Sie gestalteten den zweiten KSR-Fachtag (von links): Dieter Hoffmann, Klaus Mack, Norbert Weisser, Karin Stumpf, Jürgen Jakob, Anita Burkhardt und Eberhard Fiedler. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Aktionstag: Kreisseniorenrat organisiert Fachtag in Bad Wildbad zu den Themen Medizin und Pflege

Nach dem Erfolg seines ersten Fachtags 2018 im Frühjahr schob der Kreisseniorenrat einen zweiten Tag dieser Art hinterher. Doch mit der Resonanz der Veranstaltung in Bad Wildbad war man bei den Veranstaltern nicht so recht zufrieden.

Bad Wildbad. "Neues in der medizinischen und pflegerischen Versorgung" war das Thema des zweiten diesjährigen Fachtags des Kreisseniorenrats (KSR) Calw, zu dem dieser ins Forum König-Karls-Bad in Bad Wildbad eingeladen hatte. Nicht zufrieden waren die Veranstalter mit dem Besuch, da der KSR immerhin zehn örtliche Seniorenräte in den Städten und Gemeinden des Landkreises aufweist und dieses Thema zudem eigentlich jeden verantwortungsbewussten Menschen betrifft.

Zum Thema "Neues", so KSR-Vorsitzender Eberhard Fiedler in seiner Begrüßung, habe man kompetente Referenten gewinnen können, was sich auch im Lauf dieses Fachtages deutlich zeigte.

Diese Fachtage seien wichtig, betonte auch Norbert Weiser, Dezernent beim Landratsamt Calw, in seinem Grußwort, denn es gebe dabei die Möglichkeit diese Themen ausführlich anzusprechen. Auch Bad Wildbad Bürgermeister Klaus Mack lobte das Engagement des Kreisseniorenrats und wies auf den Gesundheitsbereich der Stadt hin.

Thaddäus Kunzmann, seit März 2017 Demografiebeauftragter des Landes, zeigte sehr ausführlich den demografischen Wandel in Baden-Württemberg auf, wobei er speziell das unterschiedliche Wachstum der Landkreise und der Gemeinden ansprach. Ohne Zuzug würde sich statistisch gesehen in den nächsten vier Generationen die Einwohnerzahl des Landes halbieren, da die Geburtenrate bei 1,57 Kindern je Frau nicht ausreiche, was wiederum den Fachkräftemangel vergrößere. Deshalb sei der Zuzug sehr wichtig, wobei das Wohnraumangebot, die Mobilität, die Kinderbetreuung, das umfassende Schulwesen und das bis jetzt nur teilweise vorhandene Breitband wesentliche Voraussetzungen seien. Auch die Versorgung, Betreuung und Pflege im Alter spiele eine große Rolle, da derzeit etwa 70 Prozent der Pflegebedürftigen noch zuhause versorgt würden, was zukünftig jedoch stark rückläufig sein werde.

Jürgen Jakob, Berater des Arztpartner-Service der AOK, stellte anschließend das AOK-Hausarztprogramm und die VERAHs vor. VERAH (= Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis), so Jakob, ist eine innovative Form der Patientenversorgung, an der HZV (hausarzt-zentrierte Versorgung) rund 4000 Ärzte in Baden-Württemberg teilnähmen und die seit einem Jahrzehnt besteht. Mit der VERAH soll der Hausarzt entlastet und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Versorgung des Patienten sichergestellt werden. Einfach ausgedrückt, eine speziell dafür ausgebildete medizinische Fachangestellte der Arztpraxis sucht bei Bedarf den Patienten zuhause auf, um verschiedene sonst nur in der Praxis durch den Arzt vorgenommene Behandlungen und Beratungen durchzuführen. Im Nordschwarzwald beteiligen sich an dieser Einrichtung 191 HZV-Ärzte mit 178 VERAHS und 32 VERAH-Mobilen.

Über die Tagespflege referierte Karin Stumpf vom Landratsamt Calw, die für den Bereich Soziales zuständig ist. Die häusliche Pflege werde heute noch überwiegend durch Angehörige oder Nahestehende durchgeführt, wofür es von der Pflegekasse auf Antrag entsprechende finanzielle Unterstützung gebe. Weitere Möglichkeiten, die Stumpf vorstellte, sind ambulante Pflegedienste, ambulante Pflege-Wohngemeinschaften, Pflegeheime, Einrichtungen zur Tages- und Nachpflege sowie Hilfen zur Unterstützung im Alltag. Die Versorgungssituation im Landkreis betrug vor zwei Jahren zehn Tagespflegeeinrichtungen. Inzwischen sind es 14, die entsprechend der geografischen Struktur vor allem in der östlichen Hälfte des Kreises zu finden sind. Derzeit stehen 207 Plätze für Tagespflege zur Verfügung.

"Man muss das Heft selbst in die Hand nehmen", stellte Anita Burkhardt aus Neuweiler fest, was dort auch geschehen ist. Anita Burkhardt ist Vorsitzende des vor einigen Jahren gegründeten Vereins "Miteinander und Füreinander in Neuweiler", der mit der "Herbstrose" selbst eine solitäre Tagespflege geschaffen hat, eine "wirtschaftlich, räumlich und organisatorisch selbstständige Einrichtung mit eigener Konzeption und ausschließlicher Nutzung durch Tagespflege-Gäste", wie zuvor von Karin Stumpf erläutert worden war. Der Verein, so Anita Burkhardt, hatte bei seiner Gründung 23 Mitglieder, inzwischen sind es 154. 15 angestellte Mitarbeiterinnen beschäftigt die dortige Tagespflege, viele Ehrenamtliche helfen mit, dass die Besucher der Herbstrose fünf Tage in der Woche bestens betreut werden, wodurch die Angehörigen entlastet werden. Ein Fahrdienst des Vereins holt die Besucher ab und bringt sie am Spätnachmittag wieder bis in ihr Zuhause zurück.

Vor zwei Monaten zeigte der NDR im ARD einen Beitrag über die "Herbstrose", wodurch dieser Seniorentreff bundesweit bekannt wurde. Burkhardt erwähnte abschließend, dass man sich auf dem Erreichten nicht ausruhen wolle, sondern beabsichtigt, 2019 eine Bürger-Genossenschaft zu gründen, um im früheren Gasthof Lamm betreute Wohnungen einzurichten.

Der anhaltende Beifall der rund 40 Besucher des 2. KSR-Fachtages 2018 für Anita Burkhardt und die Herbstrose bewies die hohe Anerkennung für diese Einrichtung.