Holger Winterholer (links) mit Franz Schiegl beim Vortrag über die neue Einheitsübersetzung der Bibel. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Dekan Holger Winterholer gibt im Gemeindezentrum Einblick in die katholische Neufassung

Bad Wildbad (cht). Der Vortrag "Neue Übersetzung der Bibel" von Dekan Holger Winterholer, Leiter des Dekanats Calw, sprach sicherlich nicht jeden katholischen Gläubigen an. Auch wenn die Katholische Kirchen- und Kurgemeinde Bad Wildbad und Enzklösterle speziell dazu in Katholische Gemeindezentrum eingeladen hatte.

Trotzdem gewährte er interessante Einblicke in die überarbeitet Einheitsübersetzung der Bibel. Seit Dezember 2016 gibt es diese neue, innerhalb von zehn Jahren überarbeitete Übersetzung. Seit die alte Einheitsübersetzung 1980 abgeschlossen worden war, haben sich nämlich die Sprache und auch wissenschaftliche Erkenntnisse weiterentwickelt. Das zeigt sich jetzt in den Texten der neuen Einheitsübersetzung, die am 1. Advent, also zum Beginn des Kirchenjahrs, eingeführt werden soll. 

Die revidierte Einheitsübersetzung ergänzt, korrigiert und verbessert die bisherige Übersetzung, nahezu zeitgleich mit der im vergangenen Jahr vom evangelischen Bibelwerk herausgegebenen Lutherbibel.

In seinem Vortrag stellte Winterholer die Frage: "Warum eine Neue?" In knapp 40 Jahren des Bestehens der Einheitsübersetzung habe sich die Sprache weiterentwickelt. Es gebe die Jugendsprache – die in der revidierten Einheitsbibel allerdings nicht vorkommt – und es hätten sich andere Sprachgewohnheiten gebildet. Begriffe wie "Neger" oder "Liebeslust" wurden verändert, statt "betroffen" heißt es nun "stumm oder erschrocken", "schwanger" wurde zu "empfangen" und "Ich bin da" zu "Ich bin der Seiende."

Neue theologische Erkenntnisse

Zudem, und dies dürfte wichtiger sein, gebe es neue Erkenntnisse der Theologen, wobei man versuche, sich dem Original anzunähern, das in griechischer und hebräischer Sprache geschrieben wurde. Dies sei besonders schwierig, da es beispielsweise in der hebräischen Schrift keine Vokale gebe und nur die Gegenwart, also keine Vergangenheit oder Zukunft.

Trotzdem, so Winterholer weiter, sei diese Revision keine Neuübersetzung im eigentlichen Sinne, da die bisherige Einheitsübersetzung in ihrer Substanz beibehalten worden sei. Winterholer: "Die Bibel ist die Geschichte von Menschen mit Gott, und die Berichte über Gott mit den Menschen." Besondere Beachtung hätten bei der revidierten Übersetzung theologische und jüdische Überlegungen gefunden. Während die Psalmen stark verändert wurden, seien liturgische Texte sowie das Vaterunser unverändert geblieben.

Winterholer hatte zu diesem Abend Vergleichstexte für die Teilnehmer mitgebracht, an denen er die Veränderungen aufzeigte.

Die Veränderungen, so wurde allgemein festgestellt, sind meist minimal, außer in Römer 16,7, wo der Gruß an Andronikus und Junias nun an Junia geht, also eine weiblich Apostolin, wie Winterholer lächelnd ergänzte. In Lukas 2,1, dem Beginn der Weihnachtsgeschichte, näherte man sich in der revidierten Ausgabe dem griechischen Text an. So hieß es bisher: "In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen." Der revidierte Text lautet nun: "Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen."

In Vers sechs war bisher zu lesen: "Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft." was verändert wurde in "Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte."

Franz Schiegl, aktives Mitglied der katholischen Kirchengemeinde, der diese Veranstaltung initiiert hatte, dankte Dekan Holger Winterholer für seinen Vortrag, bedauerte jedoch gleichzeitig, dass das Ökumenische in dieser Überarbeitung nicht besonders berücksichtigt worden sei.

Gleichzeitig lud er zum "Gesprächskreis Glaubensfragen" ein, der monatlich einmal mit Diakon i. R. Walter Claus donnerstags um 10.30 Uhr im katholischen Gemeindezentrum stattfindet. Die nächsten Termine sind am 22. März und am 12. April.