Restlos gefüllt war die Festhalle in Sprollenhaus bei der Informationsveranstaltung zum Glasfaserausbau im oberen Enztal. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder Bote

Digitalisierung: Kommunen und Landkreis informieren in Sprollenhaus über den bevorstehenden Breitbandausbau im Oberen Enztal

Der Platz reichte nicht aus, alle Stühle waren besetzt, viele Interessierte mussten hinten stehend den Informationen lauschen: Die Stadt Bad Wildbad und die Gemeinde Enzklösterle hatten zu einem Informationsabend wegen der bevorstehenden Glasfaserbreitband-Versorgung eingeladen.

Bad Wildbad-Sprollenhaus. Da das Internet in den Ortsteilen Christophshof, Sprollenhaus und Nonnenmiss extrem schwach ist, wird derzeit der Ausbau vorangetrieben, wobei verschiedene Akteure mitwirken.

Mit "vergessene Gebiete, wo der Markt versagt hat", bezeichnet Bürgermeister Klaus Mack nach seiner Begrüßung den ländlichen Raum, wobei er den großen Internetversorgern vorwarf, dass sie am "flachen Land" kein Interesse hätten, weil es sich nicht lohne. Dabei sei das Internet inzwischen ein Teil der Daseinsvorsorge.

Allein durch die Stadt sei die Breitbandversorgung nicht möglich gewesen, deshalb habe der Landkreis als Vorreiter die Initiative ergriffen und 5,4 Millionen Euro für den Ausbau des Backbonenetzes und der Breitbandversorgung investiert, wobei im Oberen Enztal der erste Abschnitt derzeit realisiert werde.

Auch Enzklösterles Bürgermeisterin Petra Nych dankte dem Landkreis und freute sich, dass endlich die Baumaßnahmen anliefen. Dass dies wichtig sei, so Nych, beweise der ausgezeichnete Besuch dieses Infoabends.

Wie die praktische Umsetzung dieser wichtigen Maßnahme verläuft, erklärte Andreas Knörle vom Landratsamt Calw. Knörle ist Geschäftsführer des Eigenbetriebs Breitband im Landkreis Calw. Eigentlich, so meinte Knörle, sei der Landkreis dafür nicht zuständig. Jedoch ebenso wie die Wasser-, Gas- und Stromversorgung kommunale Aufgabe sei, müsse nun der Landkreis Vorreiter sein in Sachen "schnelles Internet". Für diesen Ausbau hätten sich neun Gemeinden des Kreises (Bad Liebenzell, Bad Teinach-Zavelstein, Bad Wildbad, Enzklösterle, Haiterbach, Neuweiler, Oberreichenbach, Schömberg und Simmersfeld) zusammengefunden und als Generalunternehmer die Netze-BW beauftragt. "In einigen Monaten werden Sie wesentlich besser versorgt sein als viele Großstädte, da wir das Glasfasernetz nutzen", warb Knörle für den Anschluss, wobei die Kosten wesentlich günstiger seien als von den Großanbietern.

Verschiedene Bauphasen

Klaus Kaiser, zuständig für das Hausanschlussmanagement, Jochen Reich, Teamleiter, sowie Alexander Siebnich vom Netzbetreiber gaben anschließend einen Einblick in die verschiedenen Phasen des Breitbandausbaus.

Zuerst erfolgt der Bau einer Leerrohrinfrastruktur bis in die Gebäude durch Netze-BW als Voraussetzung für den Glasfaserausbau. Danach wird in jedes Leerrohr ein Glasfaserkabel "eingeblasen". Schließlich wird der zuständige Netzbetreiber, das Gemeinschaftsprojekt der Sparkassen-IT GmbH & Co, dem Landkreis Calw sowie der brain4kom AG aus Gaggenau mit der Marke "nswnetz", das Glasfasernetz in Betrieb nehmen und allen Kunden entsprechende Angebote für schnelleres Internet zukommen lassen.

Auch wenn die Eigentümer oder Bewohner eines Hauses derzeit noch keinen Bedarf für schnelles Internet sehen, sei durch die Verlegung eines TK-Leerrohres ein späterer Glasfaserausbau gut vorbereitet, die Attraktivität einer Immobilie steige dadurch und ebenso auch die Lebensqualität im ländlichen Raum.

Die "nswnetz" bietet verschiedene Tarife mit verschiedenen Geschwindigkeiten (30, 50, 100 und 400 Megabit/Sekunde) an.

Nach so vielen Informationen, jeder Eigentümer einer Wohnung oder eines Gebäudes in den drei Ortsteilen hatte bereits zwei Wochen zuvor umfangreiches Infomaterial erhalten, gab es zahlreiche Fragen aus der Zuhörerschaft, die meist das eigene Grundstück betrafen und deshalb mit den Eigentümern direkt vor Ort besprochen werden sollen. Auf die Frage, ab wann denn der Glasfaser-Internetzugang fertig sein würde, gab Andreas Knörle, der zu Beginn von einigen Monaten gesprochen hatte, die salomonische Antwort: "Im Laufe dieses Jahres" und so müssen sich die Glasfaserinteressenten noch etwas in Geduld üben und hoffen, dass das bereits jetzt sehr langsame Netz nicht vollends zusammenbricht.