbader Verein Outlaw Wrestling Germany (OWG) und es ist meine erste hautnahe Begegnung mit diesem Sport, von dessen Aktiven mir bisher nur Hulk Hogan ein Begriff war. Aber der ist wohl inzwischen eher Geschichte.

Die Stimmung ist bestens in der Halle, oder, um die Aussage dem herrschenden Trend anzupassen: "Geile Show". Je lauter es da auf die Bretter des Rings kracht, desto mehr Begeisterung macht sich breit, und meine Vermutung, dass jetzt die medizinische Einsatzbereitschaft gefordert ist, erweist sich als absurd. Schon steigt man wieder auf die Seile des Rings und stürzt sich auf den Gegner, es klatscht, es klingt nach dumpfem Aufprall – und der katapultiert je nach Gewicht der Kämpfer den Referee in die Höhe. In mir macht sich ein Gefühl der Unwissenheit breit. Auf einen Pin Fall festgelegt? Und warum mischt sich jetzt ein Dritter ins Getümmel? Ist der Klappstuhl als Einsatzgerät erlaubt? Und was mache ich mit dem schweißtriefenden Mann im Höschen, der vor meinen Füßen liegt? Soll ich flüchten oder helfen? Ich entscheide mich fürs Bleiben und stelle fest, dass ich die letzte in der Reihe bin, die dem Destroyer die Stirn bietet. Aber Kopf hoch und keine Angst gezeigt – in vielen harten Männern steckt ein weicher Kern.

Harte Ausbildung

Aber da sind wir schon beim Höhepunkt der Wrestling-Show, dem Heavy Weight Championship. Drake Destroyer – seine stolzen 125 Kilogramm sind angenehm verteilt – tritt gegen Randy the Lumberjack an – einen nicht ganz so ansehnlichen Schwarzwälder im Holzfällerhemd. Quer durch die Halle tobt das Match, ehe Lumberjack gewinnt – nicht ohne fremde Hilfe.

Inzwischen bin ich in Stimmung, vor allem durch den Kampf davor. Senza Volto, die französische Sensation, der Mann mit der goldenen Maske, gegen Cash Cash aus der Schweiz. Akrobatische Einlagen, eine tolle Show – da geht selbst der Referee zu Boden. "Wake up", ermuntert ihn das Publikum. Es gewinnt der, dem eigentlich nicht die Sympathien galten – Senza Volto ist geschlagen.

Wer meint, Wrestling sei irgendein Hau-drauf-Kampf, der irrt gewaltig. Viel Show, aber auch viel durchtrainierte Fitness – bis hin zu akrobatischen Ansätzen steckt dahinter. Alexander Gauss, erster Vorstand des OWG, der selbst als Big Bull im Ring kräftig mit dem Gegner aufgeräumt hat, weiß, welche Ausbildung hinter den Matches steckt. Respekt, Teamwork, Disziplin sind die Stichworte für das Training, bei dem es, ebenso wie bei den Kämpfen blaue Flecken, aber bisher noch nie Verletzungen gab.

Für die "Night of Pain" konnte er 26 männliche Wrestler aus verschiedenen Ländern und zwei Frauen gewinnen – und kann einen Erfolg vermelden: eine Rekordbesucherzahl, die darauf wartet, im kommenden Jahr übertroffen zu werden.