Heimatforscher Otto Großmann berichtet über die Auseinandersetzungen zwischen Franzosen und Deutschen

Oberes Enztal. Vor 50 Jahren wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag zwischen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle unterzeichnet. Vorausgegangen waren Jahrhunderte blutiger Kriege zwischen beiden Völkern. Davon betroffen war besonders der Nordschwarzwald.

Der Heimatforscher Otto Großmann schildert in seinem letzten Beitrag, was gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in der Region passierte: Nachdem bis zum 2. April 1945 vier Divisionen den Rhein zwischen Karlsruhe und Speyer überschritten hatten, kam der im Jahre 1938 erbaute Westwall,der sich vor allem an den Rhein angelehnt hatte, als Verteidigungslinie nicht in Betracht. Ostwärts der damaligen Reichsstraße 3, Ettlingen-Offenburg-Freiburg verlief die "Schwarzwaldrandstellung", die bereits aus 1936/1937 an den Talausgängen der Schwarzwaldtäler Alb, Murg, Kinzig errichteten Sperren, bestanden hat. Dahinter kam die Schwarzwaldkammstellung Pforzheim-Neuenbürg-Ruhestein-Griesbach, die lediglich aus einigen Bunkern bestand, wie zum Beispiel bei Langenbrand, an der Straße nach Waldrennach, sowie nach Salmbach (vgl. "Die militärische Besetzung von Baden-Württemberg 1945" von Günter Cordes).

Diese Stellung wurde ab März 1945 durch den damaligen "Volkssturm" und andere Organisationen, – teilnehmen mussten auch Jugendliche ab zehn Jahren, weiter ausgebaut. So wurden zum Beispiel an der Eyachbrücke, im Eyachtal, oberhalb der "Buchenkurve" an der B 294, Schützengräben ausgehoben die heute noch zu erkennen sind. Sowohl die in den Jahren 1701 und 1714, als auch die 1936/1937 angelegten Befestigungslinien sollten die von Westen angreifenden Franzosen vom nördlichen Schwarzwald abhalten, was 1945 nicht möglich war, weil der nördliche Schwarzwald von Nord nach Süd besetzt worden ist.

Die militärische Planung der Franzosen hat zunächst vorgesehen, nach dem Rheinübergang die Linie Karlsruhe-Eppingen zu erreichen, was am 4. April 1945 geschah. Dann sollte auf breiter Front zwischen Heilbronn/Besigheim und Pforzheim, mit zwei Infanteriedivisionen, und mit zwei Kampfgruppen, bestehend aus je 80 Panzern, Stuttgart angesteuert und erobert werden. Eine Infanteriedivison,mit einer Kampfgruppe Panzer, sollte die rechte Flanke, den nördlichen Schwarzwald abdecken, gleichzeitig Richtung Offenburg vorstoßen, um dem I. Französischen Korps den Rheinübergang bei Straßburg/Kehl zu ermöglichen

Neuenbürg wurde vom Westen besetzt. Die Gruppe Navarre der Franzosen stieß am 10. April 1945 von Herrenalb auf Loffenau und das Murgtal zu. Dieser Vorstoß veranlasste die noch am Rhein und unteren Murg stehenden deutschen Verbände, sich am 11. April 1945 auf die Linie Iffezheim-Baden-Baden-Forbach zurückzuziehen. Wildbad wurde von einer französischen Einheit, die von Kaltenbronn aus über Sprollenhaus vorstieß, besetzt, Calmbach von Höfen aus, während Höfen vom Eiberg von französischen Alpenjägern erobert wurde. Nachdem Freudenstadt am 17. April 1945 eingenommen worden war, konnte das erste französische Korps mit einer Gebirgs- und Panzerdivision den Rhein überschreiten und den Kniebis kampflos einnehmen (vgl. Lattere de Tassigny "Rhin et Danube", Paris 1949).