Bereits im November wurde der Wolf von einer Überwachungskamera gefilmt. Foto: Kionka/Screenshot: Mutschler

Video aus November 2019 zeigt wohl "GW852m" an Kirrstelle in Sprollenhaus. Mit Video

Bad Wildbad-Sprollenhaus - Dass der Wolf in der Region um Bad Wildbad sesshaft geworden ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Dennoch sind Sichtungen sehr selten. Alexandra Kionka meldete sich nach dem aktuellen Schafriss bei unserer Zeitung. Im November 2019 wurde ihr Zaun an mehreren Stellen niedergerissen. In derselben Nacht filmte eine ihrer Überwachungskameras den Wolf an einer Kirrstelle.

Das Video ist auf der Facebook-Seite Schwarzwälder Bote Oberes Enztal zu sehen:

Bereits im November 2019, so erzählt Alexandra Kionka, die Inhaberin des Enztalhofs mit Islandpferdezucht, habe es bei ihrer Schafherde einen Zwischenfall, wohl mit einem Wolf, gegeben. Neben ihrer Pferdezucht hält Kionka auch eine kleine Herde schottischer Suffolk-Schafe. Am Morgen des 5. November war sie auf dem Weg nach Belgien, um dort Pferde abzuholen. Im Auto erhielt sie einen Anruf, dass der Zaun bei ihrer Schafherde am Nasslagerplatz an mehreren Stellen umliege. Die Nachbarin, die den liegenden Zaun entdeckt hatte, traute sich nicht, den wegen des starken Stromgerätes und trotz der Erdung "tickenden" Zaun aufzustellen. Erst als Kionka ihr erklärte, wie das Gerät abzustellen ist, konnte sie den Zaun notdürftig reparieren. Immerhin: Alle Schafe waren noch da.

Wolf spürte "Ticken" des fließenden Stroms

Zu diesem Zeitpunkt habe sie auch noch nicht an den Wolf gedacht, erzählt Kionka. Stutzig sei sie erst geworden, als sie bei der Besichtigung der Schäden festgestellt habe, dass die unterste Litze des Zauns, die keinen Strom führt, alle paar Meter kaputt gewesen sei. Zudem habe es an den Ecken massive Spuren innerhalb des Zauns gegeben. Kionka erklärt sich den Vorfall so, dass der Wolf versucht habe, an der Litze zu ziehen. So habe sich der Zaun nach innen gelegt und als die Kräfte zu groß geworden seien, sei diese gerissen. An einer Stelle seien acht Pfähle aus dem Boden gezogen worden und der Zaun auf mehr als 30 Metern flach gelegen. Die Schleifspuren schreibt sie ihrem großen Bock zu, der gescharrt und gestampft habe, um den Eindringling zu vertreiben.

Dass der Wolf dennoch nicht in die Weide eindrang, führt sie darauf zurück, dass das Stromgerät am Elektrozaun mit 5,8 Joule Schlagenergie eines der stärksten Geräte auf dem Markt sei. Trotz der Erdung habe der Wolf das "Ticken" des nach wie vor fließenden Stroms gespürt und gehört und sei deshalb wieder abgezogen.

Dennoch kkeine offizielle Wolfsichtung dokumentiert

Wieso ist sie sich sicher, dass es der Wolf war? In der Nacht des 4. November nahm eine Überwachungskamera an einer Kirrstelle, also einer Futterstelle für Wild, ein Tier auf, bei dem Kionka sicher ist, dass es sich um den Wolf handelte. Das etwa zehn Sekunden lange Video zeigt am unteren rechten Bildrand ein Tier, das an der Futterstelle schnuppert und dann gemächlich aus dem Bild läuft. "Wir hatten ihn noch nie auf der Kamera. Und genau in dieser Nacht ist der Zaun kaputt", ist sie sich sicher, dass der Wolf für den Vorfall bei ihrer Schafherde verantwortlich ist.

Warum wurde der Vorfall nicht bekannt? Zwar seien die Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) aus Freiburg vor Ort gewesen und hätten ihr bestätigt, dass es ein Wolf gewesen sei. Da aber auf dem Video keine Fellzeichnung im Gesicht zu sehen gewesen sei, sei keine offizielle Wolfsichtung dokumentiert worden. Zudem sei auch kein Schaden an Tieren entstanden. Somit gebe es auch keine DNA-Spuren.

Nach dem erneuten Riss in Bad Wildbad entschloss sich Kionka nun aber doch, den Vorfall öffentlich zu machen. Denn sie findet es wichtig, bekannt zu machen, dass sich der Wolf auch an stromführenden Zäunen zu schaffen machen würde. Die FVA schreibe Geräte mit einer Schlagstärke von einem Joule vor. Das sei aber eigentlich viel zu wenig, um den Wolf wirklich abhalten zu können, wenn er so vorgehe, wie in ihrem Fall. Sie fragt sich, warum Weidetierhalter nicht wissen dürfen, "dass er an stromführende Zäune geht". Zudem hält sie die Diskussion über die Höhe der Zäune für nicht so wichtig: "Der will nicht drüber, der will unten durch", ist sie überzeugt.

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