Pianist Jens Schlichting begleitete in ausgezeichneter Art den Stummfilm am Flügel Fotos: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Zum Abschluss der Sommersaison: "Nosferatu –­ eine Symphonie des Grauens" im Kurtheater

Gedreht wurde der Film "Nosferatu – eine Symphonie des Grauens" an verschiedenen Orten in Deutschland und in Transsilvanien (Rumänien). Zum Abschluss der Sommersaison lief der Streifen mit musikalischer Live-Begleitung am Flügel im Königlichen Kurtheater in Bad Wildbad.

Bad Wildbad. "Nosferatu – eine Symphonie des Grauens" ist der Titel eines vor fast 100 Jahren (1921/1922) gedrehten und uraufgeführten Horror-Stummfilms in schwarz-weiß. Zu sehen war er jetzt als letzte Vorstellung der diesjährigen Sommerspielzeit im Königlichen Kurtheater Wildbad.

Der Filminhalt hat expressionistische, aber auch durchaus realistische Züge, Vorbild ist der englische Roman "Dracula" (1897) von Bram Stoker. Der Inhalt des Films (laut Wikipedia): "Thomas Hutter ist Sekretär eines Maklers in Wisborg. Eines Tages schickt ihn sein Chef auf eine Dienstreise nach Transsilvanien, um mit dem Grafen Orlok über den Kauf eines Hauses zu verhandeln. Hutters Frau Ellen ahnt nichts Gutes, denn sie spürt die Gefahr. Erst in der Nacht begegnet Hutter dem seltsamen Schlossherrn und dieser unterzeichnet den Kaufvertrag. Als er am nächsten Morgen im Schloss erwacht, entdeckt er kleine rote Male an seinem Hals und ahnt, welchem Grauen, nämlich einem Vampir, er gegenübersteht."

Erstaunlich viele Besucher waren zu der Wildbader Filmvorführung gekommen, wobei der Film mit einer musikalischen Ouvertüre beginnt und dann in fünf Akte aufgeteilt ist, sozusagen eine filmische Verbindung zur Oper. Begleitet wird der Stummfilm musikalisch am Flügel durch den Pianisten Jens Schlichting aus Hirschberg. Allerdings ist es nicht die komponierte Filmmusik, die Schlichting spielt, sondern Livemusik, aus dem Moment heraus entstehend, ohne Noten, einzigartig und unwiederholbar. Dagegen ist der Stummfilm unveränderbar, bei jeder Vorführung gleich.

Wenn diese beiden Gegensätze aufeinandertreffen, entstehe ein ganz besonderes künstlerisches Spannungsfeld, ein einzigartiges Erlebnis für das Publikum. Denn es tauche ein in eine längst vergangene Welt und erlebe gleichzeitig den Augenblick, das "Jetzt", in einer ganz eigenartigen Intensität, heißt es in der Beschreibung. Die Musik wird also jedes Mal neu und völlig frei aus dem Moment heraus gestaltet.

Schlichting ist ausgebildeter Konzertpianist mit einem breiten Spektrum an Stilen von Klassik bis zum Jazz, Komponist sowie ein innovativer und vielseitiger Pädagoge. Seit vielen Jahren ist die Live-Improvisation der Musik zu Stummfilmen einer seiner künstlerischen Schwerpunkte. Wie in der "guten alten Zeit", in der jedes Kino mindestens einen Pianisten hatte, manchmal sogar einen Organisten oder gar ein eigenes Orchester, improvisiert er live zu Stummfilmen jeglicher Art.

Ausgezeichnetes, einfühlsames Spiel

Schlichting ist gleichzeitig Musikpädagoge und bietet seit vielen Jahren Workshops mit speziellen Klavier-Lernkonzepten "von Hamburg bis Florenz" an, so Schlichting über sich. Außerdem spielt er in einem Klavierduo "Quatromanu".

Das Wildbader Publikum war nicht nur von dem 94-minütigen Film begeistert, der in Zusammenarbeit des Fördervereins Kurtheater mit dem KiWi-Kino Wildbad (Joachim Wossidlo) gezeigt wurde, sondern auch von dem ausgezeichneten einfühlsamen Spiel Schlichtings, der der Dramatik des Films entsprechend alle instrumentalen Möglichkeiten am Flügel nutzte und so die Vorführung dieses Dracula-ähnlichen Films zu einem Erlebnis machte.