Die Übernachtungszahlen in den Bad Wildbader Hotels gehen zurück. Foto: Jänsch

Dehoga-Ortsverband klagt. Hoteliers "kriegen so langsam Atemnot". Dickgiesser sieht Marketing auf richtigem. Weg

Bad Wildbad - Der Sommerberg mit seinen vielen Attraktionen boomt und die Tagestouristen strömen auf den Berg. Dennoch schlagen die Hoteliers der Stadt Alarm. Denn die Übernachtungszahlen in Bad Wildbad sind weiter gesunken – und zwar kräftig: Die Auslastung der Bad Wildbader Hotels lag im Juni gerade einmal noch bei 26,7 Prozent.

"Wir kriegen so langsam Atemnot", sagt Hotelier Wolfgang Richter, der Ortsvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Die Übernachtungen seien laut Angaben des Statistischen Landesamts um acht Prozent zurückgegangen. "Ich bin selbst erschrocken, dass wir acht Prozent weniger haben", sagt er. Richter stellt klar, dass natürlich jedes Haus sich um seine eigene Bettenbelegung kümmern müsse. Aber er sieht es als Aufgabe der Touristik, die Marke Bad Wildbad bekanntzumachen. Das habe beispielsweise im vergangenen Jahr sehr gut funktioniert. "Wir haben eine gute Sommerkampagne gehabt mit circa 650 Anfragen über das Online-Formular", erzählt er. Und man habe eigentlich gedacht, diese Kampagne werde fortgeführt. Dann habe es aber im Juni geheißen: "Es ist kein Geld da." Derzeit werde das Restguthaben aus der Winterkampagne verbraucht, mehr sei nicht da, das habe ihm Touristik-Geschäftsführerin Stefanie Dickgiesser "klar erklärt". Im vergangenen Jahr habe man freie Marketingmittel in Höhe von 25 000 Euro gehabt, dieses Jahr gingen diese Mittel gegen null. "Mit so wenig Geld kann man am Markt nichts mehr bewegen", sagt er. Man müsse einen Weg finden, "dass wir die Kosten, die für den Vertrieb entstehen, stemmen können". "Es geht nur, wenn wir Geld in die Hand nehmen".

Tagestouristen bleiben nicht über Nacht

"Die Strategie der Touristik ist uns nicht erklärt worden", sagt er und hofft, dass das Marketingkonzept fortgeführt wird, das der ehemalige Touristik-Geschäftsführer Bernhard Mosbacher 2014 entwickelt hat.

"Viele im Umkreis denken, mit den Attraktionen auf dem Sommerberg würden auch die Übernachtungszahlen steigen. Aber das stimmt nicht", bekräftigt er. Es gelinge nicht, die Tagestouristen zum Übernachten zu bringen. Dabei brächten Übernachtungsgäste noch mehr Geld in die Stadt: Kurtaxe, Steuern, "und die Leute, die hier sind, kaufen auch in den Geschäften ein".

Derzeit sei der "Frustpegel bei den Kollegen relativ hoch", sagt er. Dabei seien die Hotels "im Großen und Ganzen marktfähig", wie es Richter ausdrückt, auch wenn es natürlich Ausreißer geben würde. Die Qualität "der fünf Häuser, die uns tragen", liege bei Online-Bewertungen bei über 90 Prozent.

Richter betont noch einmal, dass es nicht darum gehe, Krawall zu machen. "Aber wir müssen was tun und das geht nur, wenn wir Geld in die Hand nehmen." Er sehe auch die Nöte, die die Stadt habe. Wildbad sei ein toller Ort, "aber es muss uns gelingen, Leben in den Ort zu bringen".

Dabei kann er sich durchaus auch vorstellen, dass Investoren die zum Verkauf stehenden Immobilien, wie etwa den Auerhahn auf dem Sommerberg, übernehmen und zum Beispiel richtige Familienangebote machen würden. Ein Kinderhotel empfindet er, gerade im Hinblick auf die Attraktionen, als "wünschenswert". Außerdem hat er die Vision, dass aus dem Quellenhof wieder ein Hotel wird, mit direktem Zugang zum Forum König-Karls-Bad als Tagungsstätte. Denn immer mehr Firmen wollen seiner Ansicht nach bei Tagungen alles so anbieten können, dass die Teilnehmer das Haus nicht verlassen müssten.

Das Image der Stadt verbessern

Eine etwas andere Meinung zu der Thematik hat Bürgermeister Klaus Mack. "Wir versuchen, das Image der Stadt zu verbessern und das gelingt uns", sagt er. Auch bei der Vermarktung könne man sehr viele Erfolge vorweisen, etwa durch Pressereisen oder auch das Rossini-Festival. Mack verweist auf einen Beitrag des SWR-Fernsehens, der die positive Entwicklung des Tourismus im Nordschwarzwald am Beispiel Bad Wildbads auf dem Weg "vom verstaubten Kurort zum modernen Urlaubsort" zeige. Die Stadt habe imagemäßig sehr aufgeholt.

Vieles sei aber mittlerweile auch bewusst auf die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald des Landkreises Calw ausgelagert worden und da gebe es auch verschiedene Möglichkeiten für Hotels, sich an Kampagnen zu beteiligen. Aber, so Mack: "Das muss jedes Haus am Ende für sich machen." Und das funktioniere, denn insgesamt seien die Zahlen im Nordschwarzwald sehr gut. Man habe extra daran gearbeitet, sich regionaler aufzustellen und weg vom Kirchturmdenken zu kommen.

Im Übrigen seien die Zahlen des statistischen Landesamtes "mit Vorsicht zu genießen", denn dort würden nur die Häuser mit mehr als neun Betten gerechnet. "Für uns gelten alle Zahlen", sagt er und verweist auf die Zahlen von 2018, die, im Gegensatz zu den Zahlen des aktuellen Jahres, vorliegen. So habe es mit 59 360 Ankünften 300 mehr als 2017 gegeben. Die Zahl der Übernachtungen sei dagegen um 800 auf 261 840 leicht gesunken. Dies zeige, es seien mehr Gäste gekommen, aber kürzer geblieben. Vergleichen könne man erst, wenn die ganzen Zahlen vorliegen, schließlich gebe es auch immer Nachmeldungen.

Dennoch sei es nun eine gemeinsame Aufgabe, zu überlegen, wie es funktioniere, mehr Gäste in die Stadt zu holen

Viele Aktivitäten im Marketing

"Ich finde, dass wir auf dem richtigen Weg sind und viel erreicht haben", sagt Touristik-Geschäftsführerin Stefanie Dickgiesser. Zu den Kampagnen führt sie aus, dass man, auch auf Wunsch der teilnehmenden Häuser, als sie gekommen sei, eine Erweiterung im Gesundheitsbereich vorgenommen habe. Hier sei eine eigene Landingpage im Internet gebaut und zwei Pauschalen zusammengestellt worden. Diese Kampagne sei aber nicht angekommen, da der Gesundheitsbereich eine spezielle Zielgruppe sei, die online schwieriger zu erreichen sei als etwa die Freizeitreisenden. Deshalb habe man sie gestoppt und baue jetzt die Seite wieder um, dass sie wie die Kampagnen im Frühjahr und Herbst 2018 funktioniere. Diese Seite soll Anfang nächste Woche online gehen.

Dickgiesser verweist darauf, dass man viel anderes Marketing mache, etwa ein E-Car-Angebot gemeinsam mit den Häusern und den Attraktionen. Dazu gebe es eine Kooperation mit Stuttgart Regio und – ganz neu – auch mit der "Outlet City" in Metzingen. Mit den Sana Kliniken sei man im Gespräch zur Erweiterung des Gesundheitsangebots. Außerdem will man geführte Wanderungen und E-Bike-Touren anbieten, die für Hotels in Pauschalen buchbar gemacht werden sollen.

Natürlich gebe es Optimierungsmöglichkeiten, etwa bei der Webseite. "Aber da sind wir dran", sagt sie und weiter: "Wir sehen viel, wir machen viel, das geht aber nicht von jetzt auf gleich." Man versuche, Angebote zu schaffen, die dem Gast gefallen.