Die fünf Mitwirkenden bei "Fledermaus zu viert" (von links): Ben Maier, Matias Alzola (am Flügel), Anete Liepina, Franz Garlik und Lauren Francis auf der Bühne des Königlichen Kurtheaters Wildbad. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Die Fledermaus zu viert – die ganze Operette in kleinen Bissen" begeistert das Publikum im Königlichen Kurtheater

Das gab’s im Königlichen Kurtheater Wildbad bisher noch nie: einen festlichen Ball mitten im Publikum bei der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß (Sohn) (1825-1899).

Bad Wildbad. Zwischen den Sitzreihen und den seitlichen Zugängen wurde gesungen und getanzt – allerdings nur von den vier Operettenstars von "Voice Passion", welche die Operette "Die Fledermaus zu viert – die ganze Operette in kleinen Bissen" absolut gekonnt einem begeisterten Publikum präsentierten.

Vier Mitwirkende? Das bedeutet, dass jeder Schauspieler zwei der acht Hauptakteure der "Fledermaus" darstellt und vor allem singt. Franz Garlik ist nicht nur Regisseur der Vierer-Fledermaus, der es versteht, mit wenigen Requisiten und viel Witz die pompöse Operette spielbar zu machen, er spielt und singt auch als Tenor die Rollen des Rentiers Gabriel von Eisenstein, der genügend Geld hat, ohne zu arbeiten, sowie des Opernsängers Alfred, der zudem noch der Exfreund von Eisensteins Frau Rosalinde ist. Lauren Francis, erfolgreiche Sopranistin, übernimmt die Rolle der Rosalinde und des Prinzen von Orlofsky, die bereits von Johann Strauß als Hosenrolle angelegt ist. Köstlich wirbelt das Stubenmädchen Adele durch die Operette, der Anete Liepina als Sopran ihre wunderschöne Stimme und die Quirligkeit verleiht, sehr zur Freude des Publikums. Sie taucht beim Ball dann als die junge Künstlerin Olga auf. Und schließlich findet sich der Bariton Ben Maier in den Rollen des Gefängnisdirektors Frank, des Dr. Falke (Fledermaus) und des Advokaten Blind wieder.

Auch Zuschauer spielen kleine Rollen

Und da es noch einige kleine Nebenrollen gibt, werden Ida, die Schwester von Rosalinde, Iwan, der trinkfeste Diener des Prinzen von Orlofsky, und der Gefängniswärter Frosch aus den Zuschauerreihen geholt, um einen kurzen Part mitzuspielen, was absolut gelingt.

Und das Orchester? Das wurde reduziert auf einen einzigen Musiker am Flügel: Der in Fachkreisen gut bekannte chilenisch-schweizerische Pianist Matias Alzola begleitete die Sänger souverän am Piano.

Das hübsche kleine Kurtheater mit den großen Lüstern (Kronleuchter) an der Decke eignet sich hervorragend für den Ball des Prinzen von Orlofsky, und als Eisenstein als Marquis Renard (Fuchs) und Gefängnisdirektor Frank "mit Sinn für Pflicht und Vergnügen" als Chevalier Chagrin (Kummer) französisch, russisch und ungarisch parlierend auftreten, kennt das Vergnügen des Publikums keine Grenzen.

Dazu die vielen bekannten Lieder, "Trinke Liebchen, trinke schnell", "Im Feuerstrom der Reben", "Spiel’ ich die Unschuld vom Lande", "Ich lade gern mir Gäste ein", "Oh je, oh je, wie rührt mich dies" oder "Mein Herr Marquis" verleiteten manchen Zuhörer zum fröhlichen Mitsingen und machte diese Operetteninszenierung zu einem besonderen Erlebnis. Das Finale mit dem wiederholt gesungenen Quartett "O Fledermaus, O Fledermaus" begeisterte noch einmal das Publikum wie die gesamte Inszenierung, die mit Standing Ovations belohnt wurde.