Die Enztalbahn hält am Kurpark in Bad Wildbad. Foto: sb

BW-Preise lösen VPE-Angebote ab. Einheitliches, landesweites System bringt höhere Preise auf Linie S 6.

Bad Wildbad/Pforzheim/Enzkreis - Bad Wildbad hat sich zu einem touristischen Magnet gemausert. Baumwipfelpfad und Hängebrücke locken immer mehr Besucher aus Pforzheim und dem Enzkreis auf den Sommerberg.

Viele fahren mit der Enztal-Bahn in den Nordschwarzwald. Der Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE) schuf eine Sonderregelung für die S 6 nach Bad Wildbad: Damit überwinden die VPE-Tickets auf der Schiene die Tarifgrenze des Landkreises Calw. Doch in zwei Monaten müssen Fahrgäste gehörig umdenken. Am 9. Dezember führt das Land für Zugreisen, die über Verbünde hinausgehen, den Baden-Württemberg-Tarif (BW-Tarif) ein – dieses Modell löst die bisherigen Fahrscheine für die Wildbader Strecke ab. VPE-Chef Axel Hofsäß will Preissprünge aber mit einem Spezialangebot abfangen.

Zuschüsse vom Land

Eigentlich ist Hofsäß ein glühender Anhänger des Landestarifs. Die BW-Tickets führen erstmals über alle Hürden der 22 Verbünde im Südwesten hinaus, sie sollen aber auch die Bahnreise günstiger machen. Wie sich das auswirkt, zeigt sich zum Beispiel am Preis für die Fahrt von Karlsruhe nach Stuttgart über drei Verbünde hinweg. Kostet der Regionalzug auf dieser Linie heute 21,30 Euro, so sinkt der künftige BW-Tarif dank der Zuschüsse des Landes auf 13,90 Euro – eine satte Ersparnis von rund 35 Prozent.

"Für solche Sonderprogramme, wie wir sie im Enztal mit dem Calwer Verbund VGC vereinbart haben, sieht das anders aus", sagt Hofsäß. Zurzeit kostet das Einzelticket von Pforzheim nach Bad Wildbad 4,90 Euro. Nach dem Fahrplanwechsel im Dezember betrage der BW-Tarif 6,70 Euro. Hin und zurück sind es 13,40 Euro. Der VPE reagiere darauf mit einem neuen Angebot: "Mit unserer Tageskarte Regio-Kombi kosten die Fahrten mit der S 6 nur 11,70 Euro, für Gruppen bis fünf Personen 20,30 Euro." Der VPE-Preis unterbietet damit die Landeskarte. Allerdings hat der BW-Tarif zwei Vorteile. Erstens: Die Zugfahrt schließt am Ankunftsort die kostenlose Heimfahrt zur Wohnung ein – ob mit Bus, Tram oder Stadtbahn. Bis 2021 will das Land die zweite BW-Stufe zünden – dann gilt der Tarif nicht nur am Ziel, sondern schon bei der Abfahrt daheim mit allen Verkehrsmitteln.

"Und es kommt noch besser", so Hofsäß: "Mit einer Bahncard können Kunden richtig viel sparen." Mit der Bahncard 50 kostet der Landestarif im Enztal halb so viel, das wären für die einfache Fahrt nur noch 3,35 Euro – weniger als der heute günstige VPE-Preis (4,90 Euro). Mit der 25er-Karte der Bahn sinkt der BW-Tarif auf fünf Euro.

Diese Absenkungen gelten nicht bei speziellen Tageskarten wie RegioX, Metropolticket, Baden-Württemberg-Ticket und Kulturbahn-Ticket, die mit ihren aktuellen Preisen ins Landessystem übergehen.

Kopfrechnen gefragt

Einen Pferdefuß haben die künftigen BW-Tarife: Touristen aus der Region, die mit dem Zug auf den Sommerberg wollen, müssen genau rechnen: Einzelfahrscheine des Landes oder die neue VPE-Kombitageskarte? Eine einfache Preisgestaltung im Nahverkehr sieht anders aus. Doch Hofsäß ist überzeugt, dass die Reisenden durch den Preisdschungel finden und vom BW-Tarif profitieren. Denn die Kunden seien gewitzt: "Bei unserem Luftlinientarif für den Bus wissen sie schon jetzt sehr genau, wie sie sparen können", so Hofsäß.