Komplett besetzt waren die Plätze im Wildbader Kurhaus zwar nicht, aber diejenigen, die kamen, waren gut vorbereitet. Foto: Jänsch

Verantwortliche von EnBW und Stadt informieren über geplanten Windpark auf dem Kälbling.

Bad Wildbad - Auf die Verantwortlichen der Stadt Bad Wildbad und des Energieversorgers EnBW prasselten bei der Infoveranstaltung zum geplanten Windpark auf dem Kälbling viele kritische Fragen ein. Diese hatten ihrerseits passende Antworten im Gepäck.

Nachdem zuletzt im Herbst 2016 über das anstehende Großprojekt auf dem Kälbling informiert wurde, gab es am vergangenen Mittwochabend wieder Neues zu berichten. Der zukünftige Betreiber Energie Baden-Württemberg (EnBW) der drei geplanten Windräder hat Mitte Januar den Bauantrag für die Anlage beim Landratsamt Calw eingereicht. Bis April 2019 erwarten die Verantwortlichen einen Bescheid. Anschließend müsse die EnBW noch bei der Bundesnetzagentur um die finanzielle Förderung buhlen, bevor im September die Bauarbeiten starten sollen. Mitte 2020 sollen die Windräder ans Netz gehen.

"Wir stehen vor einem der größten Zukunftsprojekte der Stadt und kommen unserem Beitrag zur Energiewende damit ein ganzes Stück näher", freute sich Wildbads Bürgermeister Klaus Mack. Das Atomunglück in Fukushima sei damals der Auslöser gewesen, den es gebraucht hätte, um in Bad Wildbad konkrete Klimaschutzziele auf den Weg zu bringen. Damals seien jedoch die Wasserkraft und die Sonnenenergie schnell aus dem Fokus gerückt, da die Enz ein zu geringes Gefälle habe und die Sonne frühzeitig aus den in den Tälern gelegenen Orten Enzklösterle, Wildbad und Höfen verschwinde. Seit 2011 habe man sich intensiv mit dem Thema Windenergie auseinandergesetzt und sich auch früh auf den Standort Kälbling festgelegt.

"Wir haben die Bürger hier von Anfang an mit einbezogen", berichtet Mack im Vorfeld der Veranstaltung. Außerdem habe man den in Baden-Württemberg vorgeschriebenen Mindestabstand der Windräder zum nächsten Wohnhaus von 700 Metern von vornherein auf 1000 Meter erhöht. Womöglich sind das zwei der Gründe, warum sich noch keine so große Gegenbewegung, wie beispielsweise in Straubenhardt, gegründet hat. Doch am Mittwochabend mussten sich Bürgermeister und Projektleiter Matthias Trenkel trotzdem mit heiklen Fragen aus dem Publikum beschäftigen.

"Wie wirtschaftlich kann die Anlage sein, wenn man sie zwischen April und September aufgrund des Artenschutzes für den brütenden Wespenbussard tagsüber nicht betreiben darf?", wollte jemand aus dem Publikum wissen. Oder "Wie sieht es mit dem Schall- und Schattenwurf für die Anwohner aus?". Wieder jemand anders fragte, wie der Rückbau der Anlagen geregelt sei und wie der viele Beton für die Zuwegung wieder aus dem Wald verschwinde.

Risiko des Schattenwurfs ist überschaubar

Doch all den Bedenken nahm der EnBW-Projektleiter den Wind aus den Segeln: "Die Abschaltung der Anlage am Tage zum Schutz des Wespenbussard fällt ohnehin in die Sommerzeit, in der der Windertrag schlecht ist. Da von Oktober bis März die besten Ergebnisse erzielt werden, wäre es dort wesentlich problematischer." Auch das Risiko des Schall- und Schattenwurfes sei überschaubar, erklärte der Fachmann anhand vorliegender Gutachten: "Unsere Anlagen sind so weit von den nächsten Wohnhäusern entfernt, dass im ungünstigsten Fall, ohne Stör- und Nebengeräusche und bei gleichmäßiger Schallausbreitung, weniger als 35 Dezibel ankämen." Zum Vergleich: Dieser Wert entspricht ungefähr der Lautstärke einer tickenden Armbanduhr. "Natürlich können einige von Ihnen die Windräder sehen", sprang der Bürgermeister dem Projektleiter zur Seite, "aber dafür können Sie sicher sein, dass Ihr Strom aus der Region kommt." Es liege aber in der Natur der Sache, dass Windräder "weithin sichtbar" seien. Sie stehen meist auf Erhöhungen und sind selbst auch hoch.

Zudem hätten die Anlagen eine Abschaltautomatik, falle mehr als acht Stunden im Jahr Schatten auf ein Gebäude. Da das Risiko dafür aber in die brachliegende Sommerzeit falle, sei das reine Vorsichtsmaßnahme. "Damit der Rückbau der Anlagen finanziell sichergestellt ist und nicht der Steuerzahler einspringen muss, haben wir eine Rückbaubürgschaft hinterlegen müssen", räumt Trenkel auch die letzten Bedenken aus.

Eine erstaunliche Frage kam auf, als sich jemand erkundigte, wie man die Verfahren beschleunigen könne, da man so nicht die Stromwende schaffen könne. Doch der Artenschutz, die Ermittlung eines geeigneten Standorts und die Genehmigungen bei den Behörden brauchten eben Zeit, schilderte Trenkel. Gut Ding will Weile haben.

Weitere Informationen: www.enbw.com/bad-wildbad

Info: Geplante Systeme

Anlagentyp:

Senvion M3.4 mit einem Rotordurchmesser von 140 Metern und einer Nabenhöhe von 160 Metern, also insgesamt 230 Metern Höhe.

Windgeschwindigkeit:

Die EnBW ermittelte auf Nabenhöhe eine durchschnittliche Windgechwindigkeit von 6,1 Meter pro Sekunde.

Energieleistung:

Die EnBW erwartet eine Jahresleistung von 22 000 Megawattstunden, was für rund 5200 Haushalte reicht.

Inbetriebnahme:

Für Mitte 2020 geplant.