Bürgermeister Klaus Mack erinnert mit Martin Kirchenbauer an Inbetriebnahme der Enztalbahn vor zehn Jahren.
Bad Wildbad - Seit Oktober 2003 – also seit zehn Jahren – fährt die Stadtbahn S6 durch die König-Karl-Straße bis zur Endstation Kurpark.
Fast ein Jahr zuvor, im Dezember 2002, war die damals neu elektrifizierte Strecke Pforzheim – Bad Wildbad nach längerem Umbau wieder in Betrieb genommen worden. Bad Wildbad wurde damit Baden-Württembergs kleinste "Straßenbahn-Stadt". So heißt es auf der Homepage des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV): "Dank der am 4. Oktober 2003 eröffneten Verlängerung der Enztalbahn vom Bahnhof Bad Wildbad bis zum Kurpark hat die nur rund 11 000 Einwohner zählende Kurstadt eine eigene Straßenbahn erhalten. Diese Verlängerung hat zugleich einen sprunghaften Anstieg der Fahrgastzahlen auf der Enztalbahn bewirkt. Vor allem Ausflügler nutzen die Möglichkeit, die Kuranlagen und die Sommerbergbahn direkt mit der Stadtbahn erreichen zu können."
Anlässlich dieser zehn Betriebsjahre war Martin Kirchenbauer, Marketingleiter der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), nach Bad Wildbad zu kommen, um gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Mack auf dieses erste Jahrzehnt zurückzuschauen. Die AVG ist Betreiber der Enztalbahn. Mack bezeichnete dieses für die Stadt sehr große und nicht unumstrittene Projekt als damals wegweisende und heute richtige Entscheidung. Er nannte die neue Verbindung nicht nur eine Bereicherung für Bad Wildbad, sondern auch eine Lebensader, die Gäste in die Kurstadt bringe und den Handel belebe. Auch beim Projekt Baumwipfelpfad spiele es eine wichtige Rolle, denn den Investoren sei eine gute Verkehrsanbindung wichtig. Gleichzeitig habe diese öffentliche Investition weitere private und öffentliche Investitionen zur Folge gehabt, so beispielsweise den Neubau der Sana Kliniken, die Verlagerung der Landesakademie in die Kurstadt, die Umbaumaßnahmen im König-Karls-Bad und Neubauten, wie zum Beispiel das König-Karl-Stift und die gleichnamige Residenz. Allen Verantwortlichen, der AVG, dem Landkreis, Land und Bund sprach Mack seinen Dank aus.
Das technische Problem in der Innenstadt von Bad Wildbad sei lösbar gewesen, so Martin Kirchenbauer. Die neu entwickelten Zweisystem-Stadtbahnwagen, die 1992 erstmals auf der Strecke nach Bretten eingesetzt wurden, hätten sich auch auf der Enztalbahn bewährt. Allerdings gelte ab dem Bahnhof die Betriebsordnung Straßenbahn, die eine Straßenbahnzulassung für diese Strecke erforderlich machte, auf welcher der Fahrer mit geringer Geschwindigkeit und auf Sicht fahren müsse.
Kosten belaufen sich auf 33 Millionen Euro
33 Millionen Euro habe der Ausbau gekostet, sagte Kirchenbauer weiter, wobei 85 Prozent der Kosten von Land und Bund getragen worden seien. Heute würde die Bezuschussung nur noch 50 Prozent betragen. Die restlichen Kosten tragen Landkreis und Stadt. Kirchenbauer: "Heute könnten wir dieses Projekt nicht mehr schultern!" Man habe inzwischen den nicht zentral gelegenen Bahnhof durch die Verlegung der König-Karl-Straße bis zum Kreisel und die Bereinigung des alten Bahnhofsgeländes baulich angebunden und so zur Stadtentwicklung beigetragen.
Karlsruher Senioren würden im Sommer nach Bad Wildbad fahren, um im Kurpark spazieren zu gehen oder ein Café aufsuchen, machte Kirchenbauer deutlich. Die Erneuerung der Bergbahn und das Palais Thermal hätten ebenfalls zur Attraktivität beigetragen. Die jährlichen Fahrgastzahlen seien beeindruckend: 1,2 Millionen Fahrgäste werden auf der Enztalbahn befördert. Das sind rund 3 300 Fahrgäste pro Tag, wobei es an den Wochenenden durch den Wegfall des Schüler- und des Berufsverkehrs etwas weniger sind. Zur Erinnerung: Auf der früheren Bundesbahnstrecke waren es durchschnittlich nur etwas mehr als 1000 Fahrgäste am Tag.
Kirchenbauer bezeichnete die Enztalbahn als einer der schönsten Bahnsausflugsstrecken. Mack erinnerte daran, dass der damalige Staatssekretär Stefan Mappus und Bürgermeister Walter Jocher die Strecke wesentlich mit auf den Weg gebracht hätten. Es sei die richtige Entscheidung zum rechten Zeitpunkt gewesen. Derzeit, so Mack, stünden Überlegungen zur Sanierung des Plattenbelags zwischen den Schienen im Vordergrund stehen. Es gebe bereits Betonplatten im "Pflasterlook", die hierfür geeignet seien. Allerdings, so Mack und Kirchenbauer, sei die Finanzierung noch ungeklärt.